Rösti-Plan geht ihr nicht weit genug
Junge SVP will gleich alle Wölfe ausrotten

Die Junge SVP macht keine halben Sachen. Im Gegensatz zu ihrem Bundesrat Albert Rösti will sie sogar alle wildlebenden Wölfe im Land erlegen. Das hat die Jungpartei gleich in ihr Parteiprogramm aufgenommen.
Publiziert: 07.09.2023 um 07:40 Uhr

Die Junge SVP will noch weiter gehen als ihr Bundesrat. Albert Röstis (56) Bundesamt für Umwelt (Bafu) will den hiesigen Wolfsbestand um 70 Prozent reduzieren. Die Jungpartei möchte zum Schutz der Landwirtschaft gleich alle wildlebenden Wölfe im Land erlegen. Auf spontanen Antrag hin hat die JSVP-Delegiertenversammlung am Samstag in Domat/Ems GR die Forderung, sämtliche Wölfe zu erlegen, in ihr neues Parteiprogramm aufgenommen.

«Der Wolf breitet sich immer weiter aus. Tragische Angriffe in den vergangenen Monaten haben das Problem zugespitzt», sagt JSVP-Präsident David Trachsel (28). Seine Jungpartei hat «keinerlei Verständnis für die städtische Grossraubtier-Romantik», die die Landwirte mit harter Arbeit und Tränen bezahlen müssten. Die Ausrottung sämtlicher wildlebender Wölfe sei die effizienteste Lösung.

Weitere Tiere gerissen

«Zeitgleich zu unserer Versammlung wurden auf der Walliser Alp Ferpècle in Evolène ein Rind und ein Kalb eines guten Freundes vom Wolf zerrissen», erzählt Trachsel. Das Rind sei tot aufgefunden worden, das Kalb zwei Tage später gestorben. Drei weitere Tiere seien nicht mehr auffindbar.

Erst im September 2020 hat die Schweizer Stimmbevölkerung das neue Jagdgesetz abgeschossen.
Foto: Getty Images/Imagebroker RF
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Der Jungparteipräsident findet es daher schade, dass sich SVP-Bundesrat Rösti mit dem geplanten Abschuss von 70 Prozent aller Wölfe «auf einen Kompromiss» einlasse. «Als Berner Oberländer wird er wissen, dass das nicht reicht.»

Die Umweltverbände wehren sich vehement gegen den Abschuss. Schliesslich sei die Zahl gerissener Nutztiere zurückgegangen, obwohl immer mehr Wölfe unterwegs sind. Das zeige, dass die ergriffenen Herdenschutz-Massnahmen Wirkung zeigten, argumentieren sie. Der Wolf sei nach wie vor zu schützen, nicht zu schiessen.

JSVP-Präsident Trachsel sieht das ganz anders: «Herdenschutz ist erstens nicht immer möglich und zweitens mit einem riesigen Mehraufwand und Mehrkosten verbunden», sagt er. «Im Vergleich zum nur leicht dezimierten Schaden ist das völlig unverhältnismässig.» Mit einer definitiven Lösung könne man sich hohe Kosten und viel Leid ersparen.

16'000 Unterschriften gesammelt

Die Diskussion aber wird weitergehen, das ist absehbar. Immerhin hat die Kampagnenorganisation Campax mit ihrer Petition «Stoppen Sie das Wolfs-Massaker!» innert weniger Tage bereits rund 16'000 Unterschriften gesammelt.

Das zeigt: Die Empörung ist gross. Die Naturschutzverbände fühlen sich von Umweltminister Rösti hintergangen. Dass sein Bafu die Anzahl Wolfsrudel von 31 auf 12 reduzieren will und das in Rekordzeit durchdrücken möchte, kommt schlecht an. Blick hatte den Plan mit dem bis dahin unveröffentlichten Entwurf zur neuen Jagdverordnung publik gemacht.

Allen an den Pelz

In einer gemeinsamen Erklärung zeigen sich die Verbände entsetzt. Bisher sei stets die Rede davon gewesen, dass erst ein zumutbarer Herdenschutz umzusetzen sei, bevor Wölfe abgeschossen werden. Das sei vom Parlament unterstützt und von den Umweltverbänden zähneknirschend akzeptiert worden.

Nun aber droht durch Röstis Bafu nicht ein «Wolfs-Massaker» – das im Widerspruch zum Volkswillen steht. Schliesslich lehnte die Bevölkerung 2020 das neue Jagdgesetz ab: Der Wolfsschutz solle nicht gelockert werden, machten die Stimmbürger klar. Das schert Rösti offensichtlich nicht. (dba)

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