Sie kämpfen gegen die Knebelverträge von Booking.com
Schweizer Hoteliers fesseln sich selbst

Die Schweizer Hotels kämpfen gegen ausländischen Internetriesen. Doch auf der eigenen Internetplattform Switzerland Travel Centre (STC) galten ähnliche Vertragsklauseln.
Publiziert: 03.01.2017 um 09:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:19 Uhr
Die frisch renovierte Aussenansicht des 140 Jahre alten Grand Hotels Waldhaus Flims.
Foto: Eddy Risch

Mit allen Mitteln geht Hotelleriesuisse gegen Booking.com und Expedia vor. Der Verband wirft den Internetkonzernen vor, mit Knebelverträgen die Schweizer Hoteliers in ihrer Freiheit einzuschränken. Hauptkritik: Die Hotels dürfen Zimmer nicht billiger anbieten als sie es auf den Internetplattformen tun. Auch nicht mit Last-Minute-Angeboten. 

Doch: Eine Tochterfirma von Hotelleriesuisse auferlegt den hiesigen Hoteliers ähnliche Knebelklauseln. Dies berichtet der «Tages-Anzeiger». Der Verband ist mit 33 Prozent an der Firma Switzerland Travel Centre (STC) beteiligt, die beiden anderen Hauptaktionäre sind Schweiz Tourismus und die SBB.

Weko kritisierte Vertragsklauseln

STC betreibt via swisshotels.com und sbb.ch eine ähnliche Onlinebuchungsplattform wie Booking und Expedia – nur viel kleiner. Der Standardvertrag zwischen den Hotels und STC, der auf der Website von Hotelleriesuisse aufgeschaltet ist, enthält eine ähnliche Preisparitätsklausel wie die kritisierten Verträge von Booking und Expedia.

Mit einem Unterschied: Booking.com und die anderen Grossen verbieten dem Hotelier, auf seiner eigenen Website tiefere Zimmerpreise zu offerieren als auf der Buchungsplattform. Das STC hingegen akzeptiert, wenn ein Hotelier auf seiner Website billigere Zimmerpreise anbietet, nicht aber auf einer anderen Buchungsplattform.

Für die Wettbewerbskommission ist die vom STC angewandte weite Klausel sogar problematischer als jene von Booking und Expedia. In ihrem Entscheid 2015 hat sie die weiten Preisparitätsklauseln für wettbewerbsbehindernd und damit für unzulässig erklärt. Die engen Klauseln hingegen hat die Weko bis auf weiteres erlaubt. 

Verträge angepasst

STC-Chef Michael Maeder sagt im «Tages-Anzeiger», der Vertrag auf der Website von Hotelleriesuisse sei nicht mehr aktuell. Das STC habe ihn Anfang Dezember 2016 geändert und dabei die Preisparitätsklausel gestrichen. Diese Vertragsänderung erfolgte zwei Monate, nachdem CVP-Ständerat Pirmin Bischof auf Betreiben der Hotelbranche im Parlament aktiv wurde.

Thomas Allemann von Hotelleriesuisse sagt, die Preisparitätsklausel im STC-Vertrag habe nur noch «auf dem Papier bestanden» und sei kaum je eingefordert worden. Es sei falsch, wenn man deswegen jetzt die Hotelleriesuisse-Tochter STC kritisiere, die nur einen kleinen Marktanteil habe. «Die grossen Gegner der Schweizer Hoteliers sind Booking und Expedia.» (nmz)

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