Nur für wenige ist 2019 definitiv Schluss
Auch die Stöckli-Dinos beweisen Sitzleder

Nicht nur im Nationalrat, sondern auch im Ständerat liebäugeln langjährige Bundespolitiker mit einer erneuten Kandidatur. Der amtsälteste Ständerat Filippo Lombardi hält sich ebenso bedeckt wie SP-Urgestein Paul Rechsteiner.
Publiziert: 27.10.2017 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:35 Uhr
Geraldine Savary, SP/VD
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Ruedi Studer und Nico Menzato

Die Hälfte der Legislatur ist um, die Wahlen 2019 rücken damit schon ins Blickfeld der Parteien. Gerade auch, was die Zukunftspläne altgedienter Politschlachtrösser betrifft. Viele der dienstältesten Nationalräte liebäugeln mit einer erneuten Kandidatur (BLICK berichtete). BLICK hat auch bei den 13 Polit-Dinos im Ständerat nachgefragt.

SVP-Germann will es nochmal wissen

Am längsten residiert CVP-Fraktionschef Filippo Lombardi (61, TI) im Stöckli: satte 18 Jahre. Seine Politkarriere krönte er 2012/13 mit dem Ständeratspräsidium. Seinen grossen Wunsch, Bundesrat zu werden, muss er nach der Wahl von Ignazio Cassis (56) begraben. Ob er 2019 nochmals fürs Stöckli kandidiert, lässt Lombardi auf Anfrage offen. Eine erneute Kandidatur des «Animale politique» würde aber kaum erstaunen.

Klare Pläne hegt bereits SVP-Ständerat Hannes Germann (61, SH), der seine Kantonsfarben schon seit 2002 in Bundesbern vertritt. «Wenn es Gesundheit und Motivation erlauben, trete ich 2019 wieder an», sagt Germann zu BLICK. «Es ist eine tolle Aufgabe und ein Privileg.» Dass er bei der letzten Wahl das historische Bestresultat eines Schaffhauser Ständerats realisierte, sieht er als zusätzlichen Ansporn. «Ich fühle mich vom Volk getragen.» Kommt hinzu, dass Germann für die im Ständerat untervertretene SVP als zuverlässiger Sitzgarant gilt. 

Doppelvakanz in Schwyz?

Das Gleiche gilt für die beiden Schwyzer SVP-Ständeräte Alex Kuprecht (59, seit 2003) und Peter Föhn (64, seit 2011, vorher seit 1995 im Nationalrat). Eine Doppelvakanz scheint durchaus denkbar. Föhn macht klar: «Persönlich denke ich ans Aufhören. Ich bin noch topmotiviert, aber solche Wahlkämpfe sind eher etwas für Jüngere. Definitiv entscheiden werde ich nächstes Jahr.»

Kuprecht will sich «diesen Winter entscheiden und im Verlauf des kommenden Frühlings oder Sommers kommunizieren». Aus der Partei verspüre er keinen Druck zum Aufhören. «Im Gegenteil, man möchte, dass ich nochmals antrete. Im Moment lasse ich aber noch alles offen.»

Anita Fetz wird abtreten

Bestimmt Schluss ist hingegen 2019 für Anita Fetz (60, BS). Seit 2003 schon sitzt die aktuell dienstälteste Ständerätin für die SP in der kleinen Kammer. Sie politisierte vorher während insgesamt acht Jahren (mit Unterbruch) im Nationalrat. Wegen einer Amtszeitbeschränkung darf sie nicht mehr antreten. Für ihre Nachfolge stehen zwei mögliche Kandidaten im Vordergrund: Finanzdirektorin Eva Herzog (55) und Nationalrat Beat Jans (53).

Auch SP-Ständerat Didier Berberat (60, NE, seit 2009; vorher ab 1995 Nationalrat) beendet per Legislaturende seine Politkarriere. «24 Jahre sind genug», sagt er.

SP-Urgestein Paul Rechsteiner hält sich bedeckt

Wie Berberat politisieren auch andere Standesvertreter noch nicht allzu lange im Stöckli, wirkten vorher aber jahrelang im Nationalrat – und gehören damit ebenso zu den Polit-Dinos.

Rekordhalter ist SP-Ständerat Paul Rechsteiner (65, SG, seit 2011), der 1986 – im Jahr der Tschernobyl-Katastrophe – den Sprung in den Nationalrat schaffte. Der Gewerkschaftsboss hält sich bedeckt: «Ich werde mich zu gegebener Zeit äussern.»

Auch der in wenigen Tagen 69-jährige Claude Janiak (BL, seit 2007, zuvor ab 1999 für die SP im Nationalrat) mag sich noch nicht konkret äussern. Personalentscheide würden in gut einem Jahr getroffen. Es gebe aber keinerlei Druck. «Die Amtszeitbeschränkung beträgt 16 Jahre, ich bin erst zehn Jahre im Amt als Ständerat.» Klar ist: Hört Janiak auf, fasst Grünen-Nationalrätin Maya Graf (55) eine Kandidatur ins Auge.

Noch offen ist die Ausgangslage bei SP-Frau Liliane Maury Pasquier (60, GE, seit 2007, zuvor ab 1995 Nationalrätin): «Wir werden zuerst die kantonalen Wahlen vom Frühling 2018 abwarten und danach entscheiden.» Mit SP-Nationalrat Carlo Sommaruga (58) hat ein potenzieller Nachfolger sein Interesse schon angemeldet.

SP-Stöckli ist schon angefragt

Nicht in die Karten blicken lässt sich FDP-Ständerat Fabio Abate (51, TI, seit 2011, vorher ab 2000 Nationalrat). Angesichts seines Alters ist eine erneute Kandidatur aber wahrscheinlich. Ebenso bei SP-Mann Hans Stöckli (65, BE, seit 2011, vorher ab 2004 Nationalrat). «Meine Partei hat mich ersucht, nochmals zu kandidieren, was mich sehr freut», so Stöckli. «Ich entscheide gegen Ende 2018.»

Klartext spricht dafür SP-Frau Géraldine Savary (48, VD, seit 2007, vorher ab 2003 Nationalrätin). Sie will nochmals antreten, denn: «2019/2020 würde ich Ständeratspräsidentin.» Zudem werden ihr auch Bundesratsambitionen nachgesagt, wenn dereinst Alain Berset (45) zurücktritt.

FDP-Müller grüsst aus Australien

Zwar erst seit 2015 im Ständerat, aber zuvor seit 2003 im Nationalrat, politisiert Ex-FDP-Chef Philipp Müller (65, AG). Er zeigt, wie sich die unangenehme Rücktrittsfrage elegant umschiffen lässt. «Ich bin in Australien und habe meistens keinen Empfang», schreibt er per E-Mail. Eine konkrete Antwort hätte ihn wohl kaum mehr Zeit gekostet.

Insgesamt zeigt sich also: Was das Sitzleder betrifft, stehen die Ständeräte ihren Kollegen im Nationalrat in nichts nach.

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