Parlament verabschiedet Alexander Tschäppät (†66)
Ein letztes «Tschou Tschäppu»

Zu Beginn der Sommersession hat der Nationalrat dem verstorbenen Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät (†66) die letzte Ehre erwiesen. Die Stimmung war gefasst. Ein paar Tränen flossen dennoch.
Publiziert: 28.05.2018 um 13:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:50 Uhr
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Weisse Pfingstrosen zieren das Pult in der vierten Reihe des Nationalratssaals. Morgen Dienstag wird Gewerkschaftsboss Adrian Wüthrich (38) hier Platz nehmen. Doch zu Beginn der Sommersession blieb der Stuhl leer. Hier sass bis zu seinem Tod am 4. Mai Alexander Tschäppät (†66), Berns ehemaliger Stadtpräsident und SP-Nationalrat.

Auch wenn «Tschäppu» selbst den Saal nie mehr betreten wird, war er am frühen Montagnachmittag ein letztes Mal anwesend. Denn zu Beginn der Session nahm das Parlament Abschied von seinem langjährigen und streitbaren Mitglied.

«Bewunderten seine Tapferkeit»

Nationalratspräsident Dominique de Buman (62) würdigte Tschäppät in seinem Nachruf als grösster Fürsprecher der Bundesstadt. «Dass ich die Sommersession mit einem Nachruf beginnen muss, stimmt mich traurig», so de Buman. Ende Februar sei Tschäppät noch in diesem Saal gesessen und habe sich von seiner Krebserkrankung nicht unterkriegen lassen. «Wir alle bewunderten ihn für diese Tapferkeit und hofften auf ein Wiedersehen.»

De Buman sprach Tschäppäts Familie und seinen Freunden  – «sie sind zahlreich» – das Beileid der Bundesversammlung aus. «Es ist ein grosser, schmerzvoller Verlust. Alex wird auch uns fehlen.» Denn Tschäppät habe zu jenen Persönlichkeiten gehört, die niemanden gleichgültig liess. «Er war spontan, direkt und hatte ein ausgeprägtes Gespür für Menschen», so de Buman. Bei all seiner Unverblümheit habe es ihm jedoch nicht an Tiefgang gefehlt. «Alex trat nicht oft ans Rednerpult. Aber wenn, dann hatte er etwas zu sagen.»

Bewunderung und Achtung

«Lieber Alex», schloss de Buman seine Ansprache, der auch Bundeskanzler Walter Thurnherr (54) beiwohnte. «Dein Leben ist viel zu früh zu Ende gegangen. Du hattest noch viel vor. Aber du hast auch viel erreicht. Diese Bewunderung und Achtung werden uns helfen, unsere Trauer zu überwinden.»

Nach der – kurzen – Schweigeminute folgte ein letztes musikalisches Geleit eines Streichduetts. Und während die Nationalräte den Nachruf selbst sehr gefasst verfolgten, liessen sich Tränen dann nicht mehr verbergen. Insbesondere in der SP-Fraktion griffen einige zum Taschentuch, beispielsweise die Bündnerin Silva Semadeni (66) und ihre St. Galler Kollegin Barbara Gysi (54). Sichtlich betroffen waren auch der Berner Matthias Aebischer (50) und der Genfer Carlo Sommaruga (58).

Doch auch in anderen Fraktionen zeigten sich Emotionen, etwa bei der Zürcher CVP-Frau Kathy Riklin (65) und Christine Marbach Bulliard (58) und der Jurassier Jean-Paul Gschwind (65). Wenig beeindruckt zeigte sich hingegen SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (39) – er nutzte die Minuten des Gedenkens, um Dokumente durchzusehen und seine Notizen zu vervollständigen.

Bern hat schon Abschied genommen

Die Stadt Bern hatte schon vor zehn Tagen Abschied von ihrem Stapi genommen (BLICK berichtete). Familie und Freunde, Bekannte und Weggefährten, politische Mitstreiter und Widersacher versammelten sich im Berner Münster: der amtierende Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (55), der heutige SP-Fraktionschef Roger Nordmann (45) wie auch Parteichef Christian Levrat (47). Selbst der frühere SP-Präsident Helmut Hubacher (92) war da.

Doch auch Künstler kamen: Schauspielerin Heidi Maria Glössner (74), Stiller-Has-Bandleader Endo Anaconda (62) und natürlich Patent-Ochsner-Frontmann Büne Huber (56). Es war Tschäppäts Wunsch, dass an der Trauerfeier «W. Nuss vo Bümpliz» gespielt wird. (sf)

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