Politiker von links bis rechts sind für Kastration von Freigänger-Büsi
Büsi-Elend ruft Politiker auf den Plan

Besitzer von Freigänger-Katzen müssen sich auf etwas gefasst machen: Im Bundeshaus stösst ein Kastrationszwang auf viel Zuspruch. Überraschenderweise auch von Politikern, die sonst allergisch gegen neue Regulierungen sind.
Publiziert: 12.03.2018 um 19:15 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 23:23 Uhr
Manchmal braucht es halt einfach einen Zwang, findet SVP-Nationalrätin Yvette Estermann, die Katzenliebe in allen Parteien ortet.
Foto: Keystone
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Andrea Willimann

Ein Herz für Büsi besitzen 39 National- und Ständeräte: Sie haben die Petition für die Kastrationspflicht für alle freilaufenden Katzen unterschrieben. «Katzenliebe macht halt nicht vor Parteigrenzen halt», begründet SVP-Nationalrätin Yvette Estermann (51) die Unterstützung von links bis rechts.

Gewalt, schwache Kreaturen oder Landwirtschaftskritik sind klassische Themen der Linken. SP-Ständerätin Anita Fetz (60) findet es sogar überflüssig, lange darüber zu diskutieren: «Ich habe gar nicht gewusst, dass das national noch nicht gesetzlich geregelt ist. Das ist doch selbstverständlich!» 

Katzenelend lässt auch Rechte nach Zwang rufen

Doch auch FDP- und SVP-Politiker, die sonst gegen jeden Zwang und gegen Regulierungen wettern, stehen hinter der Petition. Die Zürcher FDP-Nationalrätin und Tierschützerin Doris Fiala (61) ist stolz darauf, als erste Parlamentarierin unterschrieben zu haben. Auch Bürgerliche würden ethisch-moralische Tierschutzanliegen beherzt unterstützen, davon ist sie überzeugt.

Tatsächlich wird SVP-Nationalrat Franz Grüter (54) beim Elend herrenloser Büsi emotional, obschon er wegen einer Katzenallergie nichts mit den Samtpfoten anfangen kann. «Ich habe im Luzerner Hinterland Katzenelend gesehen. Das darf in heutiger Zeit einfach nicht sein!»

Dass eine Kastrationspflicht in die Tierschutzverordnung kommt, will auch seine SVP-Kollegin Verena Herzog (62). Sie engagiert sich beim Thurgauer Tierschutz, und ihre Tierliebe reicht auch für die Vögel und Libellen in ihrem Naturgarten: «Wir haben echt zu viele Katzen. Und wenn sie dann noch ausgesetzt werden, ist das einfach verheerend.»

Auch SVP-Nationalrätin Barbara Keller-Inhelder (49) ist entsetzt: «Dass offenbar jedes Jahr 100'000 unerwünschte junge Katzen in einem zivilisierten Land wie der Schweiz brutal getötet werden, finde ich inakzeptabel.» Hier bestehe Handlungsbedarf.

Für Skepsis sorgt einzig die Umsetzung. SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger (65) ahnt bereits: «Natürlich kommt sofort die Frage auf: Wer soll das kontrollieren?»

Bauernverband will sich gegen Zwangskastrationen wehren

Die schwierige Umsetzbarkeit ist aber nicht das Hauptargumente der Gegner. Einer von ihnen ist Bauernverbandspräsident Markus Ritter (50). «Wir brauchen auch Katzennachwuchs! Wenn wir alle kastrieren müssen: Welche wären dann noch da?», fragt der CVP-Nationalrat. «Eingesperrte Hausbüsi, die noch nie eine Maus gesehen haben?» 

Doch das Katzenelend beschäftigt auch Ritter. Sein Verband empfehle Landwirten, Katzen zu kastrieren. Für die Tiere bedeute das weniger Stress. Das weiss er von seinem «Mäuder Tigi»: ein stolzer 6,5 Kilo schwerer Kater und ein eher fauler Mauser. In der Familienhierarchie stehe er ohnehin fast über ihm, wie der Bauernchef schmunzelnd erklärt.

Tigi, der Kater von Bauernpräsident Markus Ritter. «Er ist meiner Frau sehr ans Herz gewachsen. Manchmal meine ich, er steht in der Hierarchie fast höher als ich», erzählt der St. Galler CVP-Nationalrat schmunzelnd.
Foto: zVg

Im Frühling wird die Petition ins Parlament getragen

Als Nächstes wird die Petition ins Bundeshaus getragen. GLP-Nationalrat Martin Bäumle (53) sucht für die Tierschützer nach der besten Umsetzung. Am einfachsten fände er eine Ergänzung von Artikel 25 der Tierschutzverordnung durch den Bundesrat. Vielleicht müsse das Parlament dafür aber via Empfehlung einer zuständigen Kommission im National- oder Ständerat Druck machen.

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