Präsident Egloff liess externe Prüfer auf den eigenen Direktor Ansgar Gmür ansetzen
So kam es zum Knall im HEV

Langzeit-Direktor Ansgar Gmür hat dem Hauseigentümerverband den Rücken gekehrt – den Ausschlag gab ein heikles Manöver unter Federführung von Präsident und Ex-SVP-Nationalrat Hans Egloff.
Publiziert: 04.06.2023 um 11:16 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2023 um 17:11 Uhr
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Reza RafiChefredaktor SonntagsBlick

Fast zwei Jahrzehnte lang lenkte Ansgar Gmür (69) die Geschicke des Hauseigentümerverbands. Heute rechnet er öffentlich mit dem Kurs des Lobby-Grosstankers mit 320'000 Einzelmitgliedern und grosser Schlagkraft ab: «Dass der HEV jetzt als SVP-Ableger wahrgenommen wird, ist fatal», sagt er im SonntagsBlick-Interview.

Tatsächlich sind sowohl der HEV-Präsident wie auch Gmürs Nachfolger in der operativen Führung Parteikollegen von Christoph Blocher; für die Kampagnen gegen das Klimaschutzgesetz wurde eine SVP-Agentur engagiert.

Jetzt macht Gmür öffentlich, dass er schon 2019 dem Verband den Rücken gekehrt hat: «Ich bin ausgetreten, und zwar aus persönlichen Gründen», gibt er im SonntagsBlick kund.

Hans Egloff verdächtigte Ansgar Gmür des Spesenmissbrauchs.
Foto: EQ Images
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Hinter den «persönlichen Gründen» steckt ein Konflikt zwischen dem studierten Theologen, reformierten Pfarrer und Immo-Berater Gmür und Hans Egloff (63), dem HEV-Präsidenten.

Der damalige Zürcher SVP-Nationalrat Egloff wurde 2012 an die Spitze der Organisation gewählt.

Misstrauen und externe Gutachter

Harmonisch war die Stimmung zwischen den Alphatieren offenbar nicht: Egloff verdächtigte den abtretenden Geschäftsführer des Spesenmissbrauchs. Rund um Gmürs Rücktritt als Direktor liess Egloff externe Gutachter eine Untersuchung durchführen – für den mediengewandten und beliebten Direktor ein beispielloser Affront.

Allerdings entlastete die Revision Gmür: Laut den Buchprüfern soll ihm vom HEV sogar noch Geld zugestanden sein. Zwar ein Triumph für Gmür, aber keine Grundlage für ein gutes Einvernehmen.

Als Konsequenz trat Ansgar Gmür 2019 – unbemerkt von der Öffentlichkeit – aus dem Verband aus, dessen Gesicht er so lange Zeit war. Im Herbst desselben Jahres kandidierte Egloff nicht mehr als Nationalrat, ist aber Präsident des HEV geblieben.

Auf Anfrage hat Egloff SonntagsBlick ein Statement geschickt. Laut ihm handelte es sich bei besagtem Vorfall um eine vom Vorstandsausschuss bestimmte «vertiefte Prüfung» im Rahmen der jährlichen Revision:

«Die Jahresrechnung des HEV Schweiz wird gemäss den statutarischen Bestimmungen jeweils von einer externen Revisionsstelle geprüft, die jährlich von der Delegiertenversammlung gewählt wird. Die Revision erfolgt nach dem Schweizer Standard zur Eingeschränkten Revision. Seit dem Jahr 2012 legt der dafür verantwortliche Vorstandsausschuss des HEV Schweiz jährlich fest, in welchem Teilbereich durch die Revisionsstelle ggf. eine periodisch vertiefte Prüfung vorzunehmen ist. Nebst den einzelnen Geschäftsfeldern schliessen diese Teilbereiche auch alle Verbandsorgane sowie die Geschäftsstelle (Personal- und Sachaufwendungen) mit ein. Ereignis- oder personenspezifisch induzierte vertiefte Prüfungen sind bisher keine zu verzeichnen.»

Fest steht: Unter Egloffs Ägide wurde dem Verband wiederholt politische Schlagseite vorgeworfen – vorletzte Woche fand die Debatte im Austritt des Zürcher FDP-Ständerats Ruedi Noser (62) einen Höhepunkt.

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