Impfzentren, Hausärzte und Arbeitslose sollen es richten
So bereiten sich die Kantone auf die Impf-Offensive vor

Noch läuft der Betrieb in Impfzentren auf Sparflamme. Das dürfte sich bald ändern: Zwischen April und Juli soll die Schweiz acht Millionen Impfdosen erhalten. Doch gelingt es den Kantonen, auf die Impf-Offensive umzuschalten?
Publiziert: 26.03.2021 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2022 um 14:20 Uhr
Noa Dibbasey

Endlich ist es so weit: Die Lieferung des Impfstoffs kommt ins Rollen. Acht Millionen weitere Dosen sind bis Ende Juli zugesagt. Das gab der Bundesrat am Donnerstagnachmittag bekannt. Mit den Impfstoff-Engpässen sollte bald Schluss sein. Doch das Vakzin muss auch verimpft werden – und hier sind nun die Kantone am Zug.

BLICK hat nachgefragt: Sind die Kantone tatsächlich bereit für den grossen Impfandrang? Und wie wollen sie Hunderttausenden Menschen in kürzester Zeit den Schuss setzen?

Über 10'000 Impfungen pro Tag in Bern

In Bern stehen neun Impfzentren, mehrere Arztpraxen und verschiedene Impfequipen fürs grosse Stechen bereit: Der Kanton plant, täglich 10'000 bis 12'000 Impfungen durchzuführen – sofern der Impfstoff in grossen Mengen eintreffe, wie Gundekar Giebel, Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion, sagt.

Acht Millionen Impfdosen warten auf die Schweiz, wie der Bundesrat heute bekannt gab.
Foto: Keystone
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BLICK hat nachgerechnet: Bei geschätzt einer halben Million Impfwilligen in Bern dauert es etwa vier Monate, bis alle Bernerinnen und Berner auch den zweiten Piks erhalten haben. Laut Giebel könne der Kanton aber bei genügend Impfstoff auch noch den Turbo einschalten: «Wir planen, die Anzahl Impfungen pro Tag durch längere Öffnungszeiten der Impfzentren und impfen am Wochenende zu erhöhen.»

Auch Uri setzt auf Impfzentren plus Arztpraxen

In der Innerschweiz setzt man ebenfalls auf eine Mischung von Impfzentren und Hausarztpraxen: Der Kanton Uri sei «gerüstet und kann die Impfkapazität verdoppeln». Konkrete Zahlen will der Kanton aber nicht nennen.

Auch der Kanton Schwyz konzentriert sich derzeit auf seine drei Impfzentren. Sobald genügend Vakzine vorhanden sind, können wöchentlich rund 12'000 Patienten geimpft werden. In einem nächsten Schritt sollen zudem Arztpraxen und Apotheken eingebunden und weitere Impfzentren aufgebaut werden, sagt Kantonsärztin Regula Willi-Hangartner. Zusätzliche Abgeltungen für Hausärzte sind allerdings nicht geplant.

Aargau prüft Zustupf für Hausärzte

Ähnlich wie in Bern und Uri setzt auch der Kanton Aargau auf einen Mix von Impfzentren und Hausarztpraxen. Voraussichtlich zehn Zentren werden ab Mai bereitstehen, und 190 Aargauer Hausarztpraxen helfen impfen. Ab April läuft laut Kanton ein Pilotprojekt dazu. Später sollen gar noch 70 Apotheken dazukommen. Dabei dürfen sich die Hausärzte allenfalls über einen Zustupf freuen: Die Aargauer prüfen derzeit, ob der Kanton den Medizinern für die Impfungen mehr Geld als vom Bund vorgesehen auszahlen kann – so wie es bereits in Solothurn gemacht wird.

Auch St. Gallen gibt mehr

Und auch St. Gallen bessert den Hausärzten den Tarif auf und zahlt statt den schweizweit gültigen 24.50 immerhin 30 Franken für den Piks. Genaue Zahlen zur Anzahl möglicher Impfungen pro Tag kann der Ostschweizer Kanton aber noch nicht nennen.

Im Kanton Luzern ist bisher nur das Impfzentrum auf dem Luzerner Messegelände in Betrieb. 800 bis 1500 Impfungen können hier pro Tag verabreicht werden. Ist aber erst einmal genügend Impfstoff vorhanden, wollen die Behörden Vollgas geben. Dann soll auch das Impfzentrum in Willisau eröffnet werden. Täglich 3000 bis 4000 Impfungen werden dann möglich sein.

«Zudem ist vorgesehen, dass Impfungen auch in Arztpraxen und Apotheken angeboten werden können», sagt Gesundheitsdirektor Guido Graf (62). Eine zusätzliche Abgeltung für die Hausärzte ist dabei allerdings nicht vorgesehen. «Summa summarum können im Kanton Luzern somit täglich rund 4000 bis 5000 Personen geimpft werden», so Graf.

Gar 20'000 Stiche am Tag in Zürich

Und der Kanton Zürich will den Hausärzten für die Impfungen mehr Geld geben. Im Wirtschaftskanton sollen ganze 900 Praxen für den Impfandrang bereitstehen. Und auch hier helfen 150 Apotheken und elf Impfzentren mit. Das braucht viel Personal. Zürich arbeitet daher mit den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) zusammen: Arbeitslosen Personen aus dem medizinischen Bereich werden die Impfjobs vorrangig zugänglich gemacht. Insgesamt, so meldet die Zürcher Gesundheitsdirektion, sollen dereinst täglich 20'000 Menschen geimpft werden.

Glarus impft ohne

Nur in Glarus ist eine Ausweitung der Impfstrategie noch nicht geplant – wegen der bescheidenen Bevölkerungsgrösse komme man zurzeit mit einem Impfzentrum aus.

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