Nach Lonza-Kontroverse
Bund prüft Unterstützung von Impfstoff-Herstellung

Nach der Kontroverse um eine staatliche Impfstoff-Produktion bei der Lonza will der Bundesrat nun prüfen, wie er die Herstellung und Entwicklung von Arzneimitteln und Impfstoffen im Zusammenhang mit Corona stärken kann.
Publiziert: 14.04.2021 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2021 um 20:35 Uhr

Hätte die Schweiz die Impfstoff-Knappheit vermeiden können? Diese Frage stellte sich das ganze Land, nachdem bekannt wurde, dass der Pharmazulieferer Lonza dem Bund den Aufbau einer eigenen, staatlichen Impfstoff-Produktion angeboten hatte – und der Bundesrat daraufhin dankend ablehnte.

Das Missverständnis von damals will dieser nun endgültig bereinigen. Man habe das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) mit der vertieften Prüfung eines möglichen verstärkten Engagements des Bundes bei der Herstellung und Entwicklung von Covid-19-relevanten Arzneimitteln inklusive Impfstoffen beauftragt, teilte der Bundesrat am Mittwoch mit.

Covid-Gesetz bietet Grundlage dafür

Mit der Änderung des Covid-19-Gesetzes vom März habe man nun diesbezüglich grösseren Spielraum. Der Bundesrat hat damit die Grundlage erhalten, wichtige medizinische Güter selber herstellen zu lassen. Er soll auch die Finanzierung der Herstellung regeln. Damit soll die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen medizinischen Gütern gewährleistet werden.

Hätte die Schweiz die Impfstoff-Knappheit vermeiden können?
Foto: imago images/Jochen Eckel
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Die Kontakte des Bundes mit Verantwortlichen des Walliser Produktionsstandorts von Lonza in Visp hatten eine Kontroverse über mögliche Investitionen des Bundes in die Impfproduktion ausgelöst. Im Vordergrund stand die Frage, ob der Bundesrat ein Angebot von Lonza für den Kauf einer Impfstoff-Produktion ausgeschlagen habe.

Laut Gesundheitsminister Alain Berset (49) ging es dabei aber um Investitionen. Um den Kauf einer Infrastruktur, die Impfstoff produziert, sei es nie gegangen. Unterdessen gelten für Politikerinnen und Politiker aller Couleur staatliche Investitionen in Krisenzeiten in diesem Bereich nicht mehr als Tabu.

Arzneimittel gegen Corona – Kosten übernimmt der Bund

Der Bundesrat will sich überdies wappnen im Hinblick auf die Versorgung mit wichtigen und vielversprechenden Arzneimitteln gegen Corona, wie er weiter mitteilte. So würden etwa sogenannte Monoklonale Antikörper-Kombinationstherapien in der Schweiz bald verfügbar sein. Bis die Krankenversicherer die Kosten übernehmen, will vorerst der Bund für die Finanzierung dieser Behandlungen aufkommen.

Diese einmalig intravenös im frühen Krankheitsstadium verabreichten Medikamente verhindern das Eindringen des Virus in die Zelle und senken laut ersten Studien das Erkrankungsrisiko deutlich. Vorbild und Grundlage sind Antikörper, die aus dem Plasma eines Menschen gewonnen werden, die Covid-19 überstanden haben. In den USA oder Italien etwa gab es bereits Notfallzulassungen für solche Medikamente.

Medikamente mit monoklonalen Antikörpern gibt es bereits seit den 1990er-Jahren. Sie wurden bisher meist gegen Krebserkrankungen oder Autoimmunkrankheiten eingesetzt. (SDA/dbn)

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