«Hygienisch inakzeptabel»
In 9 von 10 Schulen herrscht dicke Luft

Die Luftqualität in Klassenzimmern ist schlecht. Ein Test zeigt jetzt, wie gross das Problem ist. Denn so werden nicht nur Covid-Ansteckungen begünstigt. Es lernt sich auch schwieriger.
Publiziert: 09.02.2022 um 09:12 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2022 um 10:52 Uhr

Viele Kantone haben genug von Corona – der Bundesrat soll am kommenden Mittwoch alle Massnahmen aufheben, fordern sie. Und spuren schon dort vor, wo sie können. So haben verschiedene Kantone wie Bern, Freiburg und Nidwalden die Maskenpflicht in Schulen aufgehoben.

Dadurch aber steigt das Risiko einer Covid-Infektion, wie jetzt eine Recherche des Konsumentenmagazins «K-Tipp» zeigt. Dieses stattete Schülerinnen und Schüler in den Kantonen Zürich, Glarus, Aargau, Thurgau, Solothurn und Basel-Stadt mit CO2-Messgeräten aus, um die Luftqualität zu überprüfen. Schüler platzierten jeweils einen Tag lang CO2-Messgeräte in Klassenzimmern, in denen sie unterrichtet wurden.

Dickste Luft in der Kanti Stadelhofen

Die Ergebnisse sind wenig erfreulich: In neun von zehn untersuchten Schulzimmern stieg der CO2-Anteil während einer Lektion deutlich über die 1000 ppm an, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) für Klassenzimmer als Höchstgrenze empfiehlt. Sonst sei das Risiko für Ansteckungen erhöht und es trete eine «zunehmende Häufigkeit von Symptomen wie Müdigkeit und Konzentrationsstörungen» auf.

Immer mehr Kantone schaffen die Maskenpflicht an Schulen ab. Doch das hat seine Tücken.
Foto: keystone-sda.ch
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«Spitzenreiter» im «K-Tipp»-Test war die Kantonsschule Stadelhofen in Zürich, wo ein Höchstwert von 2716 ppm gemessen wurde, was gemäss BAG «hygienisch inakzeptable Luftqualität» bedeute. Auch das Schulhaus Steinmatt in Oberbuchsiten SO kam auf einen Wert von über 2000 ppm.

Eine sehr gute Luftqualität konnte der Test nur der Primarschule Rüterwis in Zollikerberg ZH bescheinigen. Die Pestalozzi-Sekundarschule in Weinfelden TG und die Wirtschaftsschule KV Zürich kamen immerhin noch auf mittlere Luftqualität.

«Gerade im Winter lüften Lehrer zu wenig»

Die Stichproben bestätigen grössere Studien zur Luftqualität. So zeigten aktuelle Messungen des Kantons Luzern, dass der CO2-Gehalt in 61 Prozent von 216 untersuchten Klassenzimmer 1000 ppm überschreitet. In Graubünden steigt er in 60 Prozent der 150 untersuchten Zimmer sogar regelmässig über den Wert von 2000.

Was der K-Tipp-Test auch zeigte: Die Luftqualität in den Schulzimmern stieg innert weniger Minuten auf bedenkliche Werte an. Lufthygieniker Benoit Sicre von der Hochschule Luzern hat bei eigenen Messungen ähnlich schlechte Luftwerte festgestellt. Er bemängelt gegenüber «K-Tipp»: «Gerade im Winter lüften die meisten Lehrer zu selten. Wenn sie in der Pause nur ein paar Minuten die Fenster aufmachen, ist die Luft schon zu Beginn der nächsten Lektion wieder schlecht.» Er empfiehlt, in jedem Klassenzimmer mit einem CO2-Messgerät zu prüfen, wie oft und lange gelüftet werden muss. (sf)

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