Israelitischer Gemeindebund zu Hitler-Tweet
«Solche Aussagen sind gefährlich»

Deplatziert, bedenklich – und äusserst gefährlich: Die Äusserungen des BDP-Politikers Thomas Keller über Hitler schockieren den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund.
Publiziert: 18.07.2018 um 19:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:09 Uhr
BDP-Politiker Thomas Keller irritierte am Montagabend mit einem Tweet.
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Lea Hartmann

Die Aussagen des Thurgauer BDP-Politikers Thomas Keller (35) sorgen nicht nur innerhalb der Partei für Entsetzen. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) verurteilt die Tweets des ehemaligen Präsidenten der Thurgauer Jung-BDP aufs Schärfste und fordert ihn auf, die Aussagen zurückzunehmen. 

«Angesichts der zahllosen Opfer des Kriegs, der Verfolgung und des Holocaust aufgrund einer zutiefst rassistischen Ideologie» sei die Aussage, dass Hitler «nicht nur» ein Diktator und Tyrann gewesen sei, «völlig deplatziert», sagt SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner zu BLICK. «Das Naziregime war menschenverachtend und bösartig – das lässt keinen Spielraum für ein Aber.»

Die Aussage, dass die Geschichtsschreibung zum Zweiten Weltkrieg einseitig sei, sei «bedenklich und gar gefährlich». «Die Verbrechen des Naziregimes sind Tatsache und keine subjektive Interpretation.» Man schätze deshalb, dass die BDP unmittelbar reagiert und sich von den Aussagen ihres Parteimitglieds distanziert hat. Parteipräsident Martin Landolt hat die Thurgauer Kantonalpartei dazu aufgefordert, das Ausschlussverfahren einzuleiten.

Aussagen Kellers seien «völlig sinnlos»

Auch die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus lobt die rasche Reaktion der Parteispitze. Dominic Pugatsch, Geschäftsleiter der Stiftung, bezeichnet die Aussage von Lokalpolitiker Keller, dass auch Hitler seine gute Seiten gehabt habe, als «völlig irrelevant und sinnlos».

«Bei Hitler geht es nicht um das Gute im Menschen. Sondern darum, zu was ein Mensch fähig ist und was wir daraus lernen können», sagt Pugatsch. Relativierungen, wie sie Keller vornimmt, seien gefährlich – gerade, wenn sie öffentliche Personen wie Politiker äussern. Pugatsch: «Politiker haben insbesondere für junge Leute eine Vorbildfunktion.» 

Landolt versucht zu sensibilisieren

Auch SIG-Generalsekretär Kreutner appelliert an die Verantwortung der Amtsträger. «Gerade Politiker sollten ihre Worte mit Bedacht wählen, auch auf Twitter oder in anderen sozialen Medien.»

BDP-Präsident Landolt sagt, er leiste bei den Kantonalparteien immer wieder Sensibilisierungsarbeit. «In den sozialen Medien äussern sich die Leute tendenziell zu schnell und zu unüberlegt. Aber das entschuldigt Kellers Aussagen in keiner Weise.»

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