Kahlschlag bei der Post
Bitte keine Schneckenpost, Herr Rösti!

Der Postmann soll in der Schweiz nur noch drei Mal klingeln. Ein Fehler, denn in Zeiten von Agilität und Homeoffice sind schnelle Lieferungen wichtig. Ein Kommentar.
Publiziert: 28.01.2024 um 08:59 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2024 um 09:03 Uhr
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Wir leben in einer sogenannten Vuca-Welt: Die Welt wird volatiler, unsicherer, komplexer und mehrdeutiger. All das erfordert Agilität, Flexibilität und Tempo. Doch was macht Bundesrat Albert Rösti? Er will der Post eine Planwirtschaft verordnen. Statt von montags bis samstags sollen Pöstler nur noch dreimal die Woche Briefe verteilen.

Röstis Radikalplan könnte eine absurde Realität schaffen. Wer in Büsingen am Hochrhein einen Brief in den deutschen Briefkasten steckt, erreicht den Empfänger an der Nordsee über Nacht – das benachbarte Thayngen aber erst drei Tage später. Ist das Swissness? Nein!

Statt der attraktiven A-Post einen Todeskuss zu verpassen, sollte Rösti die B-Post abschaffen. Bis 1991 funktionierte das Schweizer Postwesen wunderbar nur mit der schnellen A-Post. Und Rösti sollte Szenarien entwickeln, wie die Post attraktiver werden kann. Er sollte den herkömmlichen Zustelldienst stärken – und zugleich Innovationen im digitalen Bereich fördern.

Albert Rösti legt sich mit der Post an.
Foto: keystone-sda.ch
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Auch schlummert im Beruf des Pöstlers ungenutztes Potenzial. In Frankreich beispielsweise helfen Briefträgerinnen alten und kranken Menschen. Gerade im ländlichen Raum hat der Pöstler so auch eine soziale Funktion. Können Post-Ressourcen für andere Zwecke genutzt werden? Statt Kahlschlag braucht es Kreativität.

Klar ist: In Zeiten von Home-office, Viertagewoche und einer älter werdenden Gesellschaft wird es wichtiger, Briefe und Pakete innert kürzester Zeit von A nach B zu bringen. Doch dafür braucht es Tempo und keine Schneckenpost.

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