Parham Sendi ist Teilzeit-«Mr. Corona»
Das ist der neue Daniel Koch

Parham Sendi ist Leiter der Abteilung für Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit. Er macht das in einem Teilzeitpensum. Denn er ist nebenbei noch Professor an der Universität Bern.
Publiziert: 27.04.2024 um 12:01 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2024 um 12:03 Uhr
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) stellte am Donnerstag seine neue «Love Life»-Kampagne gegen sexuell übertragbare Infektionen vor. Mit dabei war nicht nur BAG-Chefin Anne Lévy (52). Auch der Leiter übertragbare Krankheiten beim BAG referierte über verstärkte Sensibilisierung, damit die Übertragungen von HIV sowie des Hepatitis-B- und C-Virus bis 2030 eliminiert werden können.

Der neue Mann heisst Parham Sendi (51). Es war sein erster grosser Auftritt in dieser Funktion und als Nachfolger von «Mr. Corona», Daniel Koch (69), der während der Covid-19-Pandemie pensioniert wurde. Zumindest ist Sendi die erste Nachfolge, die den Posten bereits länger als nur ein paar Wochen oder Monate innehat.

Schleudersitz beim BAG

Denn seit der Pensionierung von Koch gab es diverse Wechsel auf dieser Position. Im April 2020 übernahm erst der junge Arzt Stefan Kuster (46). Nach nur acht Monaten, per Dezember 2020, gab er die Leitung der Abteilung bereits wieder ab. Heute ist er Chefarzt am Kantonsspital St. Gallen.

Neuer «Mr. Corona»: Parham Sendi leitet seit Juli 2023 die Abteilung übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit.
Foto: keystone-sda.ch
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Auf Kuster folgte – nach zwei Jahren Interimslösungen – im Januar 2023 schliesslich Sandra Bloch, eine Ärztin, die in der Pharmabranche Karriere gemacht hat. Als medizinische Leiterin bei Bayer, Biogen und AbbVie. Davor war sie für Pfizer tätig. Doch auch sie hielt es beim BAG nicht lange auf dem Sessel. Sie kam, sah, und ging gleich wieder – nach knapp zwei Wochen! Zu den Gründen sagte das BAG damals bloss: «Das Stellenprofil war eigentlich klar.»

Seit Juli 2023 leitet nun also der Basler Parham Sendi die Abteilung übertragbare Krankheiten. Der Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie mit Zusatzschwerpunkt Infektionsprävention und -kontrolle ist in Riehen (BS) aufgewachsen, hat das Medizinstudium in Basel absolviert und danach in verschiedenen Kliniken im In- und Ausland gearbeitet (Schweden, England, USA). Seit 2017 ist er neben seiner Tätigkeit als Forschungsgruppenleiter für das Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern tätig. Seit 2018 lehrt er dort als Titularprofessor.

Spitzenbeamter mit 80-Prozent-Pensum

Kommuniziert hat das BAG den Antritt des neuen «Mister Corona» nie offiziell. Zu gross war wohl die Angst vor einer erneuten Blamage. Sendi übt sein Amt nun seit zehn Monaten aus. Und zwar in einem 80-Prozent-Pensum. Für Bundesangestellte auf dieser Stufe ist das aussergewöhnlich. Daneben forscht und arbeitet der Teilzeitbeamte nämlich weiter als Professor an der Uni Bern.

Sendi will das nicht als Prophylaxe verstanden wissen, um den Job beim BAG länger als seine beiden Vorgänger ausüben zu können. «Ich bin überzeugt davon, dass man auch auf Stufe Management von alten Berufsbildern und -vorstellungen wegkommen muss», sagte er Blick am Rande der Medienkonferenz zur neuen Kampagne.

Forschung bleibt wichtig

Ihm sei es nach wie vor wichtig, weiterhin in der Forschung tätig sein zu können, so Sendi. Beim BAG könne er sein Fachwissen mit Managementaufgaben kombinieren und gleichzeitig die öffentliche Gesundheit in der Schweiz mitgestalten, erklärt Sendi. «Das ist eine enorme Ehre.»

Bereits während der Covid-19-Pandemie hat er als Berater für das BAG die Gesundheitspolitik der Schweiz mitgestaltet. Und auch wenn heute niemand voraussagen könne, wann uns die nächste Pandemie treffe, sei man viel besser aufgestellt als vor vier Jahren. Für Sendi ist aber klar: «Das Ziel für die Schweiz bleibt, diesbezüglich ambitiös zu sein mit medizinischen und nicht-medzinischen Innovationen.»

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