Lebensgefahr für Ermittlungsbeamte
Datenhack beim Bund zieht immer weitere Kreise

Das Datenhack gegen den Bund ist schlimmer als bislang angenommen. Nun sind auch Ermittlungsdaten des Bundesamtes für Polizei und der Bundesanwaltschaft im Darknet gelandet.
Publiziert: 30.08.2023 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2023 um 14:23 Uhr

Nach dem Datenhack bei der Firma Xplain sind weitere hochsensible Daten im Darknet gelandet, wie die Westschweizer Zeitung «Le Temps» schreibt. Sie berichtet von einer Excel-Datei, die vertrauliche Informationen zu Hunderten von Strafverfahren in Verbindung mit ausländischen Staaten enthalten. Dabei geht es auch um Themen wie Korruption, Mafia und Terrorismus. Einige der Fälle seien noch nicht abgeschlossen. Betroffen ist insbesondere das Bundesamt für Polizei (Fedpol).

In den Daten finde man unter anderem die Namen der Beamten, die ermittelt haben, ihre Methoden und den Verdacht gegen die Beschuldigten sowie Adressen und Identität, schreibt «Le Temps». Die Veröffentlichung dieser hochsensiblen Daten «könne das Leben der Betroffenen gefährden», schreibt die Zeitung.

Der Datenhack bei der Firma Xplain hat weitere Folgen.
Foto: keystone-sda.ch
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Unklar, wie Daten zu Xplain kamen

Xplain ist ein IT-Dienstleister für Polizei und Zoll. Er hätte eigentlich niemals solche sensiblen Daten haben dürfen. Das Fedpol hätte die Daten anonymisiert an Xplain weitergeben müssen, um eine neue Software-Version zu testen, schreibt «Le Temps». Die Anonymisierung hätte gar vom Justizdepartement abgenommen werden müssen. Tatsächlich existiert auch eine weitere Datei, wo die Spalten bereinigt sind. Doch warum die Daten auch ohne Anonymisierung verwendet wurden, bleibt unklar.

Gegenüber «Le Temps» verwies Xplain auf laufende Verfahren. So untersuchen mittlerweile mehrere Stellen die Vorfälle. Das Fedpol sagt gegenüber der Zeitung, dass «der Übergang von einer Software zu einer neuen Version oder der Übergang von Datensätzen von einer alten Anwendung zu einer neuen unter bestimmten Umständen die Arbeit mit realen Daten erfordern kann.» Sie habe eine Anzeige erstattet, um herauszufinden, wie die Daten ins System gelangt sind.

Erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass auch Auszüge aus Journal- und Rapportführungssystemen der Militärpolizei entwendet wurden. Auch die geheime Hooligan-Liste des Bundes kursiert im Darknet. (bro)

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