In Bern kommt das Test-Drive-in
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Kantönligeist beim Corona-Test
In Bern kommt das Test-Drive-in

Alle auf das Coronavirus zu testen, mache keinen Sinn, sagt Daniel Koch vom BAG. Ob und wie getestet wird, ist trotzdem von Kanton zu Kanton unterschiedlich.
Publiziert: 17.03.2020 um 23:23 Uhr
|
Aktualisiert: 18.03.2020 um 11:53 Uhr
Gianna Blum

«Im Moment steigt die Anzahl neuer Fälle so schnell, dass wir Mühe haben, alle die Daten einzugeben.» Daniel Koch (64) vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat am Dienstag an einer Pressekonferenz erneut den Ernst der Lage in der Schweiz klargemacht. Die Kurve der Infektionen zeigt steil nach oben. Aktuell sind 2650 Personen positiv getestet worden und 19 Menschen am Coronavirus gestorben.

Viele Experten fordern nun, so viele Leute wie möglich zu testen. Sie verweisen auf das Beispiel Südkorea: Der asiatische Staat habe die Situation so gut unter Kontrolle, weil von Anfang an sehr breit getestet worden sei.

Koch winkt allerdings ab: Diese Strategie sei weder sinnvoll noch möglich. Es bringe nichts, jemanden zu testen, der gar keine Symptome habe. Denn in der Inkubationszeit – wenn sich jemand angesteckt hat, aber noch nicht hustet – sei das Virus nicht nachweisbar.

In Deutschland gibt es schon Drive-ins, um sich auf das Coronavirus testen zu lassen. Auch der Kanton Bern plant eines.
Foto: keystone
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Zudem beteuert Koch: «Wir testen, so viel wir können. Und jeden Tag mehr.» 2250 Tests seien seit Montag durchgeführt worden – im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sei das vergleichbar mit den viel zitierten 10'000 täglichen Tests in Südkorea.

Mit leichten Symptomen zu Hause bleiben

«Wer Symptome hat, die nicht unbedingt eine ärztliche Behandlung benötigen, soll zu Hause bleiben», fordert Koch deshalb. Ausgenommen sind nach wie vor das Gesundheitspersonal sowie Risikogruppen, also ältere Menschen und solche mit Vorerkrankung.

Diese Grundsätze gelten im ganzen Land. Gehts allerdings darum, wie konkret die Tests organisiert sind, zeigen sich grosse kantonale Unterschiede. Der Wildwuchs ist laut Koch kaum zu vermeiden. «Die Kantone sind die Vollzugsorgane, sie haben die Freiheit dazu.»

Bern baut Schnelltest-Zentrum auf

Der Kanton Bern prescht nun vor. Ab nächster Woche sollen alle Menschen, die Symptome aufweisen, zum Corona-Test antreten können. Dafür sind Testzentren geplant, in denen Schnelltests durchgeführt werden, wie Gundekar Giebel, Sprecher der Gesundheitsdirektion, sagt. Dazu werde ein Drive-in gehören, dass also Verdachtsfälle mit dem Auto vorfahren können.

Möglich macht das ein neuer Schnelltest von Roche, mit dem eine grosse Anzahl Abstriche innerhalb eines Tages analysiert werden können. «Es hilft allen, wenn man schnell weiss, ob man zu Hause bleiben muss oder nicht», sagt Giebel. «Und vor allem entlasten diese Zentren die Hausärzte und die Notfallstationen der Spitäler.»

Bis 1000 Tests pro Tag

Die Standortsuche für die Testzentren ist angelaufen. Ein möglicher Standort ist das BEA-Gelände, das wegen des Veranstaltungsverbots frei wäre. Zwei weitere Testzentren in Thun BE und Biel BE sind in Planung. Der Kanton hofft, in jedem Zentrum täglich 800 bis 1000 Tests durchführen zu können.

Basel-Landschaft ist bei den Testkapazitäten schon einen Schritt weiter. Mobile Teams sind unterwegs und testen Corona-Verdachtsfälle zu Hause. Zusätzlich werden zwei Abklärungsstationen eröffnet, sagt Krisenstabssprecher Rolf Wirz. Doch im Gegensatz zu Bern entscheidet im Baselbiet der Hausarzt, ob ein Test durchgeführt wird. Breitflächiger testen sei im Moment kein Thema. «Wer nur leichte Symptome hat, soll bitte zu Hause bleiben», sagt auch Wirz.

Testen mit Vorlauf

Ob und wie weitere Kantone nachziehen, ist noch unklar. In Basel-Stadt hat das Unispital in der Predigerkirche eine Test-Aussenstation aufgebaut. In den Kantonen Aargau und Zürich ist bislang keine Rede von einem Ausbau der Test-Kapazitäten. Und auch in St. Gallen existiert bis jetzt kein Testzentrum – die kantonale SVP fordert, dass eines eingerichtet werde.

Aus Sicht der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) seien mehr Testzentren wünschenswert, sagt Sprecher Tobias Bär. «Neue Testsettings und Testmodelle bedingen aber eine gewisse Vorlaufzeit.» Bund und Kantone seien nun dabei, die nötigen Kapazitäten abzuklären.

Kein Schnelltest am Küchentisch

So einfach ist die Sache mit den Tests ohnehin nicht. Auch die neuen Roche-Schnelltests können nicht zu Hause am Küchentisch durchgeführt werden. Stattdessen braucht es Labors mit Infrastruktur – und das entsprechende Personal. Bereits sind die ersten Spitäler daran, Studenten zu rekrutieren.

Roche liefere «so viel aus wie irgendwie möglich», sagt Sprecher Karsten Kleine. Aktuell seien es weltweit rund 3,5 Millionen Schnelltests pro Monat, sowie weitere fünf Millionen Tests, bei denen man länger auf das Ergebnis warten muss. Wohin diese allerdings geliefert werden, entscheide sich nach dem medizinischen Bedarf der einzelnen Länder. Und wie hoch die Schweiz auf der Prioritätenliste steht, gibt Roche nicht bekannt.

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