«Es ist unfassbar»
2:50
SP-Stocker schafft Sensation:«Es ist unfassbar»

Ehemaliger Schaffhauser SP-Stadtrat Simon Stocker kickt Thomas Minder aus dem Ständerat
«Es ist unfassbar!»

In den Kantonen Aargau, Schaffhausen, Solothurn, Tessin und Zürich fanden am heutigen Sonntag zweite Wahlgänge fürs Stöckli statt. Es kam zu einigen Überraschungen.
Publiziert: 19.11.2023 um 11:11 Uhr
|
Aktualisiert: 19.11.2023 um 17:34 Uhr

Die Schweiz hat ein neues Parlament. Nachdem die SVP vor einem Monat im Nationalrat zulegen konnte, musste sie in den zweiten Wahlgängen an diesem Sonntagnachmittag mehrere Schlappen ein.stecken. Christian Imark (41) unterlag in Solothurn, Benjamin Giezendanner (41) im Aargau und Gregor Rutz (51) verpasste in Zürich die Wahl. Dazu verpasst Thomas Minder (62), der als Parteiloser in der SVP-Fraktion politisiert, seine Wiederwahl. Immerhin: SVP-Präsident Marco Chiesa (49) konnte im Tessin seine Wiederwahl feiern. Die Übersicht:

Zürich: Moser triumphiert

Tiana Angelina Moser (44, GLP) hat es geschafft. Sie zieht in den Ständerat ein. Schon nach der ersten Hochrechnung war klar: Moser wird die Wahl deutlich schaffen. Sie distanziert Gregor Rutz schlussendlich mit fast 50'000 Stimmen. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Der SVP-Mann hadert: Die Bürgerlichen müssten geschlossener auftreten und besser mobilisieren, analysiert er seine Wahlniederlage im Blick-Interview. An der SVP habe es aber nicht gelegen. Die gesamte bürgerliche Zusammenarbeit müsse überprüft werden. «Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte eine rein linke Standesvertretung.»

Jubel bei Tiana Angelina Moser in Zürich...
Foto: keystone-sda.ch
1/6

Dagegen wehrt sich Tiana Angelina Moser. «Ich bin offensichtlich eine wirtschaftsliberale Kandidatin.» Sie verfüge über ein klassisches grünliberales Profil. «Man kennt meine Politik, offensichtlich haben die Zürcherinnen und Zürcher das geschätzt.» 

Für den Wirtschaftsstandort sei es wichtig, die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU zu regeln. Auch Klimaschutz und der Fachkräftemangel werde sie beschäftigen.

«Es ist wichtig, dass wir die Beziehungen zur EU regeln»
1:01
Tiana Moser zu ihrem Sieg:«Es ist wichtig, dass wir die Beziehungen zur EU regeln»

Bereits im ersten Wahlgang war SP-Ständerat Daniel Jositsch (58) im Amt bestätigt worden.

Schaffhausen: Minder fliegt raus

Seit 2011 sitzt der parteilose Ständerat Thomas Minder (62) in der kleinen Kammer, als Abzocker-Schreck wurde er schweizweit bekannt. Doch jetzt endet seine Zeit im Stöckli. Der frühere Schaffhauser SP-Stadtrat Simon Stocker (42) lag zwar den ganzen Nachmittag hinter Minder, doch als die Stadt Schaffhausen ausgezählt war, wurde klar: Stocker schafft die Sensation und zieht in den Ständerat ein. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

«Es ist unfassbar», sagt Simon Stocker in einer ersten Reaktion. Er habe 20 Jahre im Kanton Schaffhausen gearbeitet. Die Bevölkerung habe einen jüngeren Kandidaten gewollt.

«Es ist unfassbar»
2:50
SP-Stocker schafft Sensation:«Es ist unfassbar»

Bereits im ersten Wahlgang war Hannes Germann (67, SVP) im Amt bestätigt worden.

