Profiteurin (27) von Luzerner Impf-Gate verteidigt sich
«Ich wollte mich nie vordrängen»

Weil eine interne Hotline an die Öffentlichkeit gelangte, konnten sich in Luzern Menschen für einen Impftermin anmelden, die noch gar nicht an der Reihe wären. Betroffene wehren sich nun gegen den Vorwurf, Impfdrängler zu sein.
Publiziert: 17.04.2021 um 11:26 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2021 um 20:58 Uhr
Wer im Gesundheitswesen arbeitet, hat früher Anspruch auf die Impfung.
Foto: Luisa Ita
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Daniel Ballmer

Patricia K.* (27) ist enttäuscht und fühlt sich unfair behandelt. «Ich finde es schwierig, wenn man jetzt plötzlich als Impfdrängler dasteht, dabei war ich immer transparent», sagt die Luzerner Studentin. Sie und ihr Freund Felix B.* (28) gehören zu denjenigen, die sich über eine interne Hotline für einen Corona-Impftermin am Luzerner Kantonsspital (Luks) angemeldet haben – erfolgreich, aber zu Unrecht, wie sich jetzt herausgestellt hat.

Laut dem Spital ist unklar, wer die Nummer an die Öffentlichkeit gab. Die interne Hotline war für Angestellte aus dem Gesundheitswesen wie auch Patientinnen und Patienten des Spitals gedacht – und nicht für die breite Bevölkerung, die noch gar nicht an der Reihe sind. Inzwischen seien die Kontrollmechanismen verschärft.

«Dachte, das Spital weiss, was es macht»

K. und B. hatten via Whatsapp eine Nachricht erhalten, dass am Luks noch Impftermine frei seien – inklusive Telefonnummer, um sich anzumelden. Sie zögerten zuerst, weil sie kaum glauben konnten, jetzt schon an die Reihe kommen zu können. Doch ein Versuch war es wert: «Wir waren über eine Stunde in der Warteschlaufe. Es wollten sich offenbar enorm viele anmelden», sagt K. Eine Bekannte des Paars habe Impftermine gleich für die ganze Familie vereinbart, erzählen die beiden.

K. hatte von Anfang an Zweifel. «Wir haben beide gegenüber der Frau von der Hotline auf unser Alter hingewiesen und gefragt, ob das wirklich in Ordnung ist», betont K. Auch B. bekräftigt, dass er Jahrgang und AHV-Nummer angegeben habe. «Wir waren von Anfang an transparent», sagt der Student an der Pädagogischen Hochschule Luzern. Ohne Probleme aber hätten sie einen Impftermin für kommenden Dienstag erhalten.

«Ich dachte mir dann, das Spital weiss ja sicher, was es macht. Da war ich wohl etwas naiv», sagt K. gegenüber Blick. «Wir gingen davon aus, dass das Luks noch freie Impfdosen hat, die sie nicht loswerden.» Schliesslich hätten auch alle aus ihrem Umfeld einen Termin erhalten. «Nachdem auch die Frau von der Hotline auf meine Zweifel gar nicht reagiert hat, dachte ich, das habe schon seine Ordnung.»

«Es brauchte keine ‹Geheimnummer›»

Dieser Meinung war auch Blick-Leserin Esther S.*. Auch ihr war zu Ohren gekommen, dass das Kantonsspital noch freie Impftermine habe. Auf Nachfrage über die Hauptnummer sei sie direkt weiterverbunden worden. «Es brauchte also keine ‹Geheimnummer›», betont sie.

«Ich hatte sogar nachgefragt, wie es sein könne, dass mein 74-jähriger Schwiegervater seit langem im Impfzentrum angemeldet ist und auf einen Termin warte, während im Luks Termine offenbar wahllos vergeben werden.» Ihr sei jedoch lediglich beschieden worden, dass dies nicht mit dem Kanton gekoppelt sei. Auch Esther S. hat anstandslos einen Impftermin für diesen Montag erhalten.

Weiter auf den Impftermin warten

Bis jetzt steht der Impftermin von Patrizia K. und Felix B. für kommenden Dienstag noch immer. Eine nachträgliche Absage haben sie bisher nicht erhalten. «Ich will am Montag aber auf jeden Fall nochmals anrufen, um das richtigzustellen», sagt B.. «Ich wollte mich ja nie vordrängen.»

Für seine Freundin ist dagegen jetzt schon klar, dass sie den Impftermin absagen wird. «Mir ist das sehr unangenehm. Ich will doch niemandem die Impfung wegnehmen, der sie dringender braucht als ich», sagt K. «Ich möchte wieder mit mir im Reinen sein.»

Etwas verärgert sind die beiden dennoch über das Kantonsspital. «Trotz aller Zweifel und Hinweise haben wir uns dann schon gefreut, dass wir uns unverhofft früh impfen lassen können», sagt B. Aus Solidarität. Und um vielleicht dann doch noch ein paar Freiheiten mehr geniessen zu können. «Nun warten wir halt weiter.»

* Namen geändert

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