Reporter Philipp Mattheis gibt Aussenminister Didier Burkhalter recht
«Einreisende Journalisten haben mehr Freiheit»

Der deutsche Journalist Philipp Mattheis arbeitet als Korrespondent in Istanbul. «Die Stimmung hat sich verändert», sagt er. Doch gerade deshalb sei es wichtig, dass ausländische Reporter in die Türkei reisen.
Publiziert: 27.03.2017 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:04 Uhr
Lebt seit einem Jahr in der Türkei: Journalist Philipp Mattheis.
Foto: Eric Leleu
Philipp Mattheis, Istanbul

Rund 150 Journalisten sitzen zurzeit in türkischen Gefängnissen – viele von ihnen sind mit absurden Vorwürfen konfrontiert. Trotzdem sagte Aussenminister Didier Burkhalter im Interview mit BLICK: «Reisen Sie als Journalist ruhig in die Türkei. Das muss möglich sein.» Der EDA-Chef hat recht. Es ist nach wie vor wichtig und richtig, in die Türkei zu reisen und von dort zu berichten. Gerade als einreisender Journalist hat man mehr Freiheit als dauerhaft stationierte Korrespondenten und Einheimische. Gefährlich war es bisher nur für die einheimischen Kollegen.

Bislang drohte nur die Ausweisung

Ich lebe seit fünf Jahren in Ländern, die regelmässig die untersten Plätze auf dem Index der Pressefreiheit belegen: vier Jahre China (Platz 176) und seit über einem Jahr in der Türkei (Platz 151). Oft werde ich gefragt, wie meine Arbeitsbedingungen sind. Meine Antwort war meistens beschwichtigend.

Das Schlimmste, was ausländischen Korrespondenten in der Türkei drohte, war bislang die Ausweisung beziehungsweise die Nichtverlängerung des Pressevisums. Die türkische Pressekarte muss man immer zum Ende des Jahres beantragen. In diesem und dem vergangenen Jahr erhielten sie mehrere Kollegen nicht. Es waren just jene, die besonders regierungskritisch berichtet hatten. Gleichzeitig blieb das persönliche Risiko überschaubar.

Deniz Yücel hat alles verändert

Aber mit Deniz Yücel sitzt jetzt erstmals auch ein Korrespondent einer deutschen Tageszeitung in Haft. Ihm wird «Terrorpropaganda» vorgeworfen. Sicherlich, Yücel ist ein Spezialfall, weil er auch den türkischen Pass besitzt und deswegen von Ankara als türkischer Staatsbürger behandelt wird. Aber die Stimmung unter den ausländischen Journalisten hat sich verändert.

Nach Yücels Verhaftung sind wir noch sorgfältiger geworden, was Fakten, Formulierungen und Behauptungen betrifft. Viele achten mehr darauf, was sie in sozialen Medien wie Facebook und Twitter teilen. Das ist ein schmaler Grat. Denn das Schlimmste an staatlicher Zensur und Repression ist die Schere im Kopf. Sie ist ein schleichendes Gift und sperrt die Gedanken ein, ohne dass der Staat aktiv etwas tun muss.

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