Aargau: Einen Vulkan für Binder-Keller

Die bisherige Mitte-Nationalrätin Marianne Binder-Keller (65) darf in die kleine Kammer wechseln. Sie schlägt SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner. «Ich konnte über die Parteigrenzen mobilisieren», sagt sie. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Versprechen an das linke Lager, das sie ebenfalls unterstützt hat, hätte es aber keine gegeben, sagt sie im Blick-Interview. Sie wolle zwei Legislaturen bleiben, kündigt Binder an. Gratulationen gab es nicht nur vom politischen Gegner, sondern auch von der Familie: Die Enkelinnen Julie (3) und Emilie (1) feierten mit.

«Ich konnte über die Parteigrenzen hinweg mobilisieren»
0:52
Marianne Binder-Keller:«Ich konnte über die Parteigrenzen hinweg mobilisieren»

Derweil spricht Benjamin Giezendanner lachend von einem «Fluch». Schon sein Vater Ulrich Giezendanner (70) hatte einst die Wahl in den Ständerat nicht geschafft. «Vielleicht gibt es eine nächste Generation, die es dann wieder probiert und es schafft», so Giezendanner junior. Er nahm die Niederlage sportlich und schenkte Binder-Keller einen «Zuckerstock», also einen Vulkan. Auf dass sie in Bern so leuchten möge wie das Feuerwerk, sagte er.

«Es scheint ein Fluch zu sein»
0:42
SVP-Giezendanner enttäuscht:«Es scheint ein Fluch zu sein»

Im ersten Wahlgang war FDP-Ständerat und Parteipräsident Thierry Burkart (48) klar als Ständerat bestätigt worden.

Solothurn: Tränen bei Franziska Roth

Die bisherige Nationalrätin Franziska Roth (57) kann den SP-Sitz des abtretenden Ständerats Roberto Zanetti (68) verteidigen. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Sie wurde von SP, GLP und Grünen unterstützt und holte deutlich mehr Stimme als SVP-Konkurrent Christian Imark. Roths Erfolg stand rasch fest. Umso grösser war auch die Erleichterung. Bei der Dankesrede flossen Tränen, wie Leserreporter Blick berichteten.

Im ersten Wahlgang war der Mitte-Ständerat Pirmin Bischof (64) wiedergewählt worden.

Tessin: SVP-Präsident schafft Wiederwahl

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Der SVP-Parteichef Marco Chiesa (49) hatte hoch gepokert – und gewonnen. Er trat nur zur Wahl in den Ständerat an, eine Kandidatur für den Nationalrat wollte der Tessiner nicht. Jetzt zeigt sich: Das Risiko hat sich gelohnt.

Er schafft seine Wiederwahl im zweiten Wahlgang. Mit ihm zieht Fabio Regazzi (61) in die kleine Kammer ein. Regazzi sass bislang für die Mitte im Nationalrat. Der Gewerbepräsident erobert den Sitz von SP-Frau Marina Carobbio, die in die Tessiner Regierung gewählt worden war.

Das Nachsehen hat der Tessiner FDP-Nationalrat Alex Farinelli. Er landet auf Platz drei.

«Wir wussten, dass es schwierig wird»
0:35
FDP-Farinelli nach Niederlage:«Wir wussten, dass es schwierig wird»
19.11.2023, 14:46 Uhr

Die Schweiz hat ein neues Parlament

Mit den Resultaten in Zürich sind auch sämtliche Ständeratssitze besetzt. Die Schweiz hat ein neues Parlament. Nachdem die SVP vor einem Monat im Nationalrat zulegen konnte, zogen sie in den zweiten Wahlgängen am heutigen Nachmittag mehrere Schlappen ein. Christian Imark in Solothurn, Benjamin Giezendanner im Aargau und Gregor Rutz in Zürich verpassten die Wahl. Dazu verpasst Thomas Minder, der als Parteiloser in der SVP-Fraktion politisiert, die Wiederwahl. Immerhin: SVP-Präsident Chiesa schaffte die Wiederwahl.

