Schwuler SVP-Nationalrat antwortet auf Analmuskel-Spruch seines Parteikollegen
«Daraus spricht Mitleid und Verachtung»

Hat die SVP ein Problem mit nicht tragbaren Parteimitgliedern? Nach dem Skandal um Schwulenhasser Regli und dem Nazi-Tattoo eines Nachwuchspräsidenten blockt die Parteileitung ab. Dafür verurteilt der schwule SVP-Mann Hans-Ueli Vogt Reglis Aussagen – zeigt aber auch Verständnis für seinen Kollegen.
Publiziert: 20.12.2017 um 13:05 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:20 Uhr
Akzeptiert Reglis konservatives Familienbild, aber «aus seinen Aussagen hört man Mitleid und Verachtung gegenüber Homosexuellen», so der homosexuelle SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt.
Foto: Mirko Ries
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Cinzia Venafro

Mit seiner Aussage im Zürcher Stadtparlament schockiert er die Schweiz: Homosexuelle würden sich das Leben nehmen, «weil der Analmuskel nicht mehr hält, was er verspricht», sagte SVP-Gemeinderat Daniel Regli vor seinen Parlamentskollegen. Und doppelte nach: «Weil viele sich nicht dafürhalten, mit Windeln rumzulaufen, gibt es Selbstmorde.»

Grund für seine homophoben Aussagen: Die Debatte über die kantonale Fachstelle sexualpädagogische Beratung «Lust und Frust» und deren Homepage.

Der Stadtzürcher SVP-Gemeinderat fiel im Stadtparlament durch homophobe Äusserungen auf.

Seine Kantonalpartei distanziert sich zwar von der Aussage des christlichen Fundamentalisten, fordert aber keine Konsequenzen. Die politischen Gegner bei der SP und den Juso verlangten derweil sofort seinen Rücktritt.

SVP-Mann Vogt kann Regli «nicht in Schutz nehmen»

Parteikollege und Nationalrat Hans-Ueli Vogt (48), der seine Homosexualität offen lebt, ist entrüstet: «Aus seinen Aussagen hört man Mitleid und Verachtung gegenüber Homosexuellen», sagt der Zürcher Nationalrat und betont gleichzeitig, dass er «Herrn Regli als Parteikollegen schätze.» Vogt akzeptiere, dass Regli ein konservativeres Weltbild habe als er selbst, und er sei auch entschieden gegen staatliche Fachstellen für Sexualaufklärung. «Für diese Aussagen hier kann ich ihn aber nicht in Schutz nehmen.»

Vogt betont: «Seine Aussagen entsprechen nicht der Parteimeinung!» Auch wenn die SVP die Familie in ihrer traditionellen Form ins Zentrum ihrer Gesellschaftspolitik stelle, «so ist sie doch nicht homophob, und ich erlebe die Partei auch nicht so». Zudem würden laut einer aktuellen Umfrage «mehr als die Hälfte der SVP-Wähler die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare befürworten».

Rösti will mit seinen Skandalschäfchen nichts zu tun haben

Es ist der zweite SVP-Personalskandal innerhalb weniger Tage. Letzte Woche war bekannt geworden, dass Stève Cao (30), Präsident der Jungen SVP Neuenburg, ein Nazi-Tattoo auf seinem Unterarm trägt. Mittlerweile ist er zurückgetreten.

Hat die SVP ein Irrenproblem? Davon will die nationale Partei auf Anfrage nichts wissen. Offensichtlich will man sich die Finger nicht mit den Skandalpolitikern schmutzig machen. Das Problem sei «auf Stufe SVP Schweiz absolut kein Thema», so SVP-Generalsekretär Gabriel Lüchinger. Er schiebt die Verantwortung für die Irren in den eigenen Rängen auf die Regionalsektionen seiner Partei ab.

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