Ständerätin Lisa Mazzone über die Folgen ihrer Abwahl für Genf
«Es wird sich viel ändern»

Die in der zweiten Runde der Genfer Ständeratswahlen nicht wiedergewählte Grüne Lisa Mazzone zieht sich aus der Politik zurück. Sie werde ihre Überzeugungen anderswo, auf anderem Wege, weiterleben lassen, sagt sie im Blick-Interview.
Publiziert: 12.11.2023 um 18:39 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2023 um 13:35 Uhr
Daniella Gorbunova

Lisa Mazzone (35) hat Tränen in den Augen und einen Blumenstrauss in den Händen, als sie am Sonntag das Genfer Rathaus verlässt. Die Genfer Grüne-Politikerin hat ihren Ständeratssitz verloren – an Mauro Poggia (64) vom Mouvement Citoyens Genevois (MCG).

Frau Mazzone, was sagen Sie zu Ihrer Abwahl?
Lisa Mazzone: Zunächst einmal danke ich den Wählenden, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich habe stets ein Genf vertreten, das sich für zukünftige Generationen einsetzt. Egal ob in ökologischen Fragen oder in solcher der Gleichberechtigung.

Was wird der Kanton Genf durch Ihre Abwahl verlieren?
Es wird sich viel ändern. Seit dreissig Jahren war Genf durch mindestens eine Frau in der kleinen Kammer vertreten. Mit mir sogar eine junge Frau. Nun wird die Dynamik eine andere werden.

Lisa Mazzone, Genfer Ständerätin der Grünen, wurde am Sonntag abgwählt.
Foto: keystone-sda.ch
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Mit zwei Männern über 60 Jahren.
Richtig.

Was sagt Ihre Niederlage über die derzeitige politische Landschaft aus?
Ich glaube, dass die Grünen im Moment einen Rückschlag erleben, nach unserem Wahlsieg von 2019. Es hat sich heute wiederholt, was in den kantonalen und nationalen Wahlen passiert ist. Für feministische Anliegen und den Klimaschutz sollte dies ein Weckruf sein.

Wenn Sie die letzte Legislatur Revue passieren lassen, würden Sie alles noch einmal genau so machen?
Ich bin stolz auf die Arbeit, die ich im Ständerat geleistet habe. Es ist mir gelungen, mit Vertretenden von SVP, FDP und Mitte Lösungen zu erarbeiten. Und das bei schwierigen Themen wie erneuerbaren Energien, dem Kompromiss beim Sexualstrafrecht, dem Zugang von Sans-Papiers zur Berufsbildung.

Gibt es etwas, wofür sie in Bundesbern besonders in Erinnerung bleiben werden?
Die Entwicklung der Energiestrategie etwa. Ich habe mit dem Thurgauer Amtskollegen Jakob Stark von der SVP daran gearbeitet. Wir haben einen ausgewogenen Kompromiss zwischen einem ehrgeizigen Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Naturschutz gefunden. Ein Projekt, das vom Parlament fast einstimmig angenommen wurde.

Sie haben soeben gesagt: «C'est fini, pour moi», es ist fertig. Ziehen Sie sich tatsächlich aus der Politik zurück?
Die Politik ist ein Mittel, kein Zweck an sich. Ein Mittel, um Ideen auszudrücken, Werte und Projekte für zukünftige Generationen zu verteidigen. All das kann auch auf andere Weise geschehen.

Heisst konkret?
(lacht) Das weiss ich noch nicht!

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