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Nach Streit unter Jungparteien
Neuer Schwung für AHV-Initiative

Die im vergangen Herbst lancierte Renteninitiative der Jungfreisinnigen hat für Streit unter den bürgerlichen Jungparteien gesorgt. Nun aber will die Junge SVP plötzlich doch mithelfen – und sorgt für neuen Schwung.
Publiziert: 17.12.2020 um 07:52 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2021 um 08:09 Uhr
Daniel Ballmer

Der Ärger war gross. Eigentlich wollten die bürgerlichen Jungparteien gemeinsam eine breit abgestützte AHV-Initiative lancieren. Den etablierten Parteien trauen sie nicht zu, rechtzeitig eine Rentenreform zur Entlastung der jüngeren Generationen aufzugleisen. Doch: Aller Absprachen zum Trotz preschten die Jungfreisinnigen im letzten Herbst plötzlich vor. Im Alleingang verkündeten sie, die Initiative zu lancieren.

Bei den Jungparteien von SVP, CVP, BDP, EVP und GLP kam das schlecht an. Mit der Initiative wollten sie seither nichts mehr zu tun haben. Die Junge FDP sollte bis im nächsten Sommer alleine die nötigen 100'000 Unterschriften sammeln – eine Herkulesaufgabe.

«Wir wollen die Animositäten hinter uns lassen»

Vergeben und vergessen. «Wir sind zum Schluss gekommen, dass es unsinnig ist, wenn wir nicht mit dabei sind. Denn inhaltlich entspricht die Initiative genau unserem Parteiprogramm», sagt David Trachsel (26), Präsident der Jungen SVP. Deshalb kommt es nun doch noch zum Schulterschluss.

Das heutige AHV-Rentenalter halten Jungpolitiker nicht mehr für tragbar. Deshalb haben die Jungfreisinnigen die Renteninitiative lanciert.
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«Wir wollen die Animositäten hinter uns lassen», so Trachsel. Dass es gleich in mehreren Jungparteien zum Führungswechsel gekommen ist, vereinfacht diesen Schritt. Der JSVP-Vorstand hat deshalb bereits beschlossen, die AHV-Initiative offiziell zu unterstützen. Ab Januar will die Jungpartei mithelfen, bis im Sommer die nötigen 100'000 Unterschriften zu sammeln.

2032 sollen alle mit 66 pensioniert werden – dann geht's weiter

Die Initiative will das Pensionsalter von Männern und Frauen zunächst schrittweise auf 66 Jahre erhöhen. Voraussichtlich ab 2027 würde das Rentenalter jedes Jahr um zwei Monate erhöht. Falls dieses für die Frauen dann noch bei 64 Jahren liegt, müssten sie eine jährliche Erhöhung um vier Monate hinnehmen.

2032 sollen dann Frauen wie Männer mit 66 pensioniert werden. Von da an würde die weitere Erhöhung an die Lebenserwartung gekoppelt. Die Jungfreisinnigen rechnen mit einem jährlichen Anstieg um einen Monat. So läge 2043 das Pensionsalter bei 67 Jahren, 2054 bei 68 und 2085 bei 70 Jahren. So sei gewährleistet, dass Erwerbstätige ein Fünftel ihres Lebens als Pensionierte verbringen könnten. Ohne Reformen hingegen fehlten bis 2045 im AHV-Fonds 160 Milliarden Franken zur Finanzierung der Renten.

Jungparteien von CVP und GLP bleiben zurückhaltend

«Wir freuen uns sehr über die Unterstützung», sagt Jungfreisinnigen-Präsident Matthias Müller (28). «Bei der Altersvorsorge haben wir ja auch eine grosse Übereinstimmung mit der Jungen SVP.» Das würde auch für die Junge CVP wie auch für die Junge GLP gelten. Diese beiden Jungparteien aber verzichten auf eine Zusammenarbeit: «In der Stossrichtung sind wir uns zwar einig», begründet JCVP-Präsidentin Sarah Bünter (27), «wir streben aber ein flexibles Rentenalter an, das auch verschiedene Berufsgruppen berücksichtigt.»

Die verbleibenden Unterstützer lassen sich davon nicht beirren. «Wir sind dennoch überzeugt, dass wir die nötigen Unterschriften erreichen», betont JSVP-Präsident Trachsel. Denn die Jungfreisinnigen sehen sich schon bisher auf Kurs. «Wir werden Ende Januar voraussichtlich die Marke von 65'000 Unterschriften überschritten haben», zeigt sich Müller zuversichtlich. «Es ist wichtig, dass die Initiative zustande kommt. Sie würde die AHV-Renten für alle Generationen sichern. Deshalb geben wir weiter Gas.»

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