Sondersendung aus Como geplant
Flüchtlingscamp wird zur «Arena»

Die «Arena» möchte die nächste Sendung direkt beim Flüchtlingscamp in Como aufzeichnen.
Publiziert: 20.08.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:55 Uhr
Die Behörden könnten der «Arena» einen Strich durch die Rechnung machen.
Foto: Dukas
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Christof Vuille

Kurz vor der Schweizer Grenze sind im italienischen Städtchen Como Hunderte von Flüchtlingen gestrandet. Manche wollen in der Schweiz Asyl beantragen, viele nur durchreisen, um nach Deutschland zu gelangen.

Weil die Schweizer Grenzwächter viele von ihnen nicht ins Land lassen, ist Como zum Brennpunkt der Asylpolitik geworden. Das ist auch den TV-Machern nicht entgangen. Gemäss BLICK-Informationen will SRF die erste «Arena» nach mehrwöchiger Sommerpause am nächsten Freitag beim Bahnhof in Como aufzeichnen.

Moderator Jonas Projer bestätigt, dass man «direkt am Flüchtlingslager» drehen möchte. Denn ihm scheine die Flüchtlingskrise «sehr aktuell und relevant».

Mit der Situation an der Südgrenze sei sie ausserdem «unglaublich nahe gerückt». Die Sendung soll draussen stattfinden. Dafür gebe es kein Extra-Budget – man versuche alles mit möglichst geringem Aufwand zu realisieren. «Wenn die Beleuchtung mies ist, ist mir das diesmal völlig egal», so Projer.

Eingeladen sind der Tessiner Lega-Regierungsrat Norman Gobbi, CVP-Fraktionschef Fi­lippo Lombardi, FDP-Nationalrätin Doris Fiala und Grünen-Fraktionschef Balthasar Glättli.

Alle haben offenbar bereits zugesagt. Doch die geplante Sendung sorgt im Bundeshaus für Ärger. SP-Parlamentarier unterstellen der «Arena», sie beackere wiederholt die Flüchtlingsthematik, um die Quote zu steigern.

«Übelste Quotenbolzerei auf Kosten von Flüchtlingen»

Die meisten Sozialdemokraten schweigen aber offiziell – auch aus Angst, für künftige Sendungen nicht mehr berücksichtigt zu werden. Kein Blatt vor den Mund nimmt hingegen Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer. Sie wirft den «Arena»-Machern «übelste Quotenbolzerei auf Kosten von Flüchtlingen» vor.

«Ausgezeichnet», findet Doris Fiala (FDP).
Foto: Gaetan Bally

Dem widerspricht Projer und sagt: «Wir möchten nicht nur über die Asylsuchenden sprechen, sondern auch mit ihnen.» Diese sollen in der Sendung genauso zu Wort kommen wie Behörden, Hilfswerke und die Politiker. Der Moderator hofft, dadurch «etwas Licht in die verzwickte Lage» bringen zu können.

Unterstützung erhält Projer von Doris Fiala: «Service public darf nicht ohne public stattfinden. Deshalb ist es legitim, wenn relevante Diskus­sionen auch attraktiv verpackt werden.» Der Plan, aus Como zu senden, sei «ausgezeichnet».

Die Zürcherin glaubt, eine solch «aufwendige Leistung» könne nur der Service public bieten. «Private würden dafür unter den heutigen Rahmenbedingungen kaum das Budget haben.» Auch Balthasar Glättli freut sich auf die Diskussion.

Wiederauflage im Parlament: Susanne Leutenegger Oberholzer.
Foto: Alessandro della Valle

Leutenegger Oberholzer hingegen findet, das SRF rutsche immer weiter nach rechts. Ausserdem würden Flüchtlinge instrumentalisiert. «Ich appelliere deshalb an die italienischen Behörden, diesen Unsinn nicht zu bewilligen!»

Damit rennt die Baselbieterin womöglich offene Türen ein. Denn noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Projer gibt sich zurückhaltend: «Im Moment sieht es danach aus, dass wir von den italienischen Be­hörden keine Bewilligung bekommen.»

Deshalb prüfe man bereits «Alternativen an der Süd­grenze». Im Fokus steht offenbar Chiasso.

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