Sebastian Huber (17) will in den Nationalrat
Keine 18 und schon Kandidat

Er wird erst einen Tag vor den Wahlen 18: Sebastian Huber ist das Küken unter den 4652 Nationalratskandidaten.
Publiziert: 19.09.2019 um 23:17 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2019 um 16:22 Uhr
Sebastian Huber (17) diskutiert für sein Leben gerne.
Foto: Peter Gerber
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Ladina Triaca

Was für ein glücklicher Zufall! Wäre Sebastian Huber (17) nur zwei Tage später zur Welt gekommen, hätte er mit einer Kandidatur für den Nationalrat noch vier Jahre warten müssen. Nun versucht er bereits am 20. Oktober den Sprung ins Bundeshaus für die Jungen Grünliberalen.

Zum Fototermin erscheint der Jungpolitiker in grünem T-Shirt und blauem Jeans-Hemd – «die Farben der Jungen Grünliberalen!» – und vor allem: eine Stunde zu früh. «Ich wollte sicher sein, dass ich das Bundeshaus auch finde!», meint er verschmitzt.

Doris Leuthard als Vorbild

Huber, der im Sommer die Kanti abgeschlossen hat, ist erst seit einem knappen halben Jahr bei den Jungen Grünliberalen aktiv. Und er ist nicht der einzige junge Kandidat: Nebst ihm kandidieren schweizweit 60 weitere 18-Jährige für die grosse Kammer. Aber er ist der jüngste – seinen 18. Geburtstag feiert er am 19. Oktober, am Vorabend der Wahl.

Der grossgewachsene Luzerner hat die Politik im Blut. «Ich habe schon immer leidenschaftlich gerne diskutiert», erzählt er. Mit seinen Eltern gerate er sich in Polit-Diskussionen deswegen immer wieder in die Haare. «Ich bin ihnen zu rechts!», lacht der Jungpolitiker. 

Wer ist denn sein politisches Vorbild? «Doris Leuthard – sie habe ich immer sehr bewundert. Bei der No-Billag-Abstimmung kam sie mir besonders kompetent rüber.» Er selber könne sich mit der christlichen Seite der CVP allerdings kaum identifizieren, in der Jungen GLP fühle er sich vor allem in gesellschaftspolitischen Fragen viel eher zu Hause. Und welche Partei ist für ihn ein No-Go? «Die SVP – dieses Eigenbrötlerische mag ich überhaupt nicht», sagt Huber, der sich noch nicht entschieden hat, ob er im Winter im Militär oder zum Zivildienst antraben wird.

An (fast) jedem Klimastreik dabei

Im Moment jobbt er erst einmal im Luzerner Restaurant Helvetia im Service. Primär um Geld zu verdienen. Er würde gern in eine WG ziehen, Volkswirtschaft studieren – nicht unbedingt in Luzern, eher in Bern, Zürich oder Freiburg – in der Pfadi eine Gruppenleitung übernehmen und, falls die Zeit reicht, nach Kopenhagen reisen.

Mit dem Velo, versteht sich. Grün zu leben, ist dem «Vegi», wie ihn seine Freunde nennen, wichtig. Bisher war er in Luzern an jeder Klimademo mit dabei. «Nur einmal musste ich passen – als ich die Matur-Prüfungen hatte», sagt er. Selbst seine Augen leuchten in Grün: «Klimapolitik ist mein Thema Nummer 1.» Sebastian Huber ist überzeugt von der Kraft der Klimabewegung. Und er glaubt, dass die Klimastreiks einen Einfluss auf die Wahlen haben werden. «Ich bin mir sicher, dass dieses Mal mehr Jugendliche wählen gehen werden.»

Spitzname «Listenfüller»

Weniger Optimist, dafür umso mehr Realist ist der 17-Jährige, wenn es um seine eigenen Wahlchancen geht. «Die gehen wohl gegen null», gibt er freimütig zu. «In der Pfadi nennen sie mich schon nicht mehr ‹Vegi›, sondern nur noch ‹Listenfüller›.» Doch die Listenstimmen, die der jüngste Nationalratskandidat machen wird, könnten unter Umständen wertvoll sein: Sie sollen dem Luzerner GLP-Mann Roland Fischer (54), der vor vier Jahren abgewählt wurde, wieder in den Nationalrat verhelfen.

Hubers persönliches Ziel sind 300 Stimmen. Dafür steht er von nun an jeden Samstag auf der Strasse. Verteilt Flyer, spricht mit den Leuten. Und: Er will all seine Bekannten und Freunde mobilisieren. Der einzige Haken dabei: «Viele meiner Freunde sind noch nicht 18 Jahre alt – und können mich deshalb gar nicht wählen!»

Soda (15394215) 

Junge sind wahlfaul – ändert nun die Klimadebatte etwas daran?

Wählen ist definitiv kein Hobby der Schweizer Jugend: Nur drei von zehn Jugendlichen nehmen an Wahlen teil. Anders ältere Menschen: Sie gehen viel häufiger an die Urne. Bei den letzten Nationalratswahlen 2015 nahm knapp die Hälfte der Stimmbürger ihr Wahlrecht wahr.

Der Grund für die tiefe Wahlbeteiligung der Jugend liegt in erster Linie in der fehlenden Betroffenheit: Über die Hälfte der jungen Erwachsenen zwischen 15 und 22 Jahren findet gemäss dem neusten Easyvote-Politikmonitor, dass das Parlament keine wichtigen Entscheidungen für ihren Alltag trifft. Das Interesse für die Politik ist dementsprechend gering.

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Aber die Klimadebatte bewegt. Zehntausende Jugendliche strömten in den vergangenen Monaten auf die Strassen, um für einen besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Und: Das Thema hat das Potenzial, mehr Junge als üblich an die Urne zu bringen. Ein erstes Indiz dafür lieferten die kantonalen Wahlen in Zürich. Im Vergleich zu den Wahlen vor vier Jahren stieg die Wahlbeteiligung bei jungen Männern unter 30 Jahren um 3,4 Prozent – diejenige der jungen Frauen im selben Alter gar um 4,7 Prozent! Ein beträchtlicher Zuwachs, der auch für die Wahlen vom 20. Oktober hoffen lässt.

Doch bei aller Euphorie ist eine gewisse Vorsicht geboten: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Klimadebatte vor allem jene Jugendlichen mobilisiert, die sich bereits für Politik interessieren und die so oder so an den Wahlen teilgenommen hätten, ist beträchtlich. Kommt hinzu: Viele der jungen Klimaaktivisten sind noch nicht 18 Jahre alt – und dürfen dementsprechend noch gar keinen Wahlzettel ausfüllen.

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