Darum fiel die Wahl auf Vogt und Rösti
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SVP-Aeschi erklärt:Darum fiel die Wahl auf Vogt und Rösti

Rösti und Vogt sind auf dem SVP-Bundesratsticket
Zwei Männer für einen Maurer

Albert Rösti und Hans-Ueli Vogt heissen die offiziellen Bundesratskandidaten der SVP. Einer von beiden musste einen echten Nominationskrimi überstehen.
Publiziert: 18.11.2022 um 21:58 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2022 um 23:02 Uhr
Die SVP-Kandidaten für die Bundesratswahl: Albert Rösti und Hans-Ueli Vogt.
Foto: keystone-sda.ch
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Heinz Tännler (62) sollte sich am Freitag als der grösste Realist erweisen. Um 14.15 Uhr sass der Zuger Finanzdirektor und SVP-Bundesratsanwärter in der Dorfbeiz von Hérémence VS hinter einem Glas Wein und sagte: «Albert Rösti ist sicher auf dem Ticket, Michèle Blöchliger und ich sind die Aussenseiter.»

Genauso sollte es kommen. An Albert Rösti (55), dem langjährigen Nationalrat und Ex-Parteichef, führte bei der Bestimmung des SVP-Bundesratstickets kein Weg vorbei. Der Berner Oberländer wurde in Hérémence, wo die Fraktion tagte, im ersten Wahlgang mit den nötigen 26 von 51 Stimmen nominiert.

«Ich fühle mich wie ein Maturand»

Doch anders als Tännler war Rösti seiner Sache nicht so sicher. Bevor er zum Vorstellungsgespräch in den Saal zu seinen Fraktionskollegen muss, ist er sichtlich nervös, korrigiert seine Sprachnotizen und sagt: «Ich fühle mich wie ein Maturand.»

Als er nach der Befragung zurückkommt, fragt Tännler ihn: «Überstanden?» Rösti sagt: «Ich lebe noch.» Später fragt er nach einem Stuhl und einem Kaffee, und bekommt schliesslich einen Stuhl und ein Glas Rotwein.

Rösti und die anderen Kandidierenden – Tännler, die Nidwaldner Regierungsrätin Michèle Blöchliger (55) und der Berner Ständerat Werner Salzmann (60) – warteten gemeinsam im Foyer auf ihren Auftritt.

Vogt wartet allein

Anders der Zürcher alt Nationalrat Hans-Ueli Vogt (52). Der Jus-Professor bereitete sich allein, in einem Warteraum im Haus gegenüber, vor. Was irgendwie bezeichnend ist: Vogt ist ein Aussenseiter in der eigenen Partei.

Und doch steht er jetzt neben Rösti auf dem Ticket, das die SVP der Bundesversammlung für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer (71) vorschlägt. Allerdings: So glatt wie für Rösti lief es für ihn nicht. Vielmehr lieferten sich Vogt und Salzmann ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Vogt im vierten Wahlgang hauchdünn mit einer Stimme Vorsprung für sich entschied.

Selbst Zürcher Fraktionsmitglieder sprechen von einem «Zufallsmehr». Der Zürcher Bonus (die Zürcher sind stark in der SVP) wird ebenso geholfen haben wie die Tatsache, dass man neben Rösti nicht noch einen Berner wollte.

Es sei schwer zu sagen, was den Ausschlag gegeben habe, sagt ein Fraktionsmitglied. Und ein anderes meint: «Das zeigt vor allem eines: Vogt wird am 7. Dezember selbst in der eigenen Fraktion chancenlos sein.»

Nur wenige Stimmen für Tännler und Blöchliger

Chancenlos – und jetzt kommen wir wieder zum Realisten Tännler – waren am Freitag die beiden Regierungsräte. Der Zuger Finanzdirektor und seine Nidwaldner Kollegin Blöchliger erhielten nur vereinzelt Stimmen. Was nicht an ihrer Präsentation liegen muss. Vielmehr bewahrheitete sich einmal mehr die alte Berner Binsenweisheit: Man muss im Bundeshaus dazugehören, um zu reüssieren.

Insofern ist die Nomination für Vogt ein Erfolg. Er hat das Bundeshaus vor einem Jahr verlassen, auch weil er sich immer wieder wie ein Tennisspieler auf einem Fussballplatz vorgekommen sei. Interessanterweise wirkte er bei der Verkündigung des Tickets gefasster als der sichtlich gelöste Rösti. Vielleicht, weil er weiss, dass sein Gegner der Kronfavorit für den Sitz von Ueli Maurer war, ist und bis zum Wahltag am 7. Dezember bleibt.

«Uns verbinden die Werte der SVP»

Vor den Medien gaben sich beide Männer betont kollegial. Man werde gemeinsam in ein spannendes Duell gehen. Man habe mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, vielleicht ein wenig andere Persönlichkeiten, aber man werde sich nicht auseinanderdividieren lassen. Denn: «Mehr als alles verbinden uns die Werte der SVP.»

Die nächste Station für die beiden sind die Hearings in den anderen Fraktionen, die am 29. November und 6. Dezember stattfinden.

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