«Offenbar will man hier Dramatik konstruieren»
Nach UKW-Aus – Schawinski schiesst scharf gegen SRG

Die SRG schaltet Ende Jahr ihre UKW-Antennen ab. Im Hinblick auf die Halbierungs-Initiative sieht Roger Schawinski darin einen taktischen Entscheid. Man wolle zeigen, dass Sparen wehtut.
Publiziert: 27.06.2024 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2024 um 20:09 Uhr
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Céline ZahnoPraktikantin Politik

Die SRG kappt die Verbindung zum alten Ultrakurzwellen-Rundfunk, kurz UKW-Rundfunk. Ende dieses Jahres werden die UKW-Antennen ausgeschaltet, gab die SRG am Donnerstagmorgen bekannt. Immer weniger Menschen würden UKW-Radios nutzen, der Unterhalt der Antennen sei verhältnismässig zu teuer.

Ein unverständlicher Entscheid, findet Radiounternehmer Roger Schawinski (79). «Offenbar will man hier Dramatik konstruieren», sagt er Blick. Und zwar im Hinblick auf die Halbierungs-Initiative. Der SRG gehe es darum, zu zeigen, dass der Sparauftrag richtig wehtue.

Unerwartete Wendung in jahrelangem Hickhack

Tatsächlich ist der Ausstieg eine unerwartete Wendung im jahrelangen Hickhack um den UKW-Betrieb. Ursprünglich hätten die Funkkonzessionen sowohl für die SRG und die Privatradios 2024 auslaufen sollen. Auf Druck einer Petition von Schawinski hat der Bundesrat den Wechsel auf die digitale Verbreitung von Radiosendungen allerdings auf 2026 verschoben.

Die SRG schaltet Ende Jahr ihre UKW-Antennen ab, wie das Medienhaus am Donnerstagmorgen bekanntgab.
Foto: Sven Thomann
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Die SRG ist also trotz Verlängerung der Konzession vorgeprescht. Laut eigenen Angaben spart die SRG damit rund 15 Millionen Franken pro Jahr. Und Grund zum Sparen hat die SRG allemal. Im Sommer vor einem Jahr wurde die Halbierungs-Initiative eingereicht und vergangene Woche kündigte Medienminister Albert Rösti (56) an, die Serafe-Abgabe um knapp zehn Prozent auf 300 Franken zu senken. Auch Entlassungen seien deshalb unumgänglich. Am Donnerstag kündigte SRF gleich eine weite Sparrunde an: Bis 2050 würden 70 Vollzeitstellen wegfallen.

«Eigentor der SRG»

Für Schawinski ist der Ausstieg aus UKW deplatziert. Grosse Einsparungen könne man mit den UKW-Antennen kaum machen. Die eingesparten 15 Millionen seien nur knapp ein Prozent des Gesamtbudgets.

«Das ist das grösste Eigentor der SRG ever! Das wird ihnen einen Shitstorm einbringen», so Schawinski. Viele Hörerinnen und Hörer würden nämlich noch immer UKW-Radios nutzen. Laut einer Umfrage des Bundes vom vergangenen Jahr hören nur noch acht Prozent der Bevölkerung Radio allein über UKW. Knapp ein Drittel hört digital, aber beispielsweise im Auto oder im Büro auch analog.

Hörerverlust als Risiko

Bei den Privatradios zeigt man sich überrascht über den so raschen UKW-Totalausstieg der SRG. Doch man kann den Entscheid nachvollziehen. Einige Privatsender hätten ebenfalls bereits erste Sendemasten abgebaut, sagt Nicola Bomio, Präsident des Verbands der Privatradios. UKW bis Ende Jahr komplett abzuschalten, das habe bislang keine Station geplant. «Der Entscheid der SRG könnte aber eine Dynamik auslösen», sagt er.

Der Wechsel aufs Digitalradio sei mit Risiken verbunden. «Die grosse Unbekannte ist, wie viel Hörer man damit verliert», so Bomio. Da ein Drittel neben digitalem Radio auch UKW höre, sei nicht klar, ob man diese Doppelnutzer teils verlieren würde, wenn es kein UKW mehr gebe. Das hätte wiederum einen Verlust an Werbeeinnahmen zur Folge.

So oder so: 2026 wird den UKW-Radios endgültig der Stecker gezogen. Spätestens dann müssten die Sender mit den Mindereinnahmen leben.

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