Post setzt Grosskunden Obergrenzen
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Wegen Coronavirus:Post setzt Grosskunden Obergrenzen

Käsepapst hat Angst um seine Päckli
«Offenbar ist die Post am Anschlag»

Die Corona-Krise macht der Post das Leben schwer. Sie kann die Päckli-Flut kaum bewältigen und setzt Grosskunden nun Obergrenzen. Päckli-Kunden müssen derweil länger auf ihre Lieferungen warten.
Publiziert: 26.03.2020 um 21:31 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2020 um 11:00 Uhr
Ruedi Studer

Die Corona-Krise bringt auch die Post an ihre Grenzen. Besonders im Paketversand. Das Volumen ist deutlich gestiegen, Verspätungen sind damit an der Tagesordnung. Das berichtet BLICK-Leser Reto M. (Name der Redaktion bekannt) aus dem Kanton Solothurn. Ein Economy-Päckli, welches normalerweise in zwei Werktagen geliefert wird, brauchte doppelt so lange bis zum Empfänger.

Doch auch Priority-Pakete, die in einem Werktag gebracht werden sollten, kommen nicht immer fristgerecht an. Diese Erfahrung macht der Schweizer Käsepapst Rolf Beeler. «Wir haben am Montag mehrere Pakete verschickt, die sind bis Donnerstagmorgen nicht bei den Kunden angekommen», sagt Beeler zu BLICK.

Ohnmachtsgefühle beim Käsepapst

Dabei habe man diese extra als Lebensmittelpakete gekennzeichnet. «Bei den aktuell kühlen Temperaturen ist das für Käse zwar noch kein Problem, aber für andere Lebensmittel schon – Fleisch oder Fisch kann man damit vergessen», so Beeler. Ihn stört vor allem, dass die Post zu wenig aktiv über die Problematik informiert.

Käsepapst Rolf Beeler macht sich Sorgen. Seine Käse-Pakete kommen verspätet bei den Kunden an.
Foto: Thomas Meier
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«Offenbar ist die Post am Anschlag, das müssen wir als Kunden doch wissen», sagt er. Wegen der Corona-Krise sind gut 80 Prozent seines Geschäfts – Restaurantbelieferungen und Marktverkäufe – weggebrochen. Deshalb hat er seinen Onlineshop ausgebaut. «Und jetzt hapert es bei der Zustell-Logistik. Da machen sich Ohnmachtsgefühle breit.» Er hat nun mit Kollegen notfallmässig einen eigenen Hauslieferdienst aufgebaut.

Post bestätigt Probleme

Die Post bestätigt gegenüber BLICK die Probleme. «Die Menge bei den Paketen ist in den letzten Wochen und Tagen sehr stark gestiegen», sagt Post-Sprecherin Denise Birchler. «Gleichzeitig fehlen uns zunehmend Mitarbeitende: Sie sind krank, gehören zu einer Risikogruppe oder betreuen Kinder zu Hause.» Die verbleibenden Mitarbeitenden würden einen enormen Effort leisten, «um für die Menschen in der Schweiz da zu sein und sich gleichzeitig selber zu schützen». Das stelle alle vor grosse Herausforderungen.

Aufgrund des hohen Volumens könnten die regulären Beförderungszeiten für Pakete «momentan aber nicht in allen Fällen eingehalten werden». Birchler betont: «Unsere Mitarbeitenden geben tagtäglich ihr Bestes. Und wenn ein Paket trotzdem mal etwas länger unterwegs ist, hoffen wir auf das Verständnis der Empfänger, die die Herausforderungen der Krise ja auch selber tagtäglich erfahren.»

Dreimal mehr Lebensmittel-Pakete

Für die Sorgen von Käsepapst Beeler zeigt die Post Verständnis. «Die Zahl der bestellten Lebensmittel hat sich schlagartig verdreifacht», so Birchler. Ein Ausbau dieser Infrastruktur sei aber innert so kurzer Zeit schlicht nicht möglich. Die Post setze alles daran, dass insbesondere auch Foodboxen rechtzeitig beim Empfänger eintreffen würden. «So können wir einen Beitrag leisten, dass die Menschen in der Schweiz zu Hause bleiben können.»

