Kantonalpräsident zur Rechtsextremen-Connection der Winterthurer SVP-Chefin
«Geschäftsbeziehungen von Parteimitgliedern sind Privatsache»

Die Präsidentin der SVP Winterthur lässt ihre Medienarbeit von Mitgliedern der Jungen Tat erledigen. Die SVP Kanton Zürich findet: «Das ist Privatsache». Die politische Konkurrenz fordert den Rücktritt.
Publiziert: 24.09.2023 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2023 um 11:32 Uhr
Die Winterthurer SVP-Präsidentin Maria Wegelin kandidiert für den Nationalrat.
Foto: Marc Dahinden
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Maria Wegelin (44), Präsidentin der SVP Winterthur, hat die Junge Tat für ihren Nationalratswahlkampf engagiert. Das zeigen Recherchen des «SonntagsBlick». Anführer der rechtsextremen Gruppierung, die vom Nachrichtendienst beobachtet wird, erledigen für sie die Medienarbeit. Sie produzieren die Werbevideos der SVP-Politikerin und betreuen einen Teil ihrer Social-Media-Accounts.

Seit Anfang September hat Wegelin, die während der Pandemie schweizweit Schlagzeilen als Massnahmengegnerin machte, mehrere Wahlkampf-Clips veröffentlicht. Darin schimpft sie gegen Linke, Migranten und Feministinnen.

Produziert hat die Videos der Kopf der Jungen Tat, Manuel C.* (23). Er betreibt in Winterthur eine kleine Designfirma und wurde von der Staatsanwaltschaft bereits wegen Judenhass verurteilt. Ein anderes Mitglied, Tobias L.* (21), managt Wegelins Profil auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter).

Wegelin auf Tauchstation

Die beiden wissen, wie man mobilisiert: Dank Instagram-tauglichen Aktionen und professionell produzierten Propagandavideos hat die Gruppe online Tausende Follower.

Wegelin äusserte sich nicht zur Recherche und war auch am Sonntag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Stattdessen postete sie in den sozialen Medien bloss: «Unsere Meinungsfreiheit ist in Gefahr. Der gesunde demokratische Diskurs wird immer mehr mit Füssen getreten.»

Dafür äusserste sich die Kantonalpartei. «Die SVP Kanton Zürich distanziert sich von jeglichem Extremismus», sagte Domenik Ledergerber (35), Präsident SVP Kanton Zürich, zu Blick. Und trotzdem sieht er keinen Handlungsbedarf, wenn eine Nationalratskandidatin ihre Medienarbeit an die Junge Tat auslagert.

Die Partei sei für politische Inhalte verantwortlich, nicht für private Angelegenheiten. «Die Auswahl von Geschäftsbeziehungen von Parteimitgliedern ist Privatsache», sagt Ledergerber. Die SVP Winterthur zog am Abend nach und schrieb, der Partei seien von Wegelin keine politisch problematischen Aussagen bekannt.

Politische Konkurrenz fordert Rücktritt

Anders sieht das die politische Konkurrenz. Sie forderte am Sonntag bereits Wegelins Rücktritt. In einem Instagram-Post schreibt die Alternative Liste (AL) Winterthur, dass Maria Wegelin sofort aus all ihren politischen Ämtern ausscheiden solle.

Wegelin tunke nicht nur den kleinen Zeh in den braunen Sumpf, wie viele ihrer Parteikolleginnen und -kollegen. Sie schwimme mitten drin und unterstütze direkt rechtsextreme Netzwerke mit SVP-Wahlkampfgeldern. «Wegelin zeigt damit klar ihre Sympathie für rechtsextreme und demokratiefeindliche Ideologien!»

Die links-alternative Partei forderte weiter, dass sich alle Parteien klar gegen die SVP positionieren und deren Arbeit im Stadtparlament verunmöglichen sollen, falls diese an ihrer rechtsextremen Parteipräsidentin festhalte. (oco)

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