«Nicht mehr hinnehmbar»
Prämienzahler sollen nicht für Krankenkassen-Werbung blechen

Krankenkassen soll künftig keine Werbung für die Grundversicherung mit den Prämiengelder finanzieren. Das fordern die Gesundheitspolitiker des Nationalrats.
Publiziert: 23.02.2024 um 18:27 Uhr

Jetzt wirds richtig teuer. Die durchschnittliche Krankenkasse-Prämie steigt in diesem Jahr um 8,7 Prozent. Vielen Blick-Leser ist dabei die Werbung für die Krankenkassen ein Dorn im Auge. Denn diese geht ins Geld – was wiederum auf die Prämien schlägt. Im Jahr 2022 beliefen sich diese Werbekosten auf knapp 73 Millionen Franken. Das alles ist ganz legal: Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) verbietet Werbung und Sponsoring mit Geldern aus der Grundversicherung nicht.

Das ärgert Ständerat Baptiste Hurni (57). Die Bürgerinnen und Bürger müssten mitansehen, wie «ihre Prämien in Spots, Plakate und Botschaften auf Grossbildschirmen investiert werden», schrieb er in einem Vorstoss von 2022, der die umstrittene Praxis ändern sollte. «In einer Zeit, in der viele Haushalte gezwungen sind, zu sparen, und sich über die Situation am Ende des Monats Sorgen machen, ist diese Verschwendung von Geldern auf dem Buckel der Versicherten nicht länger akzeptabel.»

«Bringt keinen Mehrwert»

Jetzt stimmten die Gesundheitspolitiker des Nationalrats zu: Sie wollen es den Krankenkassen künftig verbieten, Werbung für die Grundversicherung durch unsere Prämiengelder zu finanzieren. Der Vorschlag wurde mit 12 zu 12 Stimmen und dem Stichentscheid von Präsidentin Barbara Gysi (59, SP) gutgeheissen.

Krankenkassen-Werbung soll nicht mehr mit Prämien aus der Grundversicherung bezahlt werden.
Foto: Philippe Rossier
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«Die Kommissionsmehrheit verweist darauf, dass die Grundversicherung obligatorisch ist und die Werbung weder der Prävention noch der Gesundheitsförderung dient und somit keinen Mehrwert bringt», heisst es in einer Medienmitteilung. Die aktuelle Praxis erachte sie angesichts der kontinuierlich steigenden Prämien «nicht mehr als hinnehmbar».

Werbung für Zusatzversicherung bleibt möglich

Nun müssen die Gesundheitspolitiker im Ständerat über den Vorstoss brüten. Stimmen auch sie zu, wird die Gesundheitskommission des Nationalrats einen Gesetzesvorschlag ausarbeiten.

Kommt dieses Gesetz durch, wäre nur die obligatorische Krankenkasse betroffen. Die Krankenversicherer dürften weiterhin Werbung für die Zusatzversicherungen machen. Und ob die Prämien allein durch das Werbeverbot sinken, darf bezweifelt werden: Schliesslich steigen die Kosten für die Krankenkasse hauptsächlich wegen mehr Arztbesuchen, mehr ambulanten Spitalleistungen und teureren Medikamenten. (bro)

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