Er ist der günstigste Gemeindepräsi der Schweiz
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Stadtpräsident von Mendrisio:Samuele Cavadini verdient am wenigsten

Samuele Cavidini (41) verdient nur ein Drittel so viel wie der teuerste
Er ist der günstigste Gemeindepräsi der Schweiz

Samuele Cavadini, Gemeindepräsident von Mendrisio TI, erhält für sein Amt von allen von BLICK angefragten Gemeinden am wenigsten Geld. Er ist dennoch zufrieden. Nur einen Wunsch hat auch er.
Publiziert: 03.08.2020 um 23:23 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2020 um 10:09 Uhr
Tobias Bruggmann

Wer Samuele Cavadini (41) erreichen will, braucht Geduld. Der Gemeindepräsident von Mendrisio TI ist ein gefragter Mann. Er arbeitet nicht nur für die Gemeinde, sondern auch noch bei der Grossbank UBS. Kein Wunder: Cavadini ist von allen Schweizer Gemeindepräsidenten der am schlechtesten bezahlte. 41'620 Franken bekommt er. Dafür arbeitet der FDP-Politiker 50 bis 60 Prozent, oft am Wochenende oder am späten Abend. Bei einem Vollzeitpensum käme er damit auf rund 70'000 Franken.

«Ich wusste, dass ich ihm Vergleich zu anderen Stadtpräsidenten im Tessin wenig verdiene. Aber dass es auch schweizweit so wenig ist, hat mich überrascht», sagt Cavadini zu BLICK. Über die Gründe kann auch er nur spekulieren. «Wir sind eine vergleichsweise junge Stadt. Möglich, dass man sich früher weniger Gedanken über den Lohn gemacht hat.»

Doch Cavadini ist nicht nur im Vergleich mit anderen Tessiner Kommunalpolitikern knapp besoldet. Setzt man die Bezüge von Ostschweizer Gemeindepräsidenten daneben, werden die Differenzen noch viel grösser: Der Flawiler Gemeindepräsi Elmar Metzger (CVP, 60) kommt auf über 216'000 Franken. Damit ist er pro Kopf der Bevölkerung der teuerste Gemeindeobmann der Schweiz (gestern im BLICK). Jahresbezüge von 200'000 Franken sind in Ostschweizer Gemeinden gang und gäbe. In absoluten Zahlen verdient die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (60) am besten. Die Sozialdemokratin kassiert 284'000 Franken.

Samuele Cavadini, Gemeindepräsident von Mendrisio TI, verdient von allen von BLICK angefragten Gemeinden am wenigsten.
Foto: Ti-Press
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«Hier arbeitet niemand des Geldes wegen»

Wer nun glaubt, dass Cavadini mit seinem Amt hadert, der irrt. «Ich kannte den Lohn, bevor ich kandidierte», sagt er. Cavadini ist in der 15'000-Einwohner-Stadt südlich von Lugano TI geboren und aufgewachsen. «Mit meiner Arbeit kann ich der Gemeinde etwas zurückgeben. Und ich mag den Kontakt mit den Leuten.»

Mendrisio ist nicht der einzige Ort, an dem Gemeindevorsteher mit wenig auskommen müssen. Besonders im Kanton Zürich erhalten die Präsidenten von kleineren Städten geringe Löhne. So bekommt zum Beispiel Roland Humm (SVP), Gemeindepräsident von Maur ZH, 55'000 Franken für sein 60-Prozent-Pensum. Etwa in der gleichen Grössenordnung bewegt sich Doris Meier-Kobler (FDP), Gemeindepräsidentin von Bassersdorf ZH: Für 50 bis 60 Prozent erhält sie 53'000 Franken pro Jahr.

Eine Lohnerhöhung will er nicht

Der Gemeindepräsident von Schwyz, Xaver Schuler (SVP), verdient gar nur 39'000 Franken – er arbeitet aber auch nur in einem 30-Prozent-Pensum. Auch von üppigen Spesenpauschalen können diese Milizpolitiker nur träumen. Wenn, dann sind es wenige Tausend Franken zusätzlich, meistens wird in kleineren Gemeinden aber einzeln per Beleg abgerechnet.

Über 150 Gemeinden befragt

Für den grossen Lohnreport hat BLICK die Gehälter der Gemeindepräsidenten von über 150 Gemeinden angefragt. Das Kriterium war die Einwohnerzahl: BLICK fragte jene Gemeinden an, die 2017 mehr als 10'000 Einwohnern zählten. Viele haben geantwortet – aber nicht alle. Yverdon VD, Steffisburg BE, Binningen BL, Thônex GE, Oftringen, Ecublens VD, Münchenstein BL, Spreitenbach AG, Veyrier GE, Worb BE, Davos GR und Crans-Montana VS haben keine Angaben gemacht. Nur unvollständig geantwortet haben die Städte Ittigen BE und Hinwil ZH. Nicht angefragt wurde die Regierung von Basel, da der Lohn des Stadtpräsidenten auch dem eines Regierungsrates entspricht und daher nicht vergleichbar ist.

Für den grossen Lohnreport hat BLICK die Gehälter der Gemeindepräsidenten von über 150 Gemeinden angefragt. Das Kriterium war die Einwohnerzahl: BLICK fragte jene Gemeinden an, die 2017 mehr als 10'000 Einwohnern zählten. Viele haben geantwortet – aber nicht alle. Yverdon VD, Steffisburg BE, Binningen BL, Thônex GE, Oftringen, Ecublens VD, Münchenstein BL, Spreitenbach AG, Veyrier GE, Worb BE, Davos GR und Crans-Montana VS haben keine Angaben gemacht. Nur unvollständig geantwortet haben die Städte Ittigen BE und Hinwil ZH. Nicht angefragt wurde die Regierung von Basel, da der Lohn des Stadtpräsidenten auch dem eines Regierungsrates entspricht und daher nicht vergleichbar ist.

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Eine Lohnerhöhung möchte Cavadini jedenfalls nicht. «Jetzt nach der Corona-Krise kommen wir in eine schwierige finanzielle Situation. Da muss man nicht als Erstes den Lohn erhöhen.» Einen Wunsch hat der Stadtpräsident von Mendrisio aber. «Wir wollen ebenfalls in die Pensionskasse der Gemeinde unsere Beiträge bezahlen, damit wir auch eine Rente bekommen.»

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