Gewählt sind:

  • Zürich: Tiana Angelina Moser (GLP)
  • Aargau: Marianne Binder-Keller (Mitte)
  • Solothurn: Franziska Roth (SP)
  • Schaffhausen: Simon Stocker (SP)
  • Tessin: Marco Chiesa (SVP), Fabio Regazzi (Mitte)

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
19.11.2023, 16:39 Uhr

ZH: Patrick Hässig rutscht in Nationalrat nach

«Mit mir ist der Pflegeberuf in Bern vertreten»
3:27
Patrick Hässig (GLP) gewählt:«Mit mir ist der Pflegeberuf in Bern vertreten»
19.11.2023, 14:51 Uhr

ZH: Tiana Angelina Moser im Sieger-Interview

Die GLP hat wieder eine Ständerätin, Tiana Angelina Moser ist gewählt. Im Interview gibt sie sich erleichtert. Sie verfüge über ein klassisches grünliberales Profil. «Man kennt meine Politik, offensichtlich haben die Zürcherinnen und Zürcher das geschätzt.» 

Für den Wirtschaftsstandort sei es wichtig, die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU zu regeln. Auch Klimaschutz und der Fachkräftemangel werde sie beschäftigen. 

«Es ist wichtig, dass wir die Beziehungen zur EU regeln»
1:01
Tiana Moser zu ihrem Sieg:«Es ist wichtig, dass wir die Beziehungen zur EU regeln»
19.11.2023, 14:32 Uhr

ZH: GLP-Moser gewählt

GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser schafft den Sprung in den Ständerat. Die 44-Jährige lässt im zweiten Wahlgang SVP-Nationalrat Gregor Rutz klar hinter sich. Im Kanton Zürich verliert das bürgerliche Lager damit seinen Sitz.

Moser erhielt 206'493 Stimmen, Rutz 159'328 Stimmen, wie das Statistische Amt des Kanton Zürich am Sonntagnachmittag mitteilte. Die Wahlbeteiligung betrug 39,6 Prozent.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.


Moser schaffte dank einer starken Mobilisierung die Wahl in den Ständerat. Sie holte insbesondere in den Städten Zürich und Winterthur einen grossen Vorsprung heraus. Aber auch in Agglomerationsgemeinden wie Schlieren, Illnau-Effretikon und Mettmenstetten schwang sie obenaus. In ländlichen Gebieten blieb sie derweil erwartungsgemäss tendenziell hinter Rutz zurück. (SDA)

Die Wahl der GLP-Kandidatin ist eine herbe Niederlage für das Zürcher bürgerliche Lager. SP-Ständerat Daniel Jositsch hatte die Wiederwahl bereits im ersten Wahlgang geschafft. Der zweite Sitz, der durch den Rücktritt von Ruedi Noser (FDP) frei wird, blieb am 22. Oktober noch unbesetzt.

19.11.2023, 14:22 Uhr

TI: Chiesa und Regazzi gewählt

Im Kanton Tessin verteidigt der SVP-Präsident Marco Chiesa seinen Ständeratssitz. Auch Fabio Regazzi (Mitte) ist gewählt. Regazzi sass bislang im Nationalrat und ist gleichzeitig Gewerbeverbandspräsident. Er zieht neu in die kleine Kammer ein und holt den Sitz von SP-Frau Marina Carobbio, die in die Tessiner Regierung gewählt wurde. 

SVP-Präsident Chiesa erhielt 40,3 Prozent der Stimmen (40'549 Stimmen), Regazzi 31,8 Prozent der Stimmen (31'962 Stimmen).

Nur 2406 weniger Stimmen vereinte der Drittplatzierte FDP-Nationalrat Alex Farinelli auf sich.

«Wir wussten, dass es schwierig wird»
0:35
FDP-Farinelli nach Niederlage:«Wir wussten, dass es schwierig wird»

Die Grüne Greta Gysin, die für die Linke den ehemaligen Sitz von Carobbio zu verteidigen versuchte, erzielte mit 27'606 Stimmen ein sehr gutes Resultat.


Die Wahlbeteiligung lag beim zweiten Ständeratswahlgang im Tessin bei 45,54 Prozent und war damit niedriger als im ersten Wahlgang (48,23 Prozent).

19.11.2023, 14:20 Uhr

AG: Binder-Keller feiert mit Enkelinnen

Im Kanton Aargau feiert Marianne Binder-Keller. «Ich konnte über die Parteigrenzen mobilisieren», sagt sie. Versprechen an das linke Lager, die sie ebenfalls unterstützt haben, hätte es aber keine gegeben, sagt sie im Blick-Interview.

«Ich konnte über die Parteigrenzen hinweg mobilisieren»
0:52
Marianne Binder-Keller:«Ich konnte über die Parteigrenzen hinweg mobilisieren»

Sie wolle zwei Legislaturen bleiben, kündigt sie an. Gratulationen gab es nicht nur vom politischen Gegner, sondern auch von der Familie: Die Enkelinnen Julie (3) und Emilie (1) feierten mit.

19.11.2023, 14:14 Uhr

ZH: Jetzt spricht Rutz

Gregor Rutz (SVP) dürfte im Kanton Zürich die Wahl in den Ständerat verpassen. Im Blick-Interview nimmt er Stellung. Die Bürgerlichen müssten geschlossener auftreten und besser mobilisieren, analysiert er. An der SVP sei nicht gelegen, aber die gesamte bürgerliche Zusammenarbeit müsse überprüft werden.

«Die Bürgerlichen müssen geschlossener auftreten»
0:48
Gregor Rutz (51):«Die Bürgerlichen müssen geschlossener auftreten»
19.11.2023, 14:05 Uhr

SO: Tränen bei Franziska Roth

Franziska Roth hat es geschafft, sie zieht in den Ständerat ein. Bei der Dankesrede fliessen die Tränen, wie Leserreporter Blick berichten. 

19.11.2023, 13:50 Uhr

AG: SVP-Giezendanner – «Es scheint ein Fluch zu sein»

«Der Aargau hat sich für eine Frau ausgesprochen»
0:42
SVP-Kandidat Giezendanner:«Der Aargau hat sich für eine Frau ausgesprochen»

SVP-Kandidat Benjamin Giezendanner hat im Kanton Aargau gegenüber Marianne Binder-Keller verloren. Im Blick-Interview äussert er sich zu den Gründen. 

19.11.2023, 13:39 Uhr

SH: Simon Stocker (SP) schmeisst Thomas Minder (parteilos) aus dem Ständerat!

Überraschung in Schaffhausen: Simon Stocker (SP) schmeisst den Bisherigen Thomas Minder (parteilos) aus dem Ständerat! Stocker holt 15'769 Stimmen, Minder nur 13'505. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Damit endet wohl Minders Politkarriere. 2011 war er in den Ständerat eingezogen. Minder gilt als Vater der Abzocker-Initiative, die 2013 deutlich vom Volk angenommen wurde. Millionenvergütungen und goldene Fallschirme für Topmanager wurden so verboten.

Stocker lag den ganzen Nachmittag über hinter Minder – bis er in der Stadt Schaffhausen das Resultat drehte. Dort holte er über 3500 Stimmen mehr als der Bisherige.

«Es ist unfassbar», sagt Simon Stocker in einer ersten Reaktion. Er habe 20 Jahre im Kanton Schaffhausen gearbeitet. Die Bevölkerung habe einen jüngeren Kandidat gewollt.

«Es ist unfassbar»
1:56
SP-Stocker schafft Sensation:«Es ist unfassbar»
19.11.2023, 13:33 Uhr

ZH: GLP jubelt –  «Das grosse Vertrauen in der Bevölkerung freut uns enorm»

«Das grosse Vertrauen in der Bevölkerung freut uns enorm»
0:40
Corina Gredig (36):«Das grosse Vertrauen in der Bevölkerung freut uns enorm»
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?