Kampagne für mehr Frauen in der Politik
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«Helvetia ruft»:Kampagne für mehr Frauen in der Politik

«Helvetia ruft» kämpft mit Finanzproblemen
«Beim Portemonnaie hört der Feminismus auf»

Sie wollen den Frauenanteil im Parlament «drastisch» erhöhen. Doch die Macherinnen hinter «Helvetia ruft» sind konsterniert: Der Zulauf ist gross – doch es fehlen Spenden für die überparteiliche Aktion.
Publiziert: 07.03.2019 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2019 um 20:32 Uhr
Sibel Arslan kritisiert ...
Foto: Keystone
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Cinzia Venafro

«Helvetia ist in tiefer Sorge, denn sie weiss: Eine Demokratie ist nur so gut, wie sie ihre Bürgerinnen und Bürger repräsentiert»: Mit grossen Worten startete die Aktion «Helvetia ruft» vergangenem Herbst.

Auch alt Bundesrätin Elisabeth Kopp (82) weibelte für das Anliegen. Ziel: Der Frauenanteil in den Parlamenten soll «signifikant» erhöht werden. Damit dies klappt, haben die Frauen-Dachorganisation Alliance F und die Operation Libero insgesamt 365'000 Franken budgetiert – für drei konkrete Projekte bis in den Wahlherbst 2019 hinein.

Das Problem: Bis jetzt sind gerade einmal 34'085 Franken bei «Helvetia ruft» eingegangen. Die Grünen-Nationalrätinnen Sibel Arslan (38) und Irène Kälin (32) sind konsterniert: «Beim Portemonnaie hört der Feminismus leider auf», sagen die beiden, die sich im Hintergrund bei «Helvetia ruft» engagieren.

440 Frauen haben den Ruf Helvetias gehört

Alliance-F-Kampagnenleiterin Jessica Zuber beschwichtigt: Das gesammelte Geld sei «ein guter Anfang». Das Zwischenziel waren eigentlich 50'000 bis Ende Jahr.

Zuber hofft jetzt aber, mit einem weiteren Anlauf Geldgeber für «Helvetia ruft» zu finden. Denn zu finanzieren gäbe es viel: unter anderem ein grosses Parteien-Rating, mit dem «Helvetia ruft» Druck auf die Kantonalsektionen ausüben will. «Im Herbst werden wir damit zeigen, welche Parteien konsequent Frauen und Männer gleichermassen fördern und welche in diesem Wettbewerb noch viel Aufholbedarf haben», sagt Zuber.

Denn obwohl es mit dem Geld harzt – an willigen Neo-Politikerinnen mangelt es nicht: 440 Frauen haben den Ruf Helvetias gehört – mehr als die Hälfte sind politische Newcomerinnen.

Man wolle von SP bis SVP Frauen motivieren, betont Zuber. «Von links bis ganz rechts hatten wir die Rückmeldung, dass ein angemessener Frauenanteil auf ihren Listen erwünscht und gefördert werden soll!»

Es gab mehr Männer mit Namen Urs als Frauen im Parlament 

Die Nachfrage nach «Helvetia ruft» sei also da. Aber: Da es sich bei der Kampagne weder um klassische Parteienfinanzierung noch um eine NGO-Spendenaktion handle, falle sie «irgendwo zwischen Stuhl und Bank».

Damit die 365'000 Franken doch noch zustande kommen – und am Ende wirklich mehr als aktuell 69 Frauen die nationale Politik gestalten –, reden jetzt die von Helvetia Gerufenen selbst: In einem Video, produziert von Erfolgsregisseurin Andrea Staka (46), erklären sie, warum sie genau jetzt ins Parlament wollen. Ein Argument: «Wussten Sie, dass es mehr Männer mit Namen Urs als Frauen im Parlament gab!?»

Im Video zu sehen sind: Susanne Amsler (GLP) aus Genf, Mentari Baumann (FDP), Ursula Marti (SP) und Leonie Nägler (Grüne) aus Bern, Esther Keller (GLP) aus Basel, Yvonne Bürgin (CVP), Corina Gredig (GLP), Astrid Marshall (CSP), Katharina Prelicz-Huber (Grüne), Nadine Putscher-Barmet (BDP) und Angelika Ruider (BDP) aus Zürich, Stephanie Ritschard (SVP) aus Solothurn und Vera Stiffle (FDP) aus Graubünden.

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