Mit zwei Kindern auf fünf Posten in drei Kontinenten
Pascale Baeriswyl, eine ehrgeizige Nummer 2

Die neue EDA-Staatssekretärin Pascale Baeriswyl tritt am 1. Dezember die Nachfolge des umstrittenen Yves Rossier an. Doch wer ist die erste Frau auf diesem Posten?
Publiziert: 30.09.2016 um 17:22 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:59 Uhr
Pascale Baeriswyl, neu ernannte Staatssekretaerin im EDA, links spricht an der Seite von Bundesrat Didier Burkhalter, in einer Medienkonferenz des Bundesrates, am Freitag, 30. September 2016 im Medienzentrum Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Foto: ANTHONY ANEX
Sermîn Faki

«Kommen Sie nur, dann habe ich es hinter mir», lacht Pascale Baeriswyl auf die Frage von BLICK, ob sie nach einer halben Stunde Radio-Interview auf Hoch- und Schweizerdeutsch, Französisch und Italienisch vielleicht eine kurze Verschnaufpause braucht.

Offenbar ist die neue Nummer 2 im Aussendepartement unkompliziert und hat Sinn für Humor. Der zeigt sich auch, als sie während der Pressekonferenz mit ihrem Chef Didier Burkhalter schäkert. 

Durchsetzungsstark und kompetent

Doch mit Flirten bekommt man den Posten der Staatssekretärin im Aussendepartement EDA nicht. SP-Frau Baeriswyl hat ebenfalls bewiesen, dass sie durchsetzungsfähig ist: Das Interesse am einflussreichen Posten war gross, und die Baslerin hat sich in einem breiten Rekrutierungsprozess gegen bekannte Männer und Frauen durchgesetzt, etwa gegen den ehemaligen Schweizer EU-Botschafter und ihren derzeitigen Chef, Roberto Balzaretti. Das sei anstrengend gewesen, sagt sie. 

Und dennoch keine neue Erfahrung. Als sie im Jahr 2000 beim EDA anfing, war die zweifache Mutter die erste Schweizer Diplomatin mit kleinen Kindern. Auf fünf verschiedenen Posten und drei Kontinenten tätig zu sein, sei eine grosse Herausforderung gewesen, für die es damals noch keine grosse Unterstützung gegeben habe, so die überzeugte Frauenrechtlerin. Diese Erfahrungen werde sie beim Führen der politischen Direktion nicht vergessen.

Hanoi, Brüssel, New York

Tatsächlich hat die 48-jährige Juristin einen beachtlichen Leistungsausweis: Nach einem Stage bei der Direktion für Völkerrecht und bei der Schweizerischen Botschaft in Hanoi wurde Baeriswyl stellvertretende Chefin der Sektion Menschenrechtspolitik für die Region Asien/Pazifik beim EDA.

Von 2005 bis 2008 war sie für aussen- und sicherheitspolitische Fragen an der Mission der Schweiz bei der EU zuständig, danach wechselte sie als Chefin des politischen Teams an die Schweizer UNO-Mission nach New York. Bis Anfang Dezember, wenn sie offiziell als Staatssekretärin anfangen wird, ist sie noch Vizedirektorin der Direktion für Völkerrecht.

EU-Botschafter ein «Freund»

Das alles hat ihr Selbstbewusstsein offensichtlich gestählt. An der Pressekonferenz gab sie sich betont souverän. Sie freue sich, mit Didier Burkhalter einen «der erfahrensten Aussenminister der Welt» beraten zu können. Damit lobte sie nicht nur Burkhalter – und liess ihn ein bisschen alt aussehen, wie dieser selbst fand –, sondern auch gleich sich selbst.

Offenbar traut sich die Frau vieles zu: Sie kenne das für die Schweiz aktuell essentielle EU-Dossier sehr gut und habe ein exzellentes Netzwerk. Mit dem neuen EU-Botschafter in Bern, dem Dänen Michael Matthiesen, habe sie erst am Mittwoch gefrühstückt – er sei ein Freund aus Brüsseler Zeiten. Sie hoffe, ihr «fantastisches Netzwerk» werde der Schweiz nutzen.

Sie will de Watteville beerben

Damit ist zu guter Letzt auch klar, dass Pascale Baeriswyl eine ehrgeizige Frau ist. So macht sie keinen Hehl daraus, dass sie gern die neue EU-Chefunterhändlerin werden will, wenn der aktuelle, Jacques de Watteville, im nächsten Jahr seinen wohlverdienten Ruhestand antritt. «Ich freue mich darauf, ihn jetzt massgeblich zu unterstützen. Was danach kommt, wird der Bundesrat entscheiden, aber ich stehe selbstverständlich gern bereit.» Das ist eine klare Ansage.

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