Schweizer Flugzeug in Afghanistan bei tödlichen Angriffen im Einsatz
Pilatus diente als fliegende Kommandozentrale

Pilatus-Flugzeuge wurden bei Angriffen in Afghanistan eingesetzt – dabei starben auch Hunderte Zivilisten. Dies zeigt eine Analyse des Videomaterials.
Publiziert: 23.02.2022 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2022 um 13:34 Uhr

Am 15. Juli 2021 meldete das afghanische Verteidigungsministerium auf Twitter den Tod von Taliban-Kämpfern bei einem Angriff. Dabei kamen auch Zivilisten zu Tode.

Eine Recherche von SRF zeigt nun, dass eine PC-12 des Stanser Flugzeugbauers Pilatus bei dem Angriff der afghanischen Luftwaffe als fliegende Kommandozentrale diente und die Bomber leitete. Der Luftschlag wurde von diesem Flugzeug auch gefilmt. Die afghanische Luftwaffe setzt die PC-12 seit 2015 ein – zur Koordinierung von Bodentruppen und zur Unterstützung von Kampfflugzeugen.

Genauer Angriffsort ermittelt und zivile Opfer bestätigt

Anhand der Videoaufnahmen konnte der genaue Angriffsort ermittelt werden. Ein RTS-Journalist reiste anschliessend an den Ort der Attacke und bestätigte die Schäden. Ein Taliban-Kämpfer sagte zudem ihm gegenüber, er habe die PC-12 beim Angriff beobachtet.

Eine Analyse von Bildmaterial zeigt: Pilatus-Flugzeuge waren an Luftanschlägen in Afghanistan beteiligt. (Symbolbild)
Foto: Katsuhiko TOKUNAGA/DACT, INC.
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Die Recherchen haben zudem ergeben, dass eine eine bisher unbekannte PC-12-Maschine den Taliban in die Hände fiel. Diese wurde von den US-Truppen zurückgelassen, als diese im letzten August überhastet aus Afgahnistan abzogen. Ein weiteres zurückgelassenes Schweizer Flugzeug sorgte bereits letzten Sommer für Schlagzeilen.

Pilatus will sich nicht äussern

Weitere Bildanalysen des Rechercheteams zeigen die enge Zusammenarbeit zwischen Pilatus und dem US-Rüstungskonzern Sierra Nevada, der für die amerikanischen Streitkräfte die PC-12 für den Kriegseinsatz umgebaut hatte.

Ob Pilatus schon vor dem Einsatz wusste, dass die PC-12 in Afghanistan ins Kriegsgebiet gelangen würden, lässt die Stanser Firma unbeantwortet. «Pilatus ist nicht bereit, auf diese Fragestellungen zu antworten», so ein Sprecher von Pilatus-CEO Markus Bucher. (lm)

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