Moderatorin Barbara Lüthi klopft an Philipp Guts Scheibe
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Chaos im «SRF»-Club:Moderatorin Barbara Lüthi klopft an Philipp Guts Scheibe

SRF-Moderatorin Lüthi gibt nach «Brüll-Club» Fehler zu
«Ich hätte härter durchgreifen müssen»

Im SRF-«Club» zum Mediengesetz brüllten die männlichen Gäste derart herum, dass Barbara Lüthi zu einer ungewöhnlichen Massnahme greifen musste. Am Tag darauf zeigt sich die Moderatorin selbstkritisch.
Publiziert: 19.01.2022 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2022 um 13:08 Uhr

Normalerweise ist die Rollenverteilung im Schweizer Fernsehen SRF klar: Im «Club» finden die gesitteten Diskussionen statt und in der «Arena» geht es hoch zu und her. Doch diese Regel wurde gestern Dienstag gebrochen. Der «Club» zum Mediengesetz fühlte sich an wie eine «Arena».

Befürworter und Gegner fielen sich derart ins Wort, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause zwischenzeitlich kaum mehr mitkamen. Schon zu Beginn regte sich der ehemalige stellvertretende Chefredaktor der «Weltwoche» und Gegner des Gesetzes, Philipp Gut (50), über seinen Kontrahenten, Medienprofessor Manuel Puppis, auf: «Lassen Sie mich ausreden, darf ich ausreden? Ich bin an einer Replik auf Ihre falschen Aussagen.»

Wildes Durcheinander

Später war es allerdings oft Gut selber, der die Befürworter des Gesetzes nicht ausreden liess. Moderatorin Barbara Lüthi (48) hatte Mühe, den heutigen Kommunikationsberater zu bändigen. Nach 20 Minuten mahnte sie ihre Gäste eindringlich: «Es ist wirklich mühsam für den Zuschauer. Ich weiss, sie diskutieren leidenschaftlich. Das finde ich grossartig, aber man versteht sie einfach nicht, wenn sie alle durcheinander sprechen.»

Es war ein hitziger «Club» zum Mediengesetz.
Foto: Screenshot SRF-Club
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Doch auch das half wenig. Als Philipp Gut – flankiert von Verleger Markus Somm (56) – Professor Puppis erneut nicht ausreden liess, griff Barbara Lüthi zu einer unkonventionellen Massnahme und klopfte an die Plexiglasscheibe, die sie als Coronaschutzmassnahme von Gut trennte. «Herr Gut, jetzt lassen Sie den Herrn Puppis ausreden!»

Kritik auf Twitter

Auf Twitter löste das Verhalten der Gäste – insbesondere der männlichen – heftige Kritik aus. «Warum brüllen die Männer so?», fragt ein SRF-Journalist auf Twitter. Ein anderer User schreibt: «Offenbar macht der SRF-Club gerade eine Spezialsendung für Schwerhörige. Gehöre nicht zur Zielgruppe und habe deshalb wieder abgeschaltet.» Und eine Userin meint: «Es hätte eine interessante Diskussion werden können. Total mühsam einfach, wenn die Herren Gut und Somm dauernd allen ins Wort fallen.»

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Wegen der lauten Männer in der Runde kamen die Frauen teilweise kaum zu Wort. Hansi Voigt (59), Gründer verschiedener Online-Medien und Befürworter des Gesetzes, räumte nach der Sendung auf Twitter ein, dass er sich zwischendurch am liebsten für die Art der Diskussion entschuldigt hätte. «Aber die Nerven hat man ja dann auch nicht.»

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Nicht nur die lauten Gäste sorgten auf den sozialen Medien für Kritik, auch die Sendungsführung. Politikberater Mark Balsiger etwa hätte sich ein stärkeres Eingreifen von Moderatorin Barbara Lüthi gewünscht. Auf Twitter schreibt er: «Man hätte vor der Sendung drei Gästen erklären müssen, dass nicht derjenige gewinnt, der am lautesten herumbrüllt. Moderation, hallo! Zusammensetzung der Runde?»

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TV-Chefredaktor Tristan Brenn reagierte auf die Kritik eines Watson-Journalisten, wonach es sich um eine «schlechte Sendung» gehandelt habe, bloss mit «No comment». Der Journalist solle sich an Moderatorin Barbara Lüthi oder den stellvertretenden Chefredaktor wenden.

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Barbara Lüthi reagierte am Mittwoch denn auch – und zwar selbstkritisch. «Der SRF Club zum Mediengesetz ist nicht so verlaufen, wie ich mir das gewünscht hätte» schreibt sie auf Twitter. «Im Sinne einer konstruktiven Diskussion hätte ich härter durchgreifen müssen.»

Wer den «Club» regelmässig schaue, wisse dass die Art und Weise, in der die Diskussion stattfand, eine Ausnahme darstelle. «Wir führen kontroverse Diskussionen, aber bemühen uns jede Woche um ein sachliches, respektvolles, angeregtes Gespräch.»

(til)


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