«No Billag»-Kessler zieht über «Arena»-Projer her
«Unausgewogen im Verhältnis 5:1»

In der gestrigen «Arena»-Sendung kam No-Billag-Initiant Olivier Kessler gehörig unter Druck. Am Tag danach teilt er auf Facebook in einem 10'000 Zeichen langen Text aus.
Publiziert: 03.02.2018 um 17:52 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:20 Uhr
Illustre Runde: Olivier Kessler (l.) und Doris Leuthard (2.v.r) in der «Arena».
Foto: Screenshot SRF
Thomas Benkö

«SRF-Skandal-Arena: Was hinter den Kulissen geschah» – Unter diesem Titel veröffentlichte Olivier Kessler am Samstagnachmittag einen ellenlangen Facebook-Post. Es scheint, als habe er sich wieder gefangen. Denn das Presse-Urteil über seinen Auftritt in der gestrigen «Arena» war einhellig negativ:

  • «Kessler unter Druck» - BLICK
  • «Kessler demontiert sich gleich selbst» - «Watson»
  • «Mit einer peinlichen Zehnernötli-Nummer machte sich Kessler gegen Ende der Sendung unumstösslich zum Kasperli» - «Persönlich.com»

Kessler schreibt auf Facebook: «Die SRF-Arena-Sendung vom 2. Februar 2018 war ein weiteres Musterbeispiel für journalistisches Versagen beim Staatssender SRG.»

Kesslers Hauptkritik: Moderator Projer habe sich mit den Initiativgegner gegen ihn verbündet. Er schreibt: «Kurz vor der Sendung instruierte Moderator Jonas Projer die Gäste, wie er sich den Ablauf der Sendung vorstellte. Er erwähnte dabei, dass er zwei Einzelinterviews plane mit Bundesrätin Doris Leuthard und mit mir. Der Plan lautete also folgendermassen: Ein Zwangsgebühren-Profiteur (Projer) interviewt eine Zwangsgebühren-Befürworterin (Leuthard) und anschliessend interviewt nochmals ein Zwangsgebühren-Profiteur (Projer) ein No-Billag-Befürworter (mich). Ein offensichtliches Missverhältnis, denn wer die Fragen stellt, der lenkt die Diskussion – das weiss jedes Kind.»

Kessler habe «getäubelt»

Laut Insidern habe Kessler vor der «Arena» richtig «getäubelt». Moderator Jonas Projer ging darauf nicht auf Kesslers Vorschlag ein, dass sich Bundesrätin Doris Leuthard und Olivier Kessler gegenseitig interviewen.

Dabei hatte sich Kessler extra Fragen an die Medienministerin aufgeschrieben. Etwa: «Frau Bundesrätin, es wird vielfach geklagt, immer weniger junge Leute würden sich an der Demokratie beteiligen. Nun haben sich in den letzten Jahren aber enorm viele junge Bürger auf der Strasse engagiert und haben Unterschriften für die No-Billag-Initiative gesammelt. Dieses Projekt haben Sie kürzlich öffentlich als «Bockmist» bezeichnet und damit über 150’000 Menschen, die die Initiative unterzeichnet haben, herabgewürdigt. Glauben Sie, dass Sie damit und mit Ihrer Vorbildfunktion, die Sie innehaben, junge Leute zur Partizipation an der Demokratie ermutigen?»

Doch wie gesagt, Projer stellte die Fragen selber. Kollegen von Kessler beobachteten darauf die Sendung und stellten unfaires Verhalten des SRF-Mannes fest: «Projer habe die No-Billag-Befürworter satte 24 Mal unterbrochen, die Initiativ-Gegner jedoch nur 5 Mal. Das macht dann einen weiteren Verstoss gegen die Ausgewogenheit im Verhältnis von nahezu 5:1.»

«Die unglaubliche Arroganz von Jonas Projer ist ja der Gipfel»

Der «Arena»-Moderator selbst sieht die 10'290 Zeichen lange Kritik gelassen: «Ich lasse mich für den Abstimmungskampf von Herrn Kessler nicht instrumentalisieren und kommentiere seinen Rundumschlag nicht», sagt Projer zu BLICK. «Die Arena-Redaktion wird immer wieder mal von Interessenvertretern unter Druck gesetzt und weiss damit umzugehen - auch bei massiven Versuchen direkt vor der Sendung. Wir bleiben unabhängig.»

Unterstützung gab es für Kessler dafür auf Twitter: «Ich bin eigentlich total gegen #NoBillag, aber nach der Arena heute bin ich mir echt nicht mehr sicher. Die unglaubliche Arroganz von Jonas Projer ist ja der Gipfel», scheibt Unser @coluo.

Und User @udiuke meint: «Projer sonst immer sau souverän. Heute aber leider nicht. Tut sich leider keinen Gefallen und trägt seine Abneigung gegen #Kessler öffentlich zur Schau. Sehr schade #SRFArena.»

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