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Mehrfachbeschäftigte im Fokus
Mitte-Nationalrat Lohr will die Mini-BVG-Reform

In der beruflichen Vorsorge droht ein politischer Stillstand. Das will Mitte-Nationalrat Christian Lohr nicht hinnehmen. In einem ersten Schritt will er Mehrfachbeschäftigten helfen.
Publiziert: 28.09.2024 um 00:49 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2024 um 08:50 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Nach Nein zur BVG-Reform nehmen Politiker neuen Anlauf
  • Christian Lohr (Mitte) will Verbesserungen für Mehrfachbeschäftigte
  • Vorbild ist ein Modell der Temporärbranche
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Nach dem Nein zur BVG-Reform fehlt bei den Bürgerlichen die Lust auf einen neuen Anlauf.
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Noch sind die Pulverschwaden nach dem Abstimmungskampf um die Pensionskassen-Reform nicht verraucht, da prescht die Linke bereits mit Ausbauforderungen vor. Die SP fordert einen regelmässigen Teuerungsausgleich auf bestehende Renten sowie die Einführung von Erziehungs- und Betreuungsgutschriften in der beruflichen Vorsorge (BVG). Zudem nimmt sie in einem Vorstoss die weniger umstrittenen Punkte aus der gescheiterten Reform wieder auf, wonach der Koordinationsabzug angepasst und Mehrfachbeschäftigte besser versichert werden sollen.

Bei den Bürgerlichen ist die Lust auf einen neuen Anlauf bescheiden, solange nicht der Mindest-Umwandlungssatz nach unten geschraubt wird. Ein grosser Wurf ist nicht zu erwarten.

Verbesserung für Mehrfachbeschäftigte

Trotzdem gibt es im bürgerlichen Lager Bewegung: «Ich halte nichts davon, wenn man nach einem Volksentscheid trötzelt», sagt Mitte-Nationalrat Christian Lohr (62) zu Blick. «Wir müssen nun punktuell dort für Verbesserungen sorgen, wo Geringverdienende am stärksten leiden.»

Konkret anknüpfen will Lohr bei jenen, die mehrere kleinere Jobs parallel haben. Damit jemand obligatorisch im BVG versichert wird, muss er mindestens 22'050 Franken jährlich bei einem einzigen Arbeitgeber verdienen. Das ist die sogenannte Eintrittsschwelle. Arbeitet der Betroffene aber für verschiedene Arbeitgeber zu tieferen Löhnen, fällt er durch die Maschen – auch wenn er zusammengerechnet 30'000 oder 50'000 Franken verdient.

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«Für dieses Problem müssen wir rasch eine Lösung finden – und eigentlich liegt sie bereits auf dem Silbertablett parat», sagt Lohr. Er verweist auf die Personalverleiher-Branche, die in ihrem Gesamtarbeitsvertrag bereits ein entsprechendes Pensionskassen-Modell kennt.

Schwelle bei 10 Franken Stundenlohn

«Dieses ermöglicht, dass Temporärarbeitende bereits ab der ersten Arbeitsstunde BVG-versichert sind», erklärt der Thurgauer Nationalrat. In den Berechnungen wird auch der Koordinationsabzug berücksichtigt. Bereits ab einer Schwelle von rund 10 Franken Stundenlohn komme das Modell zum Tragen, so Lohr. «Mehrfachbeschäftigte in Kleinpensen können sich so eine bessere Rente aufbauen.»

Der Bundesrat soll prüfen, ob und wie die Lösung der Temporärbranche ins BVG integriert werden kann. Das fordert Lohr in einem Vorstoss, den er am Freitag eingereicht hat. Er macht klar: «Das Modell hat sich bewährt und kann in einem breiteren Rahmen einen wesentlichen Beitrag zu einer gerechteren Altersvorsorge leisten.»

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