Politiker fordern Importverbot
Bundesrat soll Quäl-Pelze verbieten

Im Pelzhandel komme es oft zu Tierquälerei. Deshalb fordern Politiker von links bis rechts nun ein Importverbot solcher Quäl-Pelze. Bisherige Massnahmen reichten nicht aus.
Publiziert: 15.12.2019 um 11:35 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2019 um 11:36 Uhr
Erst im vergangenen November hat in Zürich wieder eine Demonstration gegen Schweizer Import von Echtpelz stattgefunden.
Foto: Keystone
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Daniel Ballmer

Lieber nackt als im Pelz. Das war einmal. Frau trägt wieder Pelz. Und Mann genauso. Jacken, Mäntel, Mützen oder Schuhe. «Nach wie vor werden grosse Mengen an Pelzprodukten in die Schweiz eingeführt», sagt der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer (52).

Nur: Meist widerspreche die Pelzgewinnung grundlegenden Wertvorstellungen der Schweizer Bevölkerung. Tiere würden mit Fangeisen oder Schlingenfallen gejagt. Auch enge Käfige mit Drahtgitter-Böden in kommerziellen Zuchtbetrieben erfüllten nach Schweizer Recht klar den Tatbestand der Tierquälerei.

«Die Tiere erleiden enorme Qualen», sagt Aebischer. «Immer wieder werden Tiere vor ihrer Tötung nur unzureichend oder gar nicht betäubt und bei lebendigem Leib gehäutet.»

Deklarationspflicht verfehle ihr Ziel

Unterstützt von Vertretern aus allen Parteien im Parlament fordert Aebischer vom Bundesrat nun ein Importverbot für tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte. Denn offensichtlich würden die Kontrollmechanismen nicht greifen, die verhindern sollen, dass Fellprodukte aus tierschutzwidrigen Zuchten in die Schweiz gelangen.

Die 2014 eingeführte Deklarationspflicht verfehle ihr Ziel. Bei Stichproben musste das Bundesamt für Veterinärwesen regelmässig feststellen, dass Verkaufsstellen nicht korrekt über Haltungsform, Herkunft sowie verwendete Tierarten informieren.

Aebischer glaubt denn auch nicht an die Wirkung einer solchen Deklarationspflicht. Sie könne nicht verhindern, dass tierquälerisch gewonnene Pelzarten weiter eingeführt und verkauft werden. Nur mit einem Importverbot lasse sich verhindern, dass die Schweiz durch eine inländische Nachfrage Methoden fördert, die von einem grossen Teil der hiesigen Bevölkerung klar abgelehnt werde.

Pelzfachverband wehrt sich gegen Pauschalvorwürfe

Die Forderung nach einem Importverbot ist ganz auf der Linie von Schweizer Tierschutzorganisationen. Mit diversen Kampagnen haben sie immer wieder gegen Pelzmode protestiert.

Gegen Pauschalvorwürfe wehrt sich dagegen der Schweizer Pelzfachverband. So wies er gegenüber verschiedenen Medien bereits mehrfach darauf hin, dass die meisten in der Schweiz verkauften Felle aus skandinavischen Ländern stammten, die ähnliche hohe Tierschutzstandards hätten wie die Schweiz. Ein generelles Verbot sei deshalb kaum zu rechtfertigen.

Bundesrat lehnte Verbot bisher ab

Auch der Bundesrat zeigte sich bisher skeptisch. Er warnte etwa vor Handelsstreitigkeiten. Ein Importverbot stehe «in einem Spannungsverhältnis zu den völkerrechtlichen Verpflichtungen der Schweiz». Gemeint sind die rechtlichen Leitplanken der Welthandelsorganisation WTO, die etwa vorsehen, dass ausländische Waren nicht anders behandelt werden dürfen als inländische.

Aebischer und seine Mitstreiter geben sich damit nicht zufrieden. Sie zeigen sich überzeugt, dass ein Importverbot mit den internationalen Handelsverpflichtungen der Schweiz vereinbar wäre. Sie verweisen dabei auf das Importverbot für Robbenprodukte und jenem für Hunde- und Katzenfelle.

Allerdings: Die Schweiz hat diese Regelung von der EU übernommen. Mit einem Importverbot auf tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte stünde sie alleine da.

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