Sparziel des Bundesrats um die Hälfte verfehlt
Schweizer sind Stromsparmuffel

In den Wintermonaten sollte die Schweiz 10 Prozent weniger Strom verbrauchen. Ein freiwilliges Strom-Sparziel, welches der Bundesrat gesetzt hat. Doch die Bevölkerung hat offenbar wenig Lust zum Mitmachen.
Publiziert: 07.03.2023 um 19:13 Uhr
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Aktualisiert: 08.03.2023 um 14:07 Uhr
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Die Schweizerinnen und Schweizer sind Stromsparmuffel. Das vom Bundesrat angepeilte Strom-Sparziel verfehlt das Land auch im Februar deutlich. 10 Prozent sollten es in den Wintermonaten von Oktober bis März sein.

Doch letzten Monat war es mit geschätzt 5,3 Prozent nur gut die Hälfte, wie die neusten Zahlen des Energie-Dashboards des Bundes zeigen. Und dies, obwohl der Februar im langjährigen Vergleich sogar etwas wärmer war.

Am sparsamsten war die Bevölkerung bisher im Oktober mit 7,1 Prozent Einsparung. Damals hallte den meisten wohl noch der bundesrätliche Sparappell in den Ohren. Im Dezember hingegen wurde mit nur 2 Prozent am wenigsten eingespart.

Die Schweiz verbraucht weiterhin viel Strom und verpasst das vom Bundesrat gesetzte Strom-Sparziel.
Foto: keystone-sda.ch
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Ziel noch nicht mal zur Hälfte erreicht

Erreicht wurde das Strom-Sparziel bisher aber in keinem einzigen Monat. Kein Wunder also, dass das angestrebte Sparziel von insgesamt 3153 Gigawattstunden Strom bis Ende März nicht mehr zu schaffen ist.

Bis Ende Februar waren nämlich erst 1403 Gigawattstunden gespart – und damit nur rund 45 Prozent des Ziels geschafft. Auch mit etwas mehr Computer ausschalten, Licht löschen oder auf den Tumbler verzichten liegt nicht mehr viel drin.

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Herr und Frau Schweizer lassen sich offenbar weder durch die höheren Strompreise abschrecken, noch durch die Energie-Notfallpläne des Bundesrats. So hat die Landesregierung nämlich gerade erst vergangene Woche ihren neuen Entwurf zur Strommangel-Verordnung verabschiedet, welche im Ernstfall in Kraft gesetzt würde. Für das Heizen von Wohn- und Büroräumen beispielsweise sieht diese eine Höchsttemperatur von 20 Grad vor. Je nach Eskalationsstufe gäbe es auch Einschränkungen bei der Verwendung elektrischer Geräte bis hin zu Verboten von Leuchtreklamen oder Schneekanonen in Skigebieten.

Stauseen noch gut gefüllt

Davon ist die Schweiz aber noch weit entfernt. Offiziell gilt die Stromversorgungslage zwar als angespannt, aber doch stabil. So sind die Schweizer Stauseen mit derzeit rund 46 Prozent noch immer relativ gut gefüllt und liegen damit deutlich über dem langjährigen Schnitt.

Champions beim Gassparen

Während es beim Stromsparen hapert, erhält die Schweizer Bevölkerung Bestnoten beim Gassparen. Knapp 4000 Gigawattstunden sollte die Schweiz in den Wintermonaten bis Ende März einsparen – also 15 Prozent des Gasverbrauchs.

Doch schon Ende Januar war das Sparziel erreicht. Und im verhältnismässig warmen Februar wurde das Polster nochmals ausgebaut. Mit 5116 eingesparten Gigawattstunden ist das Sparziel schon zu 128 Prozent erfüllt. Also deutlich mehr als erhofft – und es bleibt noch ein Monat bis zur Endabrechnung.

Auch EU übertrifft ihr Sparziel

Das gesetzte Sparziel wurde bisher jeden Monat übertroffen. Eine Rekordeinsparung von fast 40 Prozent verzeichnete das Land im Oktober. Im Dezember und Januar wurde das Ziel mit jeweils 17 Prozent weniger Gasverbrauch knapp erreicht. Im Februar ging es mit 19 Prozent Einsparung wieder etwas aufwärts.

Nicht nur die Schweiz hat ihr Sparziel mehr als gemeistert, sondern auch die EU. Insgesamt haben die EU-Staaten ihren Gasverbrauch seit Mitte 2022 um mehr als 19 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren gesenkt und damit ihr eigenes 15-Prozent-Ziel übertroffen. Bereits laufen aber Diskussionen, für den kommenden Winter ein höheres Sparziel ins Auge zu fassen. (rus)

Während es beim Stromsparen hapert, erhält die Schweizer Bevölkerung Bestnoten beim Gassparen. Knapp 4000 Gigawattstunden sollte die Schweiz in den Wintermonaten bis Ende März einsparen – also 15 Prozent des Gasverbrauchs.

Doch schon Ende Januar war das Sparziel erreicht. Und im verhältnismässig warmen Februar wurde das Polster nochmals ausgebaut. Mit 5116 eingesparten Gigawattstunden ist das Sparziel schon zu 128 Prozent erfüllt. Also deutlich mehr als erhofft – und es bleibt noch ein Monat bis zur Endabrechnung.

Auch EU übertrifft ihr Sparziel

Das gesetzte Sparziel wurde bisher jeden Monat übertroffen. Eine Rekordeinsparung von fast 40 Prozent verzeichnete das Land im Oktober. Im Dezember und Januar wurde das Ziel mit jeweils 17 Prozent weniger Gasverbrauch knapp erreicht. Im Februar ging es mit 19 Prozent Einsparung wieder etwas aufwärts.

Nicht nur die Schweiz hat ihr Sparziel mehr als gemeistert, sondern auch die EU. Insgesamt haben die EU-Staaten ihren Gasverbrauch seit Mitte 2022 um mehr als 19 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren gesenkt und damit ihr eigenes 15-Prozent-Ziel übertroffen. Bereits laufen aber Diskussionen, für den kommenden Winter ein höheres Sparziel ins Auge zu fassen. (rus)

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Allerdings weist das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung in seinem jüngsten Bericht darauf hin, dass aufgrund der «zu geringen Niederschläge im Januar und Februar die Flusspegel aktuell tiefer sind und die Schneedecke in den Bergen deutlich geringer ist als üblich». Dafür habe sich aber die Verfügbarkeit der Kernkraftwerke in Frankreich verbessert.

Was klar ist: Konsequenzen wird das verpasste Sparziel vorerst keine haben, handelt es sich doch – noch – um ein freiwilliges Ziel. Dieses hat der Bundesrat letzten Dezember von der EU übernommen.

Sparkampagne verlängert

Auch wenn die Schweiz diesen Winter ohne Mangellage durchkommt, richten sich die Anstrengungen bereits auf den nächsten Winter. «Die Energieversorgungssituation in der Schweiz und Europa bleibt weiterhin angespannt und dürfte im Winter 2023/24 noch herausfordernder werden als im laufenden Winter», erklärt das Bundesamt für Energie in einer Mitteilung.

Der Bundesrat will bei den Sparbemühungen daher nicht nachlassen. Und so hat er an seiner letzten Sitzung auch die Weiterführung der Winter-Energiespar-Initiative beschlossen. Zu den bisher für die Sparkampagne gesprochenen 14 Millionen kommen 7 Millionen Franken hinzu.

Nächste Wintersaison bietet sich den Schweizerinnen und Schweizern also erneut die Gelegenheit, sich doch noch als Stromsparchampions zu beweisen.

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