Nach Moret-Debakel bei Bundesratswahl
Bürgerliche Frauen drohen mit der Quote

Frauen haben es in der Politik offensichtlich immer noch schwerer als Männer. Nun überlegen sich bürgerliche Frauen, wie man das Problem anpacken kann.
Publiziert: 23.09.2017 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:40 Uhr
Nachdem erneut ein Mann einer Frau für den Bundesrat vorgezogen wurde, haben die bürgerlichen Frauen allmählich genug. (Symbolbild)
Foto: Nigel Treblin
Florian Wicki

Hat die FDP ein Frauenproblem? Oder gar die Schweiz? Das jedenfalls hört man von links schon seit längerer Zeit. Doch nun könnten wegen der verpatzten Wahl von Bundesratskandidatin Isabelle Moret (46) auch bürgerliche Politikerinnen in Versuchung kommen, andere Saiten aufzuziehen.

Die Berner GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy fordert «Geschlechterkonkordanz».
Foto: GAETAN BALLY

Die Berner GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy (38) hätte sowieso kein Problem mit einer Quote, die sei nichts anderes als ein Synonym für Konkordanz: «Wenn der Bundesrat in der Schweiz auch Parteien und Regionen repräsentieren soll, warum soll das nicht auch für Geschlechter möglich sein?»

Konkordanz sei ja nichts anderes als das Einbringen von verschiedenen Meinungen und Perspektiven – was wichtig sei, um die Werte der Schweiz zu schützen. «Und bezüglich der Perspektive der Frau hat die Schweiz einen Missstand, das kann man heutzutage nicht länger ausblenden.» 

Die Präsidentin der CVP-Frauen, Babette Sigg Frank, würde nur schweren Herzens eine Quote fordern.
Foto: ZVG

Die Präsidentin der CVP-Frauen, Babette Sigg Frank (55), ist ähnlicher Meinung. Ihr Herz sei zwar zu liberal, um eine fixe Quote festlegen zu wollen. Man sollte eigentlich davon ausgehen können, dass Gesellschaft und Parlamentarier inzwischen so weit sind, um Frauen angemessen in die Regierung zu wählen, aber: «Falls es die einzige Möglichkeit ist, müssen wir doch eine Quote einführen, wenn auch schweren Herzens.»

Gleichstellung solle ohne Quote möglich sein

Die Zürcher BDP-Nationalrätin Rosmarie Quadranti würde eine Quote nur als letzte Wahl einführen.
Foto: GAETAN BALLY

Ins gleiche Horn stösst die Zürcher BDP-Nationalrätin Rosmarie Quadranti (60). Auch sie will grundsätzlich keine Quote: «In der Schweiz sollte man im 21. Jahrhundert fähig sein, ohne Quoten Gleichstellung zu erreichen.» Wenn dem aber nicht so ist? «Wenn nach den nächsten Wahlen noch weniger Frauen im Bundesrat sind, müssen wir uns das mit der Quote nochmals überlegen.» 

Die Präsidentin der FDP-Frauen, Nationalrätin Doris Fiala, will keine Quote, sondern das Problem mit anderen Methoden lösen.
Foto: GAETAN BALLY

Gegen eine Quote ist hingegen die Präsidentin der FDP-Frauen, die Zürcher Nationalrätin Doris Fiala (60). Doch auch sie prangert ihre Partei an: «Nach bald 30 Jahren keine Frau im Bundesrat ist heutzutage längst nicht mehr angemessen.» Sie will die Frauenfrage aber anders lösen, nämlich vorerst noch mit Organisation und Diplomatie: «Ich versuche jetzt mit aller Kraft, die Köpfe und Herzen unserer Männer zu erreichen, um für die nächste Wahl ein reines Frauenticket auf die Beine zu stellen.» Gleichzeitig startet sie intern eine eigentliche Kaderselektion, um all die potenziell fähigen Kandidatinnen – aus Bundesbern und den Kantonen – auf dem Radar zu haben.

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