Zürcher sollen «denken statt blind gehorchen»
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Maskenpflicht-Streit in Zürich:«Frau Fehr verängstigt so nur die Leute!»

Justizdirektorin Fehr wegen verschärfter Corona-Massnahmen im Streit mit Gesamtregierung
Zürcher sollen «denken statt blind gehorchen»

Die Zürcher SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr setzt nach im Streit um verschärfte Corona-Massnahmen des Kantons. Erst forderte sie auf Twitter weniger Grundrechtseingriffe. Jetzt wirft sie Kritikern auf ihrem Blog blinden Gehorsam vor, statt dass diese selber denken.
Publiziert: 25.08.2020 um 04:24 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2020 um 04:47 Uhr

Damit Zürich nicht zum Corona-Risikogebiet wird, gilt ab Donnerstag Maskenpflicht in Läden. Auch für Restaurants, Bars und Clubs werden die Regeln verschärft. Mit diesen Beschlüssen trat der Zürcher Regierungsrat am Montag geeint auf. Die Einigkeit trügt. Die Meinungen im siebenköpfigen Gremium gehen weit auseinander.

Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (43, SVP) und auch Kantonsärztin Christiane Meier haben sich schon länger für eine Verschärfung der Massnahmen ausgesprochen. Die Gesamtregierung wollte trotz steigender Fallzahlen abwarten. Man setze lieber auf bestehende Massnahmen. Jetzt ist der Riss quer durch die Zürcher Regierung nicht länger zu kaschieren.

Justizdirektorin Jacqueline Fehr (57, SP) sorgte schon am Wochenende mit Twitter-Beiträgen für rote Köpfe. Sie sah keinen Grund für Panik, Verschärfungen seien nicht der richtige Weg. Der Twitter-Sturm war noch nicht vorbei, da setzte sich Fehr an den Computer und schrieb auf ihrem Blog einen Beitrag zum Thema. Publiziert am Montag, dem gleichen Tag, an dem Zürich die verschärften Massnahmen präsentiert. Fehr stellt sich quer und appelliert weiter an die Eigenverantwortung der Bevölkerung und moniert deren Sorglosigkeit.

Im Zürcher Regierungsrat herrscht nicht nur Einigkeit. Justizdirektorin Jacqueline Fehr (l.) polarisiert mit ihrem Widerstand gegen verschärfte Corona-Massnahmen.
Foto: Keystone
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«Denken statt blind gehorchen»

Verschärfungen seien nicht der Weg. Menschen müssten «denken statt blind gehorchen», schreibt Fehr. «Unser Ideal sollte sein, dass die Menschen dann eine Maske tragen, wenn es Sinn macht und nötig ist – in der gut besetzten S-Bahn, beim Einkaufen im vollen Ladengeschäft, im Gedränge vor der Kasse des Museums.»

Auch Fehr scheint eine Maske zu tragen, wenn erforderlich. Nur, die Bevölkerungsmehrheit lebe in entspannter Sorglosigkeit. So könne es nicht weitergehen. Doch sie sei «gegen die schleichende Entmündigung und die Entlassung aus der persönlichen Verantwortung». Sonst «werden wir zum autoritären Vorschriftsstaat».

Worte, die bei Fehrs Amtskollegen offenbar auf taube Ohren stossen. Am Tag nach Fehrs Blogeintrag entschied die Zürcher Gesamtregierung anders. Mit der Verschärfung will der Regierungsrat die Covid-19-Infektionszahlen wieder senken. Und vertraut damit ausdrücklich nicht mehr «Disziplin und Eigenverantwortung», wie Fehr diese fordert. Rickli am Montag: «Wenn die Eigenverantwortung nicht mehr richtig funktioniert, müssen wir handeln.» (kes)

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