«So kann es nicht weitergehen»
Klimawandel: Kenianerin fordert Schweiz zum Handeln auf

Die Folgen des Klimawandels sorgen in Kenia immer häufiger für Ernteausfälle. Die Fastenaktion-Koordinatorin Stellamaris Mulaeh sieht auch die hiesigen Bauern in der Verantwortung.
Publiziert: 26.03.2023 um 09:47 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2023 um 15:55 Uhr
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Dana LiechtiRedaktorin SonntagsBlick

Die Klimakrise sorgt weltweit immer häufiger für Ernteausfälle und damit verbundene Hungersnöte. Die Ökumenische Kampagne der Entwicklungsorganisationen Fastenaktion und Heks macht darauf aufmerksam und fordert mehr Klimagerechtigkeit. Die Koordinatorin von Fastenaktion in Kenia, Stellamaris Mulaeh (43), ist in der Schweiz zu Besuch, um über die Situation in ihrem Heimatland zu sprechen. Wir trafen sie.

Sonntags Blick: Frau Mulaeh, inwiefern spüren Sie die Folgen des Klimawandels in Ihrem Land?

Stellamaris Mulaeh: Gerade im Bereich der Landwirtschaft haben die klimatischen Veränderungen einen grossen Einfluss. Wir erleben immer häufiger verheerende Dürren. Die Bäuerinnen und Bauern verlieren ihre Ernten und ihr Vieh: 4,1 Millionen Menschen in Kenia haben keine Garantie auf Essen. Viele Frauen müssen Kilometer weit laufen, um trinkbares Wasser für ihre Familien zu finden. Es ist eine schlimme Situation. Ich fordere die Schweiz und andere westliche Nationen auf, zu handeln.

Stellamaris Mulaeh ist Koordinatorin der Entwicklungsorganisation Fastenaktion in Kenia.
Foto: Zamir Loshi
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Was müssen sie tun?

Wir sind abhängig davon, dass diese Länder ihre Versprechen einhalten, die sie an der jüngsten Weltklimakonferenz gegeben haben. Sie müssen die Ausgleichszahlungen an die vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder auch tatsächlich tätigen. Die Regierungen dieser Länder können wirklich einen Unterschied machen. Natürlich ist der Druck, zu handeln, in der Schweiz weniger spürbar als bei uns in Kenia – es hungert bei Ihnen ja noch niemand. Aber man spürt den Klimawandel doch auch in der Schweiz: Die Gletscher schmelzen sehr schnell weg. Wir müssen die Temperaturen senken und haben keine Zeit zu verlieren. Alle – Regierungen, Einzelpersonen und Bauern – müssen Verantwortung übernehmen.

In der Schweiz hat das Parlament gerade beschlossen, der Landwirtschaft keine weiteren Auflagen für den Klimaschutz zu machen.

Ich kenne die genauen Hintergründe nicht. Aber eines ist klar: So kann es nicht weitergehen. Es braucht eine Landwirtschaft, die Sorge trägt zur Umwelt – und das tut sie heute nicht. Die konventionelle Landwirtschaft mag kurzfristig funktionieren, aber sie ist nicht nachhaltig. Sonst wären die Dinge nicht derart ausser Kontrolle.

Was ist die Lösung?

Agrarökologie! Wir sollten über Bodengesundheit, Artenvielfalt und Wiederaufforstung sprechen. Die Ära der Monokulturen sollte vorbei sein. Auch braucht es Pflanzensorten, die resilient sind, was klimatische Veränderungen angeht. Und schliesslich muss die Tierhaltung in Balance mit der Umwelt sein.

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