Nach der Entführung von Impfchef Berger
Polizei warnt Corona-Exponenten

Gemäss Impfchef Christoph Berger hatte seine Entführung nichts mit Corona zu tun. Doch andere Experten wurden nun von der Polizei gewarnt.
Publiziert: 11.04.2022 um 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2022 um 19:18 Uhr

Seine Entführung Ende März habe keinen Corona-Hintergrund. Das teilte Impfchef Christoph Berger (59) am Sonntag mit. «Es standen einzig wirtschaftliche Interessen des Täters im Vordergrund. Bezüge zu meiner Rolle als Präsident der Impfkommission machte der Täter dabei nicht», so Berger in seiner Erklärung. «Nachdem ich dem Täter die Erfüllung seiner Forderung zugesichert hatte, liess er mich wieder frei.»

Und dennoch kann ein gewisser Zusammenhang nicht von der Hand zu weisen zu sein. Denn der Entführer wird sich Berger zumindest darum als Opfer ausgesucht haben, weil er national bekannt ist – als Präsident der Eidgenössischen Impfkommission.

Entführung fliesst in Bedrohungs-Analyse ein

Ausserdem haben die Bundesbehörden nach der Entführung Bergers andere Personen, die in Zusammenhang mit Corona bekannt geworden waren, nochmals gewarnt. Bekannte Corona-Exponenten hätten von der Polizei erneut Anweisungen erhalten, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten hätten. Das bestätigte der Präsident der Kantonsärzte, Rudolf Hauri im Radio SRF. Für sie gelte ein engmaschiges Bedrohungs-Management, das durch die Polizeikorps kontrolliert werde.

Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri.
Foto: keystone-sda.ch
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Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) analysiere die Lage laufend. «Natürlich fliesst ein solches Ereignis auch darin ein», so ein Sprecher zu SRF. «Auf die konkreten Massnahmen können wir nicht eingehen.»

Video zeigt Zugriff auf Impfchef-Entführer
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Aufnahmen aufgetaucht:Video zeigt Zugriff auf Impfchef-Entführer

Immer wieder Polizeischutz

Während der Corona-Krise mussten immer wieder öffentliche Persönlichkeiten speziell geschützt werden – zum Beispiel die Bundesräte, insbesondere Gesundheitsminister Alain Berset (50), der oft unter Polizeischutz stand. Unter anderem, weil er von einem Innerschweizer Wirt mit dem Tod bedroht wurde.

Auch beim Bundesratsbesuch vergangenen Oktober im Verkehrshaus Luzern war das Polizeiaufgebot gross – auch, weil coronaskeptische Kreise Demonstrationen angekündigt hatten. Auch das Medienzentrum des Bundeshauses in Bern wurde jeweils von Polizeikräften bewacht, wenn der Bundesrat oder aber die Experten wie Taskforce-Mitglieder, Kantonsärzte und auch Impfchef Berger vor die Medien traten.

«Ich habe riesigen Respekt vor Berger»

Dazu gehörte auch «Mr. Corona», Daniel Koch. Der ehemalige Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) wurde etwa im September 2020 im Zürcher Grossmünster von Corona-Skeptikern angepöbelt. Er sagt zu Blick: «Die verbalen Auseinandersetzungen rund ums Impfen waren schon viel zu früh viel zu aggressiv geworden. Ich selbst hatte zum Glück nur sehr wenige negative Erlebnisse und hatte nie Angst. Ich war aber auch schon nicht mehr im Amt, als die Impfung kam.»

Koch sagt, er habe aus den Medien erfahren, dass Christoph Berger etwas zugestossen sei. «Das hat mich betroffen gemacht, ich kann mich aber zum möglichen Vorfall nicht äussern.»

Die Belastung für Berger sei extrem hoch gewesen. «Zur enorm hohen Belastung und Verantwortung kam dann plötzlich die Kritik – damit umzugehen ist schwierig. Ich habe einen riesigen Respekt vor ihm. Er hat das extrem gut gemacht und durchgestanden.» (sf/lha)

Anm. d. Red: Auf Wunsch von Christoph Berger verzichtet Blick vorläufig darauf, den Impf-Chef im Bild zu zeigen.

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