Cédric Wermuth zieht Ständerats-Kandidatur zurück
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Für eine Frau:Cédric Wermuth zieht Ständerats-Kandidatur zurück

SP-Wermuth verzichtet auf Ständerats-Kandidatur
Vom Ladykiller zum Frauenversteher

Das Ständeratsrennen im Aargau wird spannend. Cédric Wermuth zieht sich den Frauen zuliebe zurück. Auch in anderen Kantonen wurden gestern wichtige Entscheide gefällt.
Publiziert: 23.10.2019 um 07:50 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2019 um 14:11 Uhr
Cédric Wermuth verzichtet im Ständeratsrennen zugunsten der Grünen Ruth Müri.
Foto: keystone
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Lea Hartmann und Nico Menzato

Cédric Wermuth (33) gibt den Gentleman. Der SPler zieht sich aus dem Aargauer Ständeratsrennen zurück – zugunsten von Grünen-Kandidatin Ruth Müri (48). Und das, obwohl er im ersten Wahlgang 15'000 Stimmen mehr geholt hat als die Aargauer Grossrätin.

«Mein Verständnis von Politik ist, dass wir alle Verantwortung für das grosse Ganze übernehmen müssen», begründete Wermuth den überraschenden Schritt. «Nur gemeinsam ist das rot-grüne Lager stark», so der SP-Nationalrat. Mit Müri greifen die Linken das bürgerliche Duo Hanspeter Knecht (59, SVP) und Thierry Burkart (44, FDP) an. Im ersten Wahlgang hat niemand das absolute Mehr geholt. Auch CVP-Kandidatin Marianne Binder (61) tritt ein zweites Mal an.

Männer-Regierung verhindern

Der Entscheid ist wahltaktisch begründet. Hintergrund ist, dass am 24. November nicht nur die Ständeratswahlen in die zweite Runde gehen, sondern auch das Rennen um den freien Regierungsratssitz. Bei Letzterem hat SP-Nationalrätin Yvonne Feri (53) zumindest eine kleine Chance, SVP-Mann Jean-Pierre Gallati (53) zu schlagen. Weil den Genossen allerdings klar war, dass man nicht beide Sitze haben kann – und man unbedingt verhindern will, dass die Aargauer Regierung ein reines Männergremium wird –, zog Wermuth die Konsequenzen. Von sich aus, wie er betonte.

Damit wurde er vom Ladykiller zum Frauenversteher. Noch vor wenigen Monaten war Wermuth in der Kritik gestanden, weil die SP ihn und nicht Feri aufs Ständerats-Ticket setzte. 

Weitere Entscheide gefallen

Nicht nur im Aargau fielen heute wichtige Entscheide für die Neubesetzung des Stöckli:

  • In Bern will es Grünen-Präsidentin Regula Rytz (57) wissen. Nach ihrem sehr guten Resultat im ersten Wahlgang will sie ein zweites Mal antreten – obwohl sie und SP-Ständerat Hans Stöckli (67) eigentlich vereinbart hatten, dass der aussichtsreichste Kandidat antritt. Das linke Duo tritt an gegen Werner Salzmann (56, SVP) und Christa Markwalder (44, FDP). BDP-Regierungsrätin Beatrice Simon (58) zog sich zurück.
  • Im Wallis sorgt alt FDP-Bundesrat Pascal Couchepin (77) für eine Überraschung. Er unterstützt SP-Kandidat Mathias Reynard (32), nachdem sich der FDP-Kandidat zurückzog. Couchepin findet: Die CVP-Vorherrschaft im Stöckli muss gebrochen werden. In den letzten 150 Jahren waren die Walliser Sitze stets in CVP-Hand. 
  • In Solothurn kommts zum Duell zwischen Nationalrat Christian Imark (37, SVP) und dem Bisherigen Roberto Zanetti (64, SP). Bereits gewählt ist Pirmin Bischof (60, CVP).
  • In Schwyz gibts es ebenfalls einen Zweikampf: Pirmin Schwander (57, SVP) gegen Othmar Reichmuth (55, CVP). Die Wahl schon geschafft hat Alex Kuprecht (61, SVP).
  • In Zug konkurrenzieren sich im zweiten Wahlgang Matthias Michel (56, FDP), Heinz Tännler (59, SVP) und Tabea Zimmermann (49) von den «Alternativen – die Grünen» um den zweiten Sitz neben dem bereits gewählten Peter Hegglin (58, CVP).
  • In der Waadt haben sich Adèle Thorens (47, Grüne) und Ada Marra (46, SP) gegen FDP-Kontrahent Olivier Français (64) verbündet. Die SVP gab Forfait.
  • In Genf steigen sechs Kandidaten in die zweite Wahlrunde. Rot-Grün tritt mit dem Spitzenduo Lisa Mazzone (31, Grüne) und Carlo Sommaruga (60, SP) an.
  • In St. Gallen zieht sich die Grüne Franziska Ryser (27) zugunsten von SP-Ständeratsveteran Paul Rechsteiner (67) zurück. 

Zürich steht noch aus

In anderen Kantonen steht noch nicht fest, wer in den zweiten Wahlgang zieht. So zum Beispiel in Zürich. Die SVP-Delegierten entscheiden erst nächste Woche, ob Roger Köppel (54) erneut antritt. Sicher ist, dass Ruedi Noser (58) und Marionna Schlatter (39) nochmals in den Ring steigen. Gewählt ist bereits SPler Daniel Jositsch (54).

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