Nach Gössi-Rücktritt zirkulieren erste Namen
Eine Doppelspitze für die FDP?

Die Idee eines Co-Parteipräsidiums gewinnt in der FDP an Unterstützung. Bereits zirkulieren erste Namen.
Publiziert: 20.06.2021 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2021 um 22:44 Uhr
Simon Marti und Camilla Alabor

Die Grünen haben es versucht – und die Übung nach ein paar Jahren wieder abgebrochen: Von 2012 bis 2016 leiteten zwei Co-Präsidentinnen die Partei. Seit ein paar Monaten nun wird die SP mit Mattea Meyer (33) und Cédric Wermuth (35) von einer Doppelspitze geführt. Für eine Partei wie den Freisinn hingegen war ein Jobsharing ganz oben lange Zeit undenkbar. «Als ich davon zum ersten Mal hörte, dachte ich: Das passt nicht zu uns», sagt Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher (54) stellvertretend für viele. Aber, ergänzt sie: «Je länger ich darüber nachdenke, desto eher finde ich, die Idee hat etwas für sich.»

Doppelspitze würde mehrere Interessen abdecken

Nach der Rücktrittsankündigung von Petra Gössi (45) vom Montag muss sich die FDP auf die Suche nach einem neuen Präsidenten machen – oder eben nach einem Co-Präsidium. Eingebracht hat den Vorschlag Jacqueline de Quattro (60), Nationalrätin und ehemalige Waadtländer Regierungsrätin. «Wir haben gesehen, wie gross die Arbeitslast war, die Petra Gössi zu meistern hatte», erklärt de Quattro. «Wenn man das Milizsystem weiterhin erhalten will, ist ein Co-Präsidium eine interessante Lösung.» Zudem erlaube eine Doppelspitze die Vertretung verschiedener Sprachregionen, von Mann und Frau oder von Stadt und Land.

Unterstützung erhält de Quattro von Nationalrätin Doris Fiala (64). Ein Parteipräsidium mit dem Amt als Parlamentarier und dem beruflichen Engagement zu verbinden, sei schwierig. Fiala hält eine Doppelspitze darum für «zeitgemässer».

Sie hat genug: Nach fünf Jahren gibt Petra Gössi das Präsidium der FDP ab.
Foto: Philippe Rossier
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Eindeutige Stimmung im Aargau

De Quattros Vorschlag ist womöglich nicht ganz uneigennützig. Wie die Waadtländerin sagt, sei sie an einer alleinigen Kandidatur nicht interessiert. Eine Co-Kandidatur will sie dagegen nicht ausschliessen: «Ich müsste mir das erst überlegen.»

Parteikollegen handeln de Quattro hinter vorgehaltener Hand tatsächlich als mögliche Kandidatin, im Duo mit dem Luzerner Ständerat Damian Müller (36). Ein weiteres mögliches Kandidatenpärchen sollen Susanne Vincenz-Stauffacher (54) und der Walliser Nationalrat Philippe Nantermod (37) sein. Wobei die Betroffenen von ihrem Glück nichts zu wissen scheinen – und angeben, eher nicht kandidieren zu wollen.

Ebenfalls als möglicher Kandidat gehandelt wird Ständerat Thierry Burkart (45). Zwar gibt sich der Aargauer selber bedeckt; umso mehr setzt sich dafür Sabina Freiermuth (56), die Präsidentin seiner Kantonalpartei, für ihn ins Zeug. «Im Aargau ist die Stimmung eindeutig: Etliche Freisinnige wünschen sich, dass Thierry Burkart sich als Parteipräsident zur Verfügung stellt.»

Eigene Partei würde einzelne Kandidatur bevorzugen

Etwas auskunftsfreudiger zeigt sich ein zweiter Aargauer, Nationalrat Matthias Jauslin (59). Er lässt sich entlocken, eine Kandidatur «nicht gänzlich» auszuschliessen. Und auch er findet die eines Co-Präsidiums «durchaus prüfenswert».

Allerdings: Innerhalb der Partei ist die Idee einer Doppelspitze nicht unbestritten – im Gegenteil. So bevorzugt der Parteiausschuss eine einzelne Kandidatur, wie Generalsekretärin Fanny Noghero (42) sagt. «Zwar lassen wir die Türe offen, aber: Ein Co-Präsidium ist nicht unser Wunschszenario.»

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