Misstrauen gegen Staatsgewalt
Linke Aktivisten wollen Terror-Übung stören

Bei einer Übung in Bern wollen Polizei und Militär den Ernstfall eines Terroranschlages üben. Das sorgt in linken Kreisen für Unmut. Aktivisten haben nun angekündigt, die Übung behindern zu wollen.
Publiziert: 03.08.2022 um 15:57 Uhr

«Fides» zum Desaster machen: Diese Aufforderung prangt auf diversen Plakaten in der Stadt Bern. Gemeint ist damit eine grossangelegte Übung, bei der die Berner Kantonspolizei und die Armee den Ernstfall üben wollen. Vom 15. bis 19. August soll eine «länger andauernde Terrorbedrohung» simuliert werden, also eine Krise, bei der die Polizei auf die Unterstützung der Armee angewiesen ist.

«Fides» heisst auf Lateinisch Vertrauen. Doch die Übung löst in gewissen Kreisen in der Bundesstadt offenbar alles andere als das aus. Mittels Plakaten, Klebern und Aufrufen im Internet haben die Aktivisten neben einer unbewilligten Demonstration auch Störaktionen angekündigt.

Kritik reicht von Staatsgewalt bis Männlichkeitsbild

Die Liste der Kritik, die online veröffentlicht wurde, ist lang: So würden Polizei und Armee einerseits ihre «Unverzichtbarkeit demonstrieren» wollen, andererseits aber auch, um die Privilegien der Reichen schützen zu wollen. Auf jeden Fall würden sie dabei ein «reaktionären Bild der Männlichkeit» vertreten.

Die Stadt Bern ist als Bundesstadt oft Schauplatz von Kundgebungen. Im Bild bereitet sich die Polizei auf eine Corona-Demo vor.
Foto: Keystone
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Mit dem Schlagwort Terrorismus werde ausserdem eine diffuse Angst vor einem unsichtbaren Feind erzeugt, um mehr Kontrolle zu rechtfertigen. «Wir trauen weder Polizei noch Armee und wollen sie nicht in unseren Leben», heisst es auf der Seite.

Details unbekannt

Gegenüber den Zeitungen der Tamedia bezeichnet FDP-Finanzdirektor Philippe Müller (58) den Aufruf als «völlig kontraproduktiv». Die Übung sei im Sinn der Bevölkerung, schliesslich gehe es darum, bei einem echten Krisenfall gewappnet zu sein und kritische Infrastrukturen bestmöglich zu schützen. «Ich verstehe nicht, wie man da dagegen sein kann.»

Über die Details der Übung schweigen sich die Behörden aus, sehr zum Unmut der Aktivisten. Müller rechtfertigt das damit, dass «Fides» andernfalls kein richtiger Praxistest mehr sei, und die realistische Komponente verloren gehe. Er weist auch den Vorwurf zurück, das Terrorszenario sei absurd konstruiert. Schliesslich gebe es immer wieder Terroranschläge auf der Welt.

Laut der Berner Sicherheitsdirektion beruht «Fides» auf den Erkenntnissen aus einer Sicherheitsverbundsübung von 2019. Letztere habe gezeigt, dass die Polizei bei einer andauernden Terrorlage durch die Unterstützung der Armee für den Schutz lebenswichtiger Infrastrukturen «wirksam entlastet» werden könne. (gbl)

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