Kluft vergrössert sich
Junge Frauen werden linker, junge Männer rechter

In der Schweizer Bevölkerung findet ein Umbruch statt: Während sich junge Frauen immer eher links einschätzen, tendieren junge Männer in die andere Richtung. Die Gründe sind vielfältig.
Publiziert: 28.05.2023 um 04:22 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2023 um 05:08 Uhr

Die politischen Unterschiede bei Schweizerinnen und Schweizern zwischen 18 und 29 Jahren werden immer grösser. Das berichtet die «NZZ am Sonntag». Immer mehr junge Frauen zieht es nach links, immer mehr junge Männer nach rechts.

52 Prozent der Frauen schätzten sich 2022 als links der Mitte ein. Bei den Männern waren es 35 Prozent. Dieses Ergebnis ergab eine Auswertung des Forschungsinstituts Sotomo sämtlicher Befragungen nach Abstimmungen seit 1990.

Sprung von 29 auf 43 Prozent

Waren vor etwas mehr als zehn Jahren rund 35 Prozent der jungen Frauen links der Mitte, sind es kontinuierlich mehr geworden – bis zu eben diesen 52 Prozent. Genau andersrum läufts bei den jungen Männern. 2010 schätzten sich noch 29 Prozent rechts der Mitte, heute sind es satte 43 Prozent.

Junge Frau am Frauenstreik in Basel.
Foto: keystone-sda.ch
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Einer der Gründe ist laut der «NZZ am Sonntag» der neu aufgekommene Feminismus, der viele Frauen politisiert. Auch das Verständnis, was links bedeutet, hat sich verändert: Vom Klassenkampf zum Kampf gegen Rassismus und Sexismus.

Akademikerinnen wählen links

Dazu kommt, dass die Maturitätsquote bei Frauen höher ist als bei Männern. Und die Regel ist: Akademikerinnen und Akademiker wählen eher links.

Eine Analyse des Abstimmungsverhaltens der letzten sieben Jahre zeigte: Männer sind bei Volksabstimmungen eher für Armee und Polizei, eine restriktivere Ausländerpolitik und wirtschaftliche Liberalisierung. Frauen hingegen liegt laut Sotomo der Schutz der Umwelt und ein starker Sozialstaat mehr am Herzen.

In immer mehr Abstimmungen der letzten Jahre wird die Kluft auch über alle Altersklassen sichtbarer: Frauen stimmen anders ab als die Männer. In den letzten drei Jahren setzten sich bei drei von neun Abstimmungen die Frauen durch, bei sechs die Männer. (neo)

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