Preisüberwacher ist besorgt über Strompreise
«Dieser Preisanstieg ist ein harter Schlag»

Mieter trifft der steigende Strompreis nächstes Jahr besonders hart. Der Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) fordert vom Bundesrat Massnahmen, damit die Rechnungen nicht so schmerzhaft ausfallen.
Publiziert: 27.08.2022 um 10:50 Uhr
Sophie Reinhardt

Die Strompreise gehen durch die Decke. Die Energie-Unternehmen erhöhen die Preise nächstes Jahr teilweise massiv. Kunden der Energie Kreuzlingen müssen über 30 Prozent mehr für den Strom berappen. Die Aargauer AEW Energie AG hat am Donnerstag angekündigt, die Preise um 25 Prozent anzuheben. Für einen durchschnittlichen Aargauer Haushalt bedeutet das rund 220 Franken Mehrausgaben pro Jahr!

«Das ist schmerzhaft», sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) zu Blick. Diese Erhöhungen seien ein «harter Schlag» und würden besonders Mieter treffen: «Die können nicht beeinflussen, ob sie einen alten Kühlschrank in der Küche haben, der viel Strom frisst.»

Preise werden überwacht

Grundsätzlich habe man als Privatperson leider auch nur wenig Handhabe, um gegen den Preisanstieg vorzugehen, so Meierhans. Denn als Privathaushalt kann man nicht einfach das Elektrizitätsunternehmen wechseln.

Preisüberwacher Stefan Meierhans findet den Strom in der Schweiz zu teuer.
Foto: keystone-sda.ch
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Bis Ende August müssen die Schweizer Energieunternehmen die Strompreise fürs Folgejahr der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) melden. Diese überwacht Preise und Tarife. Und die ElCom könnte ungerechtfertigte Strompreiserhöhungen untersagen. «Man kann auch eine Prüfung erbitten, wenn man glaubt, der Preisanstieg sei nicht gerechtfertigt», so Meierhans.

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«Bundesrat hat es in der Hand»

Doch ungerechtfertigt sind die Preisanstiege wohl eher selten. Der Strom, den die Elektrizitätsunternehmen auf dem Markt kaufen, kostet zum Teil fast doppelt so viel wie letztes Jahr. Darum kommen jene Kunden besser weg, deren Versorger den Strom selbst produziert. Da ist der Preis vom Markt weitgehend unabhängig.

Aber auch dort wird die Rechnung leicht höher ausfallen. Die Netznutzungsgebühren werden 2023 für alle ansteigen. Das ist der Preis für die Nutzung der Leitungen, die dafür sorgen, dass der Strom bei uns zu Hause ankommt. Grund dafür ist, dass die Netzbetreiberin Swissgrid den Preis um 0,3 Rappen pro Kilowattstunde erhöht hat.

Die Netznutzungspreise sind dem Preisüberwacher ein besonderer Dorn im Auge. «Heute sind die Kosten für die Nutzung des Stromnetzes in der Schweiz viel zu hoch, weil die Stromnetzbetreiber ihr Kapital fürstlich verzinsen dürfen», moniert er. Der Bundesrat habe es in der Hand und könne diese Gebühr senken, fordert er.

Politik hat bisher keine Lösungen

Der Bundesrat hat vergangenen Mittwoch bereits mögliche Massnahmen diskutiert, um die Portemonnaies der Privathaushalte und Unternehmen angesichts der höheren Energiepreise zu entlasten. Konkrete Entscheide hat er indessen noch nicht gefällt.

Mit den hohen Energiepreisen wird sich auch das Parlament befassen. In der Herbstsession beraten die Räte über eine Vielzahl von Vorstössen, die Entlastungen für Privathaushalte vorsehen.

So möchten sowohl die SP als auch die Mitte, dass die Kaufkraft der Bevölkerung durch eine ausserordentliche Erhöhung der AHV-Renten geschützt wird. Ebenfalls zur Debatte steht eine zusätzliche Verbilligung der Krankenkassenprämien.

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