«Ein neuer Sympathieträger wäre für die SVP wichtig»
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Blick-Politikchefin:«Ein neuer Sympathieträger wäre für die SVP wichtig»

Maurer-Nachfolge-Karussell
Albert Rösti denkt über Bundesratskandidatur nach

Auf Ende Jahr macht Ueli Maurer Schluss – und räumt seinen Sitz im Bundesrat für seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin. Mit Martullo-Blocher und Franz Grüter gab es schon die ersten prominente Absagen. Dafür denkt Albert Rösti über eine Kandidatur nach.
Publiziert: 30.09.2022 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2022 um 08:27 Uhr
Blick-Politik-Redaktion

Immer wieder wurde spekuliert, nun ist der Moment gekommen. Bundesrat Ueli Maurer (71) hat am Freitagmittag überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben. Auf Ende Jahr scheidet er aus dem Bundesrat aus. Die Frage ist nun: Wer wird seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger? Blick stellt die potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten mit den grössten Wahlchancen vor:

Albert Rösti

Er wäre nach Adolf Ogi (80) schon der zweite Bundesrat aus Kandersteg. Und wenn er will, hat er gute Chancen auf das Amt. Ähnlich wie Ogi ist Albert Rösti (55) ein «gmögiger» Politiker. Er ist freundlich im Umgang und politisiert doch klar auf Parteilinie. Als Parteipräsident gab er der SVP dreieinhalb Jahre lang ein freundliches Gesicht. Ein herber Rückschlag war die Niederlage bei den Wahlen 2019, nach denen Rösti von der Parteispitze zurücktrat. Heute wirkt der Berner Oberländer – der gegen Ende seiner Präsidialzeit einen abgekämpften Eindruck machte – deutlich entspannter. Er konzentriert sich auf seine Arbeit als Nationalrat und Präsident verschiedener Verbände (zum Beispiel Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband und Auto Schweiz) und hatte genügend Zeit, frische Energie zu tanken. Und – anders als etwa Franz Grüter hat sich Rösti bis heute nicht von seinen Bundesratsambitionen distanziert. Der Berner SVP-Nationalrat Albert Rösti überlegt sich eine Kandidatur für den freiwerdenden Sitz im Bundesrat. Er mache sich entsprechende Überlegungen, aber es brauche noch Gespräche mit der Familie und der Partei, sagte er am Samstag.

Natalie Rickli

Sie ist bereits seit drei Jahren nicht mehr im Bundesparlament. Dennoch ist auch der Name der Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (45) für eine mögliche Bundesratskandidatur immer wieder zu hören. Immerhin sass Rickli ab 2007 während zwölf Jahren im Nationalrat. Sie kennt das Parlament daher bestens – und umgekehrt. Gleichzeitig könnte Rickli als Mitglied des Zürcher Regierungsrat auch Exekutiverfahrung in die Waagschale legen. Bislang gibt sich Rickli noch bedeckt. «Ich habe mir bis heute noch gar nie überlegt für den Bundesrat zu kandidieren, weil ich mich für eine weitere Legislatur als Regierungsrätin bereiterklärt habe. Mein Fokus liegt klar darauf», sagte die Zürcher Gesundheitsdirektorin in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen SRF am Samstag.

Ueli Maurer hat am Freitag seinen Rücktritt bekanntgegeben.
Foto: keystone-sda.ch
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Esther Friedli

Eines haben sämtliche bisherigen SVP-Bundesräte gemeinsam: Es waren ausnahmslos Männer. Es wäre also höchste Zeit, eine Frau zumindest auf das Ticket zu heben. Esther Friedli (45) ist ein Name, der durchaus gehandelt werden könnte. Ursprünglich Politologin, betreibt sie nun gemeinsam mit Lebenspartner Toni Brunner eine Gastwirtschaft im Toggenburg und sitzt seit vergangenem Jahr im Vorstand von Gastrosuisse. Allerdings ist Friedli erst 2019 gewählt worden, hat also noch nicht einmal eine volle Legislatur hinter sich. Dazu kommt, dass Friedli sich bislang nur wenig profilieren konnte.

Thomas Aeschi

Thomas Aeschi (43) teilt gern aus. Einstecken ist nicht seine Stärke. Der umtriebige Fraktionschef geht oftmals zu forsch an seine Aufgaben. Oder er reisst gar Themen an, die nicht notwendig wären. Stösst so auch mal einen zu viel vor den Kopf. Er provoziert undosiert. Das macht ihn unbeliebt im Parlament, und zwar nicht nur bei den Linken. Auch Mitte-Chef Gerhard Pfister (59), der wie Aeschi aus dem Kanton Zug kommt, ist kein Freund des SVPlers. Schon 2015 wurde Aeschi nicht gewählt. Und bis heute sind seine Chancen nicht gestiegen. Die Person, die neben dem für viele ausserhalb der SVP als unwählbar geltenden Aeschi auf dem offiziellen Zweier- oder Dreierticket steht, hat gute Chancen von der Bundesversammlung in die Regierung gewählt zu werden – und wenn es nur darum geht, den oder die andere(n) zu nehmen, um Aeschi zu verhindern.

Wer sich aus dem Rennen genommen hat

Magdalena Martullo-Blocher (53) wird seit ihrer Wahl in den Nationalrat 2015 als künftige Bundesrätin gehandelt. Allein ihres Namens wegen ist die Blocher-Tochter einer der prominentesten Köpfe in der Partei und hat eine Sonderstellung inne. Allerdings hat die Unternehmerin noch am Tag der Rücktrittsankündigung Maurers mitgeteilt, als Bundesratskandidatin nicht zur Verfügung zu stehen.

Auch der ehemalige SVP-Präsident Toni Brunner (48) steht laut eigenen Angaben nicht zur Verfügung. «Ich wäre nicht 2018 aus dem Nationalrat zurückgetreten, wenn ich Bundesrat werden wollte», sagte er gegenüber der «NZZ am Sonntag». Involviert in die Kandidatensuche ist er aber anderweitig: Als Mitglied der Findungskommission, die die Kandidierenden auf Herz und Nieren prüfen soll.

Abgesagt haben auch bereits der Luzerner Nationalrat und SVP-Vizepräsident Franz Grüter (59) die Thurgauer Nationalrätin Diana Gutjahr (38) und der Schwyzer Nationalrat Marcel Dettling (41).

Auch Gregor Rutz, der als möglicher Zürcher Kandidat gehandelt worden war, hat sich aus dem Rennen genommen.

Auch die Schaffhauser SVP-Regierungsrätin Cornelia Stamm Hurter (59) will nicht Nachfolgerin von Bundesrat Maurer werden. Sie sehe ihre Rolle in der Kantonsregierung und habe sich gegen eine Kandidatur entschieden. Auch ihr Mann, Nationalrat Thomas Hurter (58), stelle sich nicht zur Verfügung.

So begründet Ueli Maurer seinen Rücktritt
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