In Littenheid TG
Verschwörungserzählungen in Psychiatrie bestätigt

In der Psychiatrie Littenheid TG hat ein Gutachten in mehr als der Hälfte von 422 untersuchten Krankenakten der Traumastationen Hinweise auf Verschwörungserzählungen aufgezeigt. In 43 Fällen sind sie gemäss Mitteilung des Kantons Thurgau gravierend.
Publiziert: 08.09.2023 um 10:43 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2023 um 13:13 Uhr
Der Kanton Thurgau leitete im Fall Littenheid eine Administrativuntersuchung ein.
Foto: GIAN EHRENZELLER

Das externe, unabhängige Gutachten wurde von der Privatklinik in Auftrag gegeben. Dabei wurden Patientenakten von Patientinnen und Patienten mit dissoziativer Identitätsstörung (DIS) überprüft, wie der Kanton am Freitag in seiner Mitteilung schrieb. 

Ende 2021 hatten Medien berichtet, dass satanistische Verschwörungstheorien bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten in der Klinik eine Rolle gespielt hätten. Im Frühling 2022 leitete der Kanton Thurgau eine Administrativuntersuchung ein. Aufgrund der Erkenntnisse wurden schliesslich aufsichtsrechtliche Massnahmen angeordnet. 

Arzt wurde Berufsausübung entzogen

Aufgrund der Erkenntnisse wurden schliesslich aufsichtsrechtliche Massnahmen angeordnet. Einem Arzt wurde die Berufsausübungsbewilligung entzogen, ein disziplinarischer Verweis und diverse Bussen ausgesprochen, hiess es damals in einer Mitteilung des Kantons. Auch seien Strafanzeigen eingereicht worden.

Das Thurgauer Amt für Gesundheit überprüfte gemäss Mitteilung vom Freitag im Juli 2023 den Stand der Umsetzung der damals angeordneten Massnahmen. Dabei seien Anstrengungen seitens der Klinik festgestellt worden, personelle und konzeptionelle Konsequenzen aus den Missständen zu ziehen. «Die Wirksamkeit dieser und geplanter Massnahmen kann noch nicht abschliessend beurteilt werden, da diese erst nach einer gewissen Zeit messbar sind.»

Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen

Das Amt für Gesundheit begleite die von der Klinik getroffenen Kontroll- und Qualitätssicherungsmassnahmen weiterhin. Die Ergebnisse würden in einem Abschlussbericht festgehalten, der anschliessend nach einer Inspektion in der zweiten Jahreshälfte 2024 oder im Jahr 2025 publiziert werde. 

Die Klinik in Littenheid schrieb am Freitag in einer Mitteilung, dass es aufgrund eines neuen Therapiekonzeptes ab Januar 2024 wieder möglich sein werde, Patientinnen und Patienten mit einer dissoziativer Identitätsstörung stationär auf den beiden Traumatherapie-Stationen aufzunehmen.

«Wir haben in den letzten Monaten grosse Anstrengungen unternommen, die Ereignisse lückenlos aufzuarbeiten und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.» Man werde alles daransetzen, den Menschen, die Hilfe suchen, die bestmögliche evidenzbasierte Therapie anzubieten. (SDA)

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