«Rassistisches Verhalten»
FDP-Sektion sorgt für Eklat mit Verkleidung

Der Vorstand der FDP-Sektion La Gruyère verkleidete sich für einen Fondue-Chinoise-Abend als Asiaten. Für die regionalen Jusos ist das rassistisch.
Publiziert: 01.04.2023 um 13:25 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2023 um 13:51 Uhr
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Antoine Hürlimann

Ein Facebook-Post wird Stéphane Baechler (47) zum Verhängnis. Der Präsident der FDP von La Gruyère FR hat ein Essen für seine Parteiunterstützer organisiert. Der Titel: «La Chinoise du Président» – das Chinoise des Präsidenten. Der Vorstand serviert dabei ein Fondue Chinoise, verkleidet als Asiaten. Ein mittlerweile gelöschtes Facebook-Foto verrät die Partei.

Die Juso Fribourg reagiert zornig: «Das Verhalten der Greyerzer FDP ist rassistisch und muss als solches angeprangert werden», sagt Vorstandsmitglied Emily Baumgartner. «Das ist ein eklatanter Mangel an Respekt gegenüber den Mitgliedern der asiatischen Gemeinschaft. Eine Kultur ist keine Verkleidung». Das sogenannte «Yellowface» sei ebenso wie das «Blackfacing» ein rassistischer Akt.

«Wie alle Minderheiten erleben Menschen asiatischer Herkunft in der Schweiz Ungerechtigkeiten und Diskriminierung», sagt Baumgartner. «Wir erwarten von der FDP, dass sie ihr Handeln hinterfragt, ihre Vorurteile ernsthaft überdenkt und sich entschuldigt.»

Dieses Foto des Vorstands der FDP La Gruyère sorgt in den sozialen Netzwerken für Kontroversen.
Foto: D.R.
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Zwischen Überraschung und Unverständnis

Stéphane Baechler gibt sich überrascht. Sie würden bei jedem Essen ein Thema festlegen: «Einmal boten wir Eglifilets an, also hatten wir uns als Matrosen verkleidet. Ein anderes Mal war es Paella. Da hatten wir uns als Spanier verkleidet.» Jetzt sei es ähnlich. «Wir hatten Fondue Chinoise gewählt, also haben wir uns als Asiaten verkleidet, mit Kimonos und Hüten.»

Baechler versichert, dass es nie darum ging, jemanden zu verletzen. «Wir wollten eine festliche, kinderfreundliche Atmosphäre schaffen, die dem Thema Asien entspricht. Wir hatten rote Tischdecken, rote und goldene Ballons», sagt der Vize-Gemeindammann von Sâles FR. «Die Idee war einfach, einen geselligen Moment zu verbringen, weit weg vom manchmal nüchternen und protokollarischen Image der Politik.»

Baechler hat das Foto gelöscht. «Ich wollte die Polemik beenden.» Er vermutet, dass die Vorwürfe wegen des Wahlkampfs erhoben wurden. «Wenn das vorrangige Problem der Juso unser Essen ist, dann ist das gut für sie. Wir hingegen werden uns weiterhin auf die Energiekrise, die Kaufkraft oder den Krieg in der Ukraine konzentrieren.»

Rassistisch oder nicht?

Blick hat das Foto Martine Brunschwig Graf (73) von der eidgenössischen Kommission gegen Rassismus vorgelegt. «Die Praxis des ‹Yellowface› ist zwar nicht absolut identisch, weist aber Ähnlichkeiten mit dem ‹Blackfacing› auf», sagt sie. «Schnurrbärte, Kleidung und Hüte, die als Verkleidung verwendet werden, sind Teil einer Reihe von Klischees und Vorurteilen, die von den Betroffenen seit langem angeprangert und bekämpft werden.»

Man dürfe nicht vergessen, dass Menschen asiatischer Herkunft seit der Corona-Pandemie verstärkt Diskriminierungen ausgesetzt seien. Die Kommission sei sich bewusst, dass keine Absicht bestand. Dennoch sollten «Politiker besonders darauf achten, dass als harmlos erachtete Praktiken für Personen, die besonders anfällig für Rassismus und Diskriminierung sind, verletzend sein können».

«Werden das besprechen»

Stéphane Baechler ist überzeugt, dass der politische Angriff ein Wahlkampf-Manöver sei. Aber: «Wir werden darüber in der nächsten Sitzung des Vorstandes diskutieren», so Baechler.

«Ich stelle mir jedoch die Frage: Wenn eine Verkleidung diskriminierend ist, sollten wir dann Fasnacht, Jugend- oder Dorffeste verbieten? Und wenn man es weiter treibt: Soll ein Asiate, der ein schweizerisches Kleidungsstück trägt, uns kränken? Ich bin - und bleibe - davon überzeugt, dass dies nicht der Fall ist.»

Inzwischen hat auch die nationale Partei zum Fondue-Streit Stellung genommen. Nationalrat und Mitglied des Vorstands der FDP Schweiz, Philippe Nantermod (39) nennt die Kritik der Linken auf Twitter «so langweilig wie der Regen. Aber viel weniger nützlich.»

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