Projer am Pranger
«Nie würde ich einen Nazi einladen!»

«Arena»-Moderator Jonas Projer wehrt sich gegen Vorwürfe, dass seine Sendung einen rechtsextremen Kesb-Gegner einlade. Die Idee, Christa Rigozzi zum Gesicht für den interaktiven Dialog mit dem Zuschauer zu machen, stammt von Projer.
Publiziert: 04.06.2017 um 09:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:45 Uhr
Hat von «Arena»-Urgestein Filippo Leutenegger den entscheidenden Tipp erhalten: SRF-Star Projer.
Foto: Oscar Alessio/SRF
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René Lüchinger

Seinen Kindertag hatte Jonas Projer am gestrigen frühen Nachmittag bereits absolviert: Mit seiner vierköpfigen Rasselbande war er in der Badi, mit seinem Ältesten hat er die Diskussion um die neue Frisur beim Coiffeur durchgefochten. Nun stellt er sich der Debatte um sein zweites Lieblingsbaby: die Talksendungen «Arena» und «Arena/Reporter».

Bei Letzterer ist seit einer Woche Feuer im Dach. Die härteste Kritik entzündet sich an einem Namen: an Christian Kast, dem geplanten Studiogast.

Rechtsextreme Hetztiraden des Kesb-Kritikers

Gestern hatte der BLICK getitelt: «SRF bietet Neonazi grossen Auftritt» – Christian Kast, der Kritiker der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb), hatte in den sozialen Medien rechtsextreme Hetztiraden verbreitet. Darf ein Mann mit solcher Gesinnung im gebührenfinanzierten TV auftreten?

Jonas Projer unterdrückt aufkeimenden Unmut, betont stattdessen jedes einzelne Wort: «Nie würde ich einen Nazi in die ‹Arena› einladen!»

Das Unverständnis beim Gegenüber kontert der «Arena»-Chef so: Kast stehe nicht in der Runde der «Arena», sondern sei Protagonist des vorgängig zur TV-Debatte ausgestrahlten «Reporter»-Dokumentarfilms über die Kesb, gedreht von Dok-Redaktor Simon Christen.

Kast wird dort als Kesb-Gegner porträtiert. «Ein sehr kritischer Streifen», sagt Projer – deshalb darf Kast zwar im Studio sein und auf allfällige Vorwürfe reagieren, aber nicht aktiv in die «Arena»-Debatte eingreifen.

Der erst 35-jährige Jonas Projer ist Exponent einer jüngeren Generation von TV-Machern, die der betulich gewordenen «Arena»-Politsendung neues Leben einhauchen will.

Leutenegger: «Du musst der Chef sein»

Bevor er den Job 2014 übernahm, hat er sich mit allen «Arena»-Moderatoren ausgetauscht. «Arena»-Gründer Filippo Leutenegger hat ihm dabei den wohl entscheidenden Tipp gegeben. «Du musst nicht nur Moderator, sondern Chef der Sendung sein», meinte der Doyen der TV-Talker. Projer selber sagt: «Talk braucht Überraschung, nicht Ritualisierung!»

Projer wurde Chef, scharte junge, ehrgeizige und gestaltungswillige Leute wie er selbst um sich – holte aber auch langjährige Erfahrung ins Team.

Kreuzung aus Dok und Debatte

Als am Sonntagabend «Giacobbo/Müller» auslief, lautete der Auftrag von oben: etwas Neues im Bereich Polit-Debatte zu erfinden. Daraus wurde «Arena/Reporter», eine Kreuzung aus Dok und Debatte. Und seit einer Woche sind seine Co-Moderatorin Christa Rigozzi und deren Werbeeinnahmen Dauerthema im Land.

Die Idee mit Rigozzi kam von Projer und wurde nach intensiven Diskussionen von den SRF-Chefs unterstützt. Nun wird Rigozzi zum Gesicht für den interaktiven Dialog mit dem Zuschauer. «Gut für die Marke Christa Rigozzi», wie BLICK-Chef Christian Dorer gestern schrieb? «Es sind vorerst drei Sendungen», sagt Projer, «und alle Rigozzi-Werbespots sind in deren Umfeld weiträumig gestrichen.»

Das und einen Tageslohn einer durchschnittlichen TV-Redaktorin für die Auftritte hält der «Arena»-Chef als einschränkende Massnahme für «verhältnismässig». Schliesslich sei die Tessinerin «eine Geschäftsfrau».

Keiner kann behaupten, Projer habe nicht für Überraschung gesorgt für ein neues TV-Format, welches erst am kommenden Sonntag TV-Premiere feiern wird.

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