Spitalkapazitäten erreicht
Corona-Taskforce fordert weitere Massnahmen

In einer neuen Lagebeurteilung warnt die Corona-Taskforce des Bundes davor, dass die Spitäler bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stossen. Sie fordert, Bars und Restaurants zu schliessen und private Kontakte auf zwei Haushalte zu beschränken.
Publiziert: 14.11.2020 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2020 um 13:18 Uhr
Vor zwei Wochen verhängte der Bundesrat, hier Simonetta Sommaruga und Alain Berset, strengere Corona-Regeln.
Foto: Keystone
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Diese Woche sind erstmals nicht mehr fast täglich neue Rekordwerte vermeldet worden, wenn es um die Anzahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus geht. Doch die Trendwende ist nicht geschafft, warnt die Corona-Taskforce, die dem Bund beratend zur Seite steht. In einer neu veröffentlichten Lagebeurteilung schlägt sie Alarm: Möglicherweise reichen die bisher getroffenen Massnahmen nicht.

Es gebe in der Pandemie bestenfalls eine Stabilisierung – aber sicher keinen Rückgang, heisst es im Papier. Denn nach wie vor wird vermutet, dass die Dunkelziffer bei den Neuinfektionen hoch ist, da immer noch 20 bis 30 Prozent der Tests positiv ausfällt. Dazu kommt, dass Spitaleinweisungen oft erst spät gemeldet werden. Der sogenannte R-Wert, der angibt, wie viele weitere Personen ein Infizierter ansteckt, werde daher womöglich unterschätzt. Und selbst wenn der aktuell geschätzte Wert von 0.91 stimme, gebe das der Schweiz keine sicherere Ausgangslage.

Kein Platz mehr auf Intensivstationen

Die Taskforce rechnet damit, dass die Spitäler bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stossen. Und insbesondere bei den Intensivpflegeplätzen «möglicherweise bereits überschritten» sind. Laut Daten des Koordinationsdienstes der Armee (KSD), habe die Schweiz «im Wesentlichen die volle Kapazität der 885 zertifizierten Intensivbetten für Erwachsene erreicht». Denn aktuell sind 867 Patienten in Intensivpflege, 511 davon wegen Corona.

Bei den Intensivbetten gebe es keine Stabilisierung: In den letzten vier Tagen ist die Anzahl Patienten um 10 Prozent gestiegen. Zudem warnt die Taskforce vor einem «Akkumulationseffekt»: Denn wer einmal auf der Intensivstation landet, braucht den Platz im Median 12 Tage lang.

So fordert die Taskforce, eine Halbierung der täglichen Neuansteckungen mindestens alle zwei Wochen als Ziel zu setzen. Wie bereits seit letzter Woche empfiehlt sie ausserdem weitergehende Massnahmen, neu nun auch, private Kontakte auf zwei Haushalte zu beschränken.

  • Schliessung von Bars, Restaurants, Sporthallen, Theatern, Museen und Absage von Konzerten
  • Beschränkung privater Zusammenkünfte auf maximal zwei Haushalte
  • Homeoffice durchsetzen
  • Vollständiger Fernunterricht in der nachobligatorischen Bildung

Pflichtschulen sollen vorerst offen gehalten werden. Vorerst: Denn wenn die anderen Massnahmen nichts bringen, solle die Schliessung der Sekundar- und Grundschulen «gegebenenfalls in Erwägung gezogen werden». (gbl)

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