Die Post prüfe zudem laufend Massnahmen, damit die Verspätungen so klein wie möglich gehalten werden könnten. «Wir sortieren zum Beispiel neu auch am Samstag – was wir sonst nur in der Vorweihnachtszeit tun», so Birchler. Aufgrund der vom Bundesrat empfohlenen Social-Distancing-Massnahmen, welche die Post strikte einhalte, seien die Möglichkeiten, zusätzliches Personal einzusetzen und so die Kapazitäten hochzufahren, beschränkt.

Päckli-Limiten für Grosskunden

Um den Ansturm zu bewältigen, gibt es für Grosskunden nun auch Päckli-Obergrenzen – etwa für Versandhändler. «Damit wir die grossen Paketmengen noch verarbeiten und gleichzeitig die Social-Distancing-Vorgaben einhalten können, haben wir bei unseren grössten Kunden die Mengen etwas limitieren müssen», so Birchler.

Diesbezüglich sei die Post mit den grossen Anbietern im Gespräch, um für alle gangbare Lösungen zu finden. «Wir stellen fest, dass viele Sperrgutsendungen wie Fahrräder, Gartenhäuschen oder Möbel bestellt werden», so Birchler. Das könnten die Post-Mitarbeiter kaum transportieren, ohne sich zu nahe zu kommen. «Wir sind bestrebt, dafür zu sorgen, dass sie gesund bleiben», so Birchler. «Wenn sie es nicht tun, gibt es keine Post.»

Versand-Volumen wie an Weihnachten

Nicht nur die Post kann den massiven Ansturm kaum bewältigen, auch die Versandhändler sind massiv gefordert. So verweist der Onlinehändler Galaxus auf seiner Homepage auf «Lieferengpässe aufgrund des Coronavirus». Man erhalte derzeit deutlich mehr Bestellungen als üblich.

Genaue Zahlen nennt Galaxus zwar keine, aber: «Das Volumen ist derzeit fast so hoch wie beim Weihnachtsgeschäft», sagt Galaxus-Sprecher Tobias Billeter zu BLICK. Besonders gefragt seien IT-Artikel. «Die Leute richten sich fürs Homeoffice und den Fernunterricht ein.»

Beim derzeit hohen Bestellungseingang könne das Päckli etwas später ankommen als üblich. Auf der Homepage ist von «zwei bis drei Tagen» die Rede, die es länger dauern dürfte als sonst. Und: «Unsere Logistik stösst an ihre Kapazitätsgrenzen.» (rus)

Nicht nur die Post kann den massiven Ansturm kaum bewältigen, auch die Versandhändler sind massiv gefordert. So verweist der Onlinehändler Galaxus auf seiner Homepage auf «Lieferengpässe aufgrund des Coronavirus». Man erhalte derzeit deutlich mehr Bestellungen als üblich.

Genaue Zahlen nennt Galaxus zwar keine, aber: «Das Volumen ist derzeit fast so hoch wie beim Weihnachtsgeschäft», sagt Galaxus-Sprecher Tobias Billeter zu BLICK. Besonders gefragt seien IT-Artikel. «Die Leute richten sich fürs Homeoffice und den Fernunterricht ein.»

Beim derzeit hohen Bestellungseingang könne das Päckli etwas später ankommen als üblich. Auf der Homepage ist von «zwei bis drei Tagen» die Rede, die es länger dauern dürfte als sonst. Und: «Unsere Logistik stösst an ihre Kapazitätsgrenzen.» (rus)

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Käsepapst will Märkte zurück

Käsepapst Beeler hofft derweil nicht nur bei der Post auf eine rasche Verbesserung, sondern auch darauf, dass der Bundesrat Strassenmärkte für Lebensmittel bald wieder erlaubt.

«Es ist kein Problem, einen Markt so zu organisieren, dass die Schutzmassnahmen eingehalten werden können – die Marktbesucher sind da jeweils sehr diszipliniert. Die Märkte sind wichtig für die Grundversorgung», so Beeler. In andern Ländern seien die Märkte jedenfalls erlaubt